1268 - Shao, der Zombie und wir
hielt ein Schwert mit langer Klinge in der Hand. Die Spitze wies auf Suko, der sich fragte, ob die Gestalt auf dem Bett mit dieser Klinge geköpft worden war.
Suko hatte sich zu ihm im wahrsten Sinne des Wortes durchgeschlagen, denn die beiden Leibwächter, die das Lokal an Bildschirmen überwachten, hatten ihm den Weg versperren wollen. Jetzt lagen sie bewusstlos vor ihren Monitoren.
Suko hatte auch die Begrüßung nicht vergessen, denn der gelbe Teufel hatte ihm so etwas wie einen Vorschlag gemacht und von gewissen Gemeinsamkeiten gesprochen.
Daran glaubte Suko nicht, und er gab zunächst auch keine Antwort. Dafür schaute er an dem gelben Teufel vorbei auf die kopflose Leiche und wunderte sich, dass er kein Blut sah, aber das war ihm beim ersten Hinschauen nicht aufgefallen.
Der Mann hatte Sukos Blick bemerkt. Er lachte kehlig, drehte sich um und stach blitzschnell mit seinem Schwert zu. Er stieß die Klinge in die Brust des Kopflosen und hob den Körper mit einer lässigen Bewegung an, und zwar so, dass er nicht von der Klinge rutschte. Erst nach einer zuckenden Handbewegung löste sich der Körper von der Klinge und fiel zu Boden. Er rutschte vor Sukos Füße.
Erst jetzt erkannte Suko die ganze Wahrheit. Vor ihm lag kein Mensch, sondern eine Schaufensterpuppe, der der Kopf abgeschlagen worden war. Deshalb hatte er auch kein Blut gesehen.
»Geschockt?«
»Kann man so sagen.«
Der Mann im gelben Seidenmantel ging auf ein Sitzkissen zu und ließ sich darauf nieder. Wieder ließ er die Klinge durch seine linke Hand gleiten, ohne sich dabei zu verletzen. Er blickte Suko an, der seine Lippen noch immer geschlossen hielt.
»Was willst du hier?«
»Zunächst möchte ich wissen, mit wem ich es zu tun habe.«
»Ich heiße Aldo San Eng.«
»Und wer sind Sie? Welche Funktion erfüllen Sie hier in diesem Etablissement?«
Aldo zuckte mit den Schultern. Er gab sich gelassen, als würde er mit einem Bekannten plaudern.
»Manche sagen Chef zu mir.«
»Oh. Und ich dachte, der Chef sei ein gewisser Jacky Wong.«
Aldos Augen begannen zu glänzen. Er wiederholte den Namen Wong in einem bestimmten Tonfall, der sogar ehrfürchtig klang. »Nein, das bin ich nicht. Ich bin nicht würdig, zu so hohen Weihen zu gelangen. Jacky Wong ist etwas Besonderes, einer, der dem großen Ziel eines Menschen bereits sehr nahe gekommen ist.«
»Hört sich an, als wäre er so etwas wie ein Gott für Sie?«
»Nicht nur für mich, auch für alle anderen. Er bewegt sich in einer Sphäre, in die wir nicht hineingelangen. Sie ist nur für wenige Auserwählte präsent.«
»Und das ist Jacky Wong?«
»Ja. Aber ich wundere mich, dass du es nicht weißt, Suko.«
»Ach, Sie kennen mich.«
»Wer von uns kennt dich nicht?«
»Danke.«
»Wir haben unsere Beziehungen, und wenn jemand von uns Karriere macht, dann wird das verfolgt. Wir sind stolz auf ihn. Nur sollte er sich nicht in unsere Angelegenheiten einmischen. Wenn das geschieht, müssen wir unsere Solidarität vergessen.«
»Gut gesagt, aber Solidarität gibt es nur zwischen Menschen, die sich an die Gesetze halten.«
»Haben wir das nicht?«
»Ich fürchte nein.«
»Was ist der Grund?«
»Bisher drei tote Frauen, und sie stammen allesamt aus Ihrem ›Dreifachen Paradies‹.«
Aldo lachte leise. »Sage nicht, dass du mich jetzt als Mörder verhaften willst. Als Polizist brauchst du Beweise, und du wirst hier bei mir keine finden. Ich mache dir einen Vorschlag. Lass uns unseren Weg gehen. Komm zu uns, wenn du essen, trinken und dich vergnügen willst, aber versuche nicht, in unseren Kosmos einzudringen. Das könnte auch einem Polizisten und einem Landsmann schlecht bekommen.«
»Ich bin auf der Suche nach einem grausamen Mörder.«
»Aber nicht hier!«
Suko blieb hart. »Es gibt keine anderen Spuren. Und ich weiß inzwischen auch, dass es wohl mehr tote Frauen werden sollen als nur drei. Das kann ich nicht hinnehmen.«
»Da weißt du mehr als ich.«
»Heute Morgen wurde eine vierte Frau entführt. Ich kann mir vorstellen, dass sie ebenfalls hier gearbeitet hat. In der Bar habe ich die Mädchen gesehen, und ich werde nicht eher aufgeben, bis ich diese Frau gefunden habe.«
Aldo grinste wieder, was Suko als widerlich empfand. »Du bist zäh, nicht wahr?«
»Das muss man sein.«
»Schön. Aber manchmal kann es auch gefährlich seien. Auch eine gewisse Zähigkeit kann irgendwann reißen, und davor möchte ich dich warnen. Es könnte noch etwas anderes passieren, wenn du nicht
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