1271 - Finale in der Tiefe
wunden waren, absolut normal. Aber in diesem Augenblick hätte Perry Rhodan eine Hand und ein Auge dafür gegeben, von Gesil selbst zu erfahren, daß es ihr und dem Neugeborenen gut ging. Er dachte an Atlan und Jen Salik. Auf psionischem Weg, in der Art einer Vision, war ihm die Nachricht übermittelt worden, daß sie während ihres Einsatzes in der Tiefe den Tod gefunden hätten. Es gab keinen logischen Grund, an der Echtheit der Nachricht zu zweifeln. Und dennoch weigerte er sich zu glauben, daß derart Unwiderrufliches geschehen sei. Es ergab - auf einer Ebene, die höher lag als das Niveau der reinen Logik - keinen Sinn, daß die beiden Freunde das Leben verloren haben sollten.
Sie waren im Auftrag der Kosmokraten unterwegs gewesen. Und doch: Hatte er nicht schon öfter das Empfinden gehabt, die Tiefe sei ein Bereich, der selbst den Kosmokraten verschlossen war? Hatte er sich nicht schon einigemal darüber gewundert, warum die Mächte jenseits der Materiequellen Wesen einer niedereren Sphäre dazu ab kommandierten, ihre Aufträge zu erledigen? Ungewißheit hier - Ungewißheit dort. Er sträubte sich gegen den Zwang, in den er gepreßt worden war. Er wollte frei sein, sich um seine eigenen Belange kümmern können. Er wollte Gesil wiedersehen, das Kind in den Armen halten. Er wollte Atlans Stimme hören, und es verlangte ihn danach, Jen Salik etwas zu sagen. Eine Erinnerung drängte sich ihm auf. Er war dem V‘Aupertir bis in die letzte Devolutionsphase gefolgt. Er war an ihn gekettet gewesen und hatte geglaubt, mit ihm untergehen zu müssen, als er in das große Meer zurücktauchte, das vor dem Anfang allen Seins gewesen war. Als aber die Urzelle des Volkes, das sich V‘Auper tir genannt hatte, endgültig verging, da war er plötzlich frei gewesen und hatte sich in rasendem Flug entlang der Linien des psionischen Netzes auf den Standort des Superwesens ES zu bewegt.
Andere Bewußtseine waren gleich dem seinen auf den vielfach verschlungenen Strängen und Fäden des Psi-Netzes gereist. Er hatte sie als huschende Lichtpunkte, als Sternschnuppen wahrgenommen. Eines der Bewußtseine hatte ihn angesprochen. Er erinnerte sich, wie überrascht er gewesen war. Wer bist du? hatte er gefragt, und das andere Bewußtsein hatte geantwortet: Du kennst mich. Wir sind alte Bekannte. Erkennst du mich denn nicht? Perry? Gib dich mir zu erkennen, hatte er gefordert. Darauf hatte der andere geantwortet: Die Zeit ist noch nicht reif. Aber sie wird kommen. Kehre in deine vertraute Welt zurück und vollende, was du begonnen hast. Danach werde ich mich wieder melden, und dann werde ich dich fragen, ob du zu uns kommen willst. Ich glaube sogar, daß du keine andere Wahl haben wirst, als dich uns anzuschließen. Auf bald also. Wer hatte so zu ihm gesprochen, und was hatten seine Worte zu bedeuten? Die Stimme war ihm vertraut erschienen, und seit jener Zeit grübelte er darüber nach, mit wem er dort im Netz der psionischen Felder für wenige Sekunden mentalen Kontakt gehabt hatte. Die Antwort entzog sich ihm, aber er war sicher, daß er sie eines Tages finden würde. Er sah nicht auf, als das Summen des Hauptschotts ertönte. Außer ihm und den Robotern gab es nur noch zwei Wesen an Bord dieses Schiffes, die um diese Zeit schon wieder auf den Beinen sein konnten. Er hörte das charakteristische Rascheln des Gewands, das man vor Jahren auf den Namen „Flüsterhemd" getauft hatte. Er spürte, wie seine Muskeln sich versteiften. Er empfand Abneigung und Widerwillen und wunderte sich nicht darüber. Zuviel war in der jüngsten Vergangenheit geschehen, womit er sich nicht hatte abfinden können. Gewiß, er hatte diesen Auftrag übernommen, und sie kamen zu keinem anderen Zweck, als ihn dar an zu erinnern. Er stand zu seinem Wort. Aber es würde der letzte Auftrag sein. Diesen Vorsatz sollte ihm niemand mehr umstoßen. „Es ist an der Zeit, Terraner", sagte eine Stimme, die er einstmals als sympathisch empfunden hatte. „Wir brechen auf" Er hob den Blick und sah Taurec und Vishna, die beiden Kosmokraten, unter dem offenen Schott stehen.
*
Sie hatten ihm noch ein paar Minuten zugestanden. Er müsse sich noch mit Hamiller absprechen, hatte er gesagt. Es seien Anweisungen für die Zeit seiner Abwesenheit zu geben. Er werde sich mit ihnen in jenem Hangar treffen, in dem die SYZZEL startbereit stand. Das Gespräch mit Hamiller nahm nur wenige Minuten in Anspruch. Die Bewußtlosen wurden einstweilen sich selbst überlassen. In
Weitere Kostenlose Bücher