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1265 - Die heilende Gottin

Titel: 1265 - Die heilende Gottin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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erklärte der Hohepriester unwillig. „Was regt sie sich um dieses eine so auf? Wenn es stirbt, legt sie eben ein neues Ei, und die Sache ist in Ordnung."
    „Eben nicht" Ksoundoksä blickte verwundert auf. „Was soll das bedeuten?"
    „Die Ghrou kann keine Kinder mehr bekommen."
    Der Hohepriester lehnte sich in seinem Sessel zurück. Er sah das Problem noch immer nicht. Weshalb machte Ghrou einen derartigen Aufstand um das Kind? Warum hatte sie hinter seinem Rücken mit diesem Priester gesprochen und ihn veranlaßt, gar die Kappe des demütig Bittenden aufzusetzen?
    Gesunde Frauen konnten unbegrenzt Eier legen, wenn sie wollten. Und wenn sie es nicht konnten, war dies auch kein großes Problem. Kein Mann regte sich darüber auf. Wenn unbedingt Nachkommen erwünscht waren, dann nahm man eben das Kind einer anderen Familie an oder ging eine kurze Verbindung mit einer anderen Frau ein, falls man unbedingt an der bisherigen Frau festhalten wollte. Auch bestand die Möglichkeit, eine zweite, dritte oder vierte Frau hinzuzunehmen, eine Bedienstete zu wählen, die als Mutter einsprang, oder eben auf Kinder zu verzichten. Kinder waren in dieser Zeit nicht mehr so unbedingt wichtig - jedenfalls nicht bei den Reichen, sofern diese bereits einen Erben hatten.
    Bei den Armen wurden Kinder als Arbeitskräfte benötigt Bei ihnen waren sie sogar lebenswichtig. „Ja - und?" fragte Ksoundoksä. „Sie kann keine Kinder mehr bekommen. Deshalb erscheinst du bei mir und belästigst mich? Ich kann das Kind der Ghrou nicht retten. Ich hätte viel zu tun, wenn ich alle kranken Kinder von Thaema-Thahar heilen wollte."
    „Die Ghrou weiß noch nicht, daß sie niemals mehr Kinder bekommen wird."
    Ksoundoksä schlug die Faust auf den Tisch, daß dieser beängstigend krachte. Der junge Priester fuhr erschrocken zusammen. Mit zornig flammenden Augen blickte Ksoundoksä ihn an. „Willst du mich zum Narren halten?" rief der Hohepriester. „Warum sagst du mir nicht endlich, um was es wirklich geht?"
    „Tamir, der Gynäkologe, war bei mir", eröffnete ihm der junge Priester. „Wie du weißt, gehört Tamir zur Familie der Skamiriden. Das Herrscherhaus von Thaema-Thahar steht der Familie der Skamiriden scharf ablehnend gegenüber."
    „Ablehnend?" fuhr ihm Ksoundoksä in die Parade. „Das drückt bei weitem nicht aus, wie die Lage wirklich ist. Thaema-Thahar ist mit Skamirid verfeindet. Ein Krieg zwischen unseren beiden Stämmen ist jederzeit möglich. Der kleinste Anstoß genügt. Die Skamiriden sind eifersüchtig auf unsere wirtschaftlichen Erfolge. Sie mißgönnen uns den kleinsten Fortschritt, und sie würden sofort über uns herfallen, wenn wir ihnen einen Anlaß dafür gäben. Allerdings - wir würden es kaum anders machen."
    Der Hohepriester hoffte, daß es nicht zu einem militärischen Konflikt mit den Skamiriden kommen würde. Er dachte daran, daß er einen großen Teil seines Vermögens in Industriebetriebe der Skamiriden investiert hatte, und er haßte es, irgend etwas zu verlieren. „Tamir ist vor vielen Jahren zu uns geflüchtet Er hat sich von seiner Familie losgesagt. Als er damals zu uns kam, hat er dem Herrscherhaus eine Reihe von umwälzenden Erfindungen mitgebracht, die sich bei uns äußerst segensreich ausgewirkt haben. Damit hat er die Gunst des Herrscherhauses gewonnen."
    „Moment mal", unterbrach Ksoundoksä den jungen Priester. „Tamir ist Gynäkologe und Angehöriger der Skamariden-Familie. Sollte er Ghrou behandelt haben?"
    Der junge Priester atmete auf. „Ja, das hat er. Ghrou ist seine Patientin, und jetzt ist ihm ein Kunstfehler bei ihr unterlaufen.
    Dieser Fehler hat zur Folge, daß sie keine Kinder mehr haben wird."
    „Er hat gepfuscht?"
    „Ein ärztlicher Kunstfehler, wie er jederzeit vorkommen kann."
    „Ich glaube, ich verstehe. Tamir war bei dir. Er hat Angst. Er zittert um seine Existenz und um seinen Kopf. Er fürchtet, daß es einen Skandal geben wird, wenn sein Fehler bekannt wird. Er glaubt, daß man ihn zum Teufel jagen wird."
    „Schlimmer", erwiderte der junge Priester. „Wußtest du denn nicht, daß Ghrou eine Enkelin unseres Herrschers ist?" Überrascht schüttelte Ksoundoksä den Kopf. „Sie stammt von lefrayk ab? Vom Herrscher?"
    „Sie ist eine Blutsverwandte lefrayks."
    „Damit wird die Kurpfuscherei des Gynäkologen gefährlich", erkannte der Hohepriester. „Ein Mitglied der Skamiriden-Familie hat einer Blutsverwandten des Herrschers körperlichen und seelischen Schaden

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