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1271 - Die Geister, die sie rief

1271 - Die Geister, die sie rief

Titel: 1271 - Die Geister, die sie rief Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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klar und deutlich. Ich kenne dich aus Erzählungen. Ich weiß, dass du vielen Menschen, die zu dir kommen, Ratschläge gibst. Hier hast du dich versteckt, und das Wissen besitzt auch nicht jeder. Davon gehe ich mal aus. Ich möchte etwas von diesem Wissen abbekommen.«
    »Ach.« Camilla bewegte sich im Sessel. Sie stöhnte dabei. »Und was soll ich dir übermitteln?«
    »Nennt man dich nicht eine Hexe?«
    Das Lachen der Camilla klang kichernd und trotzdem hohl. Dann rieb sie ihre Handflächen gegeneinander und hinterließ dabei raschelnde Geräusche. Sie hustete vor sich hin, ihre Schultern bebten, und sie schüttelte den Kopf. »Was bedeutet das schon, eine Hexe genannt zu werden? Früher bin ich darauf sehr stolz gewesen, aber heute ist das anders. Heute bin ich alt, verbraucht. Ich bin mehr tot als lebendig. Nein, da kann man nicht von einer Hexe sprechen. Ich wäre froh, diese Kräfte noch zu besitzen. Aber auch Hexen sind nur Menschen.« Sie lachte über ihren eigenen Witz.
    »So solltest du nicht reden. Ich glaube dir nicht. Immerhin bist du bewacht worden.«
    Camilla hob den Kopf. Ihre dünnen Lippen verzerrten sich. »Nein, das ist keine Wache gewesen. Die Männer hier haben nur aufgepasst und gewartet. Es verirren sich ja immer wieder Fremde. Und sie sollen es nicht so leicht haben.«
    »Ja, das habe ich gemerkt, Camilla. Dennoch habe ich mich nicht abhalten lassen.« Justine lächelte mokant und ging auf die alte Frau im Sessel zu. So wie sie sich bewegte, wirkte sie sehr arrogant.
    Sie ging mit dem Ausdruck »Mir kann keiner etwas« und blieb so dicht vor Camilla stehen, dass sie fast ihre Knie berührte. Sie senkte den Kopf, um die Alte anzuschauen.
    Sekundenlang sprach niemand ein Wort. Jede versuchte, die andere abzuschätzen. Camilla besaß nicht die Nerven wie Justine, die nicht zeigte, wer sie wirklich war. Das hatte sie sich für einen späteren Zeitpunkt aufbewahrt.. Hätte die Alte gekonnt, wäre sie geflohen, aber ihr waren Grenzen gesetzt worden.
    »Was willst du von mir?«
    »Alles!« flüsterte Justine.
    Camilla musste lachen. »Was heißt das? Was ist alles?«
    »Du bist eine Hexe. Du wirst von vielen Menschen um Rat gefragt, aber deshalb bin ich nicht gekommen. Ich möchte etwas von dir haben. Ich will das, was sich in deinem Besitz befindet.«
    Camilla sprach dagegen. »Eine wie ich braucht nichts, verstehst du? Ich bin auch ohne Mittel glücklich. Deshalb kannst du mich nicht berauben, verdammt.«
    »Ich spreche nicht von Geld.«
    »Wovon dann?«
    Justine beugte sich noch weiter nach unten. Sie spreizte die Arme und stemmte die Hände gegen die beiden Lehnen des Sessels. »Es ist etwas Ideelles. Etwas, das dir immer gut getan hat. Etwas, mit dem du deine Macht aufbauen konntest. Verstehst du das?«
    »Nein…«
    »Ich will den Stab!«, zischte die blonde Bestie und ließ das Gesicht der alten Hexe nicht aus den Augen. Sie wollte jetzt Reaktion erkennen können.
    Camilla sagte kein Wort. Sie presste nur die Lippen zusammen. Ihre schmalen Glitzeraugen hatten leicht gezuckt. Justine glaubte sogar, einen stärkeren Schweißgeruch wahrgenommen zu haben, wohl ein Anzeichen darauf, dass die alte Frau nervös geworden war.
    »Verstanden?«
    »Ja.«
    »Wo ist er?«
    »Es gibt ihn nicht.«
    »O doch«, flüsterte die Cavallo. »Es gibt ihn. Das weiß ich verdammt genau. Dieser Stab ist wichtig. Man kann damit herrschen und beherrschen. Du hast damit die Hexen beherrscht, habe ich gehört. Du hast sie mit Hilfe des Stabs nach deiner Pfeife tanzen lassen. Das alles habe ich mir nicht eingebildet. Das habe ich selbst gehört. Mit meinen eigenen Ohren, und die sind verdammt gut.«
    »Man kann sich auch irren.«
    »Nein, Camilla, nicht ich.«
    Die alte Hexe schnappte nach Luft. Sie verzog dabei das Gesicht und ließ zugleich ein Knurren hören. »Lass mich in Ruhe, Justine. Ich bin eine alte Frau. Ich stehe kurz vor meinem Ende. Man wird mich holen, und bestimmt ist es der Teufel. Ich will nicht mehr. Geh weg! Verschwinde! Du gehörst nicht zu uns…«
    »Das ist wohl wahr, Cavallo, ich gehöre nicht zu euch. Aber ich will den Weg zu euch finden. Und da ist es gut, wenn ich das bekomme, das dir einmal gehörte und dir so viel Macht verliehen hat. Es stimmt, wenn du sagst, dass du alt geworden bist und jeden Tag sterben kannst. Deshalb bin ich hier. Ich werde versuchen, einen Teil deines Erbes zu übernehmen.«
    »Nein, verschwinde!«
    Justine lachte. Sie verschwand nicht. Allmählich fing das Spiel an,

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