1265 - Die heilende Gottin
er sich. Kann ein Gott überhaupt sterblich sein?
Daß Kido ein Gott war, war für ihn absolut sicher. Nur ein Gott konnte Wunder vollbringen.
Er stürzte in den Tempel und rief die Priester zusammen. Bevor er sich jedoch mit ihnen beriet, zog er sich in einen seiner Räume zurück. Er verfiel in einen tranceähnlichen Zustand, in dem er die Nähe Kidos so deutlich spürte, als berühre er ihn mit den Händen. Er glaubte, die Stimme Kidos zu vernehmen.
Schütze mich vor ihr.
Warum kämpfst du nicht gegen sie? Töte sie mit einer Krankheit, so wie du es mit vielen anderen auch gemachthast.
Lange Zeit antwortete Kido nicht, schließlich aber glaubte der Kidowhtar-Darhan einen Gedanken zu vernehmen, der Hilflosigkeit vermittelte. Offenbar war Kido nicht in der Lage, das fremde Wesen mit Hilfe einer Krankheit zu vernichten.
Ksoundoksä erhob sich und ging zu den anderen Priestern. Er epklärte ihnen, daß ein fremdes Wesen mit Hilfe einer Maschine gekommen, und daß dieses Wesen der Todfeind Kidos war.
„Wir müssen es töten", schloß er seinen Bericht. „Unter allen Umständen. Bisher weiß niemand, woher diese Fremde gekommen ist? und was das für eine Maschine ist, die sie hat. Doch darum geht es nicht. Kido hat befohlen, die Fremde zu töten, und wir werden den Befehl ausführen."
Die Priester versprachen, den Befehl auszuführen. Jeder einzelne von ihnen legte den Schwur ab, alles zu tun, was in seinen Kräften stand.
Ksoundoksä war sicher, daß Kidos Sorgen in ein paar Stunden erledigt waren.
Ghrou betastete ihren Leib, der bedrohlich angeschwollen war. Sie hatte starke Schmerzen, und ihre Angst wuchs ins Uferlose. Sie wußte, daß sie nicht mehr lange zu leben hatte.
Ksoundoksä hatte sie verraten, daher konnte sie von Kido keine Hilfe erwarten.
Nachdenklich blickte sie hinaus auf den silbrig schimmernden Kegel.
Der Fremde besaß eine Maschine, die offenbar unendlich viel mehr konnte als jede von den Maghalaern entwickelte Maschine. Vielleicht war das fremde Wesen sogar mächtiger als Kido?
In Thaema-Thahar war es wieder warm geworden. Die Kälte konnte nicht mehr eindringen, seit etwas Unsichtbares die Lücke im Dach geschlossen hatte. Zahlreiche Neugierige waren zusammengeströmt und blicken das seltsame Ding an, das neben dem Haus stand und dieses weit überragte. Niemand aber hielt sich in seiner unmittelbaren Nähe auf. Die Soldaten hatten sich in ein kleines Nebengebäude zurückgezogen, in dem normalerweise die Dienerschaft untergebracht war.
Ich habe nichts zu verlieren, dachte Ghrou. Wenn der Fremde mir nicht hilft, bin ich in ein oder zwei Tagen tot. Warum sollte ich unter diesen Umständen noch auf Ksoundoksä Rücksicht nehmen? Er hat mich betrogen.
Sie verließ das Haus durch einen Seitenausgang. Im Schutz einiger Büsche blieb sie stehen und blickte zu dem Kegel hinüber. Dabei fragte sie sich, wie sie sich bemerkbar machen konnte.
Schüchtern hob sie den rechten Arm und winkte zu dem seltsamen Kegel hinüber, der von verschiedenen Scheinwerfern angestrahlt wurde und somit im hellen Licht stand. Niemand konnte sich ihm nähern, ohne gesehen zu werden.
Ghrou zuckte furchtsam zusammen, als sie plötzlich ein leichtes Zupfen verspürte, und für einen Moment glaubte sie, den Boden unter den Füßen zu verlieren und leichter zu werden. Erschrocken fuhr sie zurück und flüchtete bis zur Tür. Dann aber blieb sie stehen.
Sie begriff.
Das fremde Wesen hatte ihr ein Zeichen gegeben. Es hatte sie mit etwas Unsichtbarem berührt, um ihr zu verstehen zu geben, daß es auf sie aufmerksam geworden war.
Ghrou hob erneut den Arm und winkte. Ebenso wie die anderen hatte sie die Pelze längst abgelegt, da es wieder angenehm warm in Thaema-Thahar war. Jetzt drehte sie sich zur Seite und strich sich mit beiden Händen langsam über den geschwollenen Leib. Sie hoffte, dem fremden Wesen damit zeigen zu können, daß sie krank war und Hilfe suchte.
Wieder berührte sie etwas Unsichtbares, und jetzt stieg sie einige Zentimeter in die Luft. Sie fühlte sich leicht, fast schwerelos, und dieses Mal hatte sie keine Angst, sondern ein angenehmes Glücksgefühl überkam sie.
Entschlossen schritt sie auf den mattsilbrig schimmernden Kegel zu. Als sie ihn erreichte, geschah, womit sie insgeheim gerechnet hatte. Die untere Tür öffnete sich und gab den Weg in das Innere des Kegels frei. „Ghrou, nicht!" schrie eine ihr allzu gut bekannte Stimme hinter ihr.
Ghrou-Thar versuchte, sie aufzuhalten, doch
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