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1266 - Schleichende Angst

1266 - Schleichende Angst

Titel: 1266 - Schleichende Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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drangen.
    Er hatte noch nie zuvor Erfahrungen mit kämpfenden Frauen sammeln können. Das hier waren die ersten, und er musste sich eingestehen, dass diese Frauen sich ebenso verteidigen konnten wie Männer und sie mit der gleichen Härte vorgingen.
    Man hatte ihm keine Chance gelassen. Besonders Edda hatte zurückgeschlagen und ihn am Kopf erwischt, während ihm Alice die Beine weggetreten hatte.
    Jetzt lag er auf dem feuchten Boden und wusste nicht, ob er sich darüber freuen sollte, dass er noch lebte. Es lag auf der Hand, welches Schicksal ihn erwischen würde.
    Er brauchte nur den Kopf anzuheben, um den alten Scheiterhaufen zu sehen, der von den beiden Frauen wieder neu bestückt wurde. Sie brauchten ihn dabei nicht im Auge zu behalten, denn sie wussten genau, dass er nicht viel unternehmen konnte. Er war einfach zu schwach, um auf die Beine zu kommen. Und der erste Niederschlag hatte ihm ja bewiesen, wer hier das Sagen hatte.
    Sein Kopf fühlte sich doppelt so dick an wie sonst, und doch war etwas zu hören, das er trotz aller Schmerzen wahrnahm. Geheimnisvolle Stimmen nahmen mit ihm Kontakt auf. Sie wirbelten und tanzten durch seinen Kopf. Er sah die Sprecherinnen nicht, sie hielten sich im Unsichtbaren auf, und er verstand auch nur Fragmente von dem, was sie ihm sagten, aber die Begriffe Rache, Tod und Feuer kamen ihm zu oft vor. Und jedes Mal wenn sie fielen, fingen sie an, sich zu amüsieren. In einer wilden Vorfreude hatten sie Spaß daran, seinen Tod zu erleben, und trotz der Schmerzen und Behinderungen erlebte er wieder die schleichende Angst, die sich in seinem Körper ausbreitete.
    Er hatte sich nie mit dem Tod beschäftigt, dazu war er noch zu jung, aber er hätte auch nie gedacht, mal auf eine derartige Art und Weise ums Leben zu kommen.
    Die Stimmen verschwanden wieder. Dafür vernahm er die der echten Menschen. Seine beiden Mörderinnen unterhielten sich. Sie spornten sich gegenseitig zur Eile an, und der am Boden liegende Biologe hörte auch das Rascheln des Reisigs. Sie hatten sehr trockenes Holz besorgt, er würde brennen wie Zunder. Bei ihnen war alles perfekt vorbereitet.
    »So ist es gut, Alice.«
    »Meinst du?«
    »Es reicht. Es braucht nicht perfekt zu sein. Ich will ihn brennen sehen.«
    Danach schwiegen sie. Es geschah nichts. Auch Schritte waren nicht zu hören. Shaw wunderte sich darüber, dass die Frauen plötzlich so ruhig waren. Er selbst hörte nicht besonders gut, weil die Stimmen in seinem Kopf alles überdeckten. Doch er erfuhr, dass etwas passiert sein musste, was er nicht mitbekommen hatte.
    »Das waren Schüsse, Alice. Ich bin mir sicher.«
    »Meinst du?«
    »Ja, Sally hat geschossen.«
    »Auf wen?«
    »Verdammt, frag nicht so dumm. Bestimmt nicht auf einen Fuchs oder auf ein Reh. Deshalb müssen wir damit rechnen, dass es Ärger gibt.«
    »Und was sollen wir tun?«
    »Weitermachen. Nur schneller.«
    »Gut. Gib mir die Anzünder.«
    »Nein, das mache ich selbst. Kümmere du dich um unseren Freund und zieh ihn hoch.«
    Jetzt hatte Stan Shaw zugehört. Es ging um ihn, und wäre er bei Kräften gewesen, so hätte er jetzt die letzte Chance gehabt, dem Tod zu entwischen.
    Er war es nicht. Die Schwäche hielt auch seine Glieder umfangen. Zwar konnte er sich bewegen, aber nicht so, wie es hätte sein müssen, und so schaffte er es nur, den Kopf anzuheben und zur Seite zu schauen.
    Alice kam von dort und blieb neben ihm stehen. Sie bückte sich, packte zu und zerrte ihn rücksichtslos in die Höhe. Er hing in ihren Armen, der Kopf fiel ihm in den Nacken, pendelte hin und her, dann drehte ihn die Frau heftig herum.
    Sein Blick fiel auf den Scheiterhaufen, der noch nicht brannte - und auf Edda, die vor ihm stand wie eine Königin. Sie stand kurz vor dem Finale, denn sie würde in kurzer Zeit den zweiten Körper brennen sehen. Am Baum hinter dem Scheiterhaufen hatte sie bereits die neuen Drahtschlingen angelegt. Das Kupfer schimmerte metallisch, und nach einem Fingerschnippen stieß Alice den Gefangenen vor.
    Er taumelte auf den Scheiterhaufen und Edda zu. Bei Stan setzte in diesen Augenblicken das Denken aus. Er reagierte nur rein instinktiv. Als diese Sperre brach, da fand er sich bereits am Baum wieder, neben ihm stand Edda, die sofort seine Handgelenke umschloss und die Arme rechts und links des leicht angekohlten Stamms nach hinten zog.
    Start schrie noch einmal auf, als seine Hände an den Stamm gepresst wurden und der verdammte Draht tief in sein Fleisch drückte. Dieser Schmerz

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