1275 - Die Gorim-Station
hatte.
Der Frager war Falco Hoelzel, aber weder Path noch ich waren in der Lage, eine Antwort zu geben.
Krächz, der äußerlich ein fast mannsgroßer Kasten war, schob sich ein Stück nach vorn.
Ein paar bunte Drähte lösten sich aus seiner seitlichen Verschalung und baumelten herab.
„Antworte, Longasc!" brüllte Falco. Sein aufgeregtes Gesicht erschien in der Holo-Projektion des Kommunikationsgeräts. „Oder wir koppeln dich ab!"
Ich sah schon alle meine Träume in den Dimensionen verwehen. Closcurt, der alte Gauner, der eine Reihe von technischen Tricks beherrschte, kam mir in den Sinn. Hatte er mir am Ende bei unserer letzten Begegnung ein Kuckucksei an Bord geschmuggelt?
Vielleicht stammten die Hinweise meiner Positronik gar von ihm? Und vielleicht erlaubte er sich einen seiner berüchtigtbrutalen Scherze mit einem bedauernswerten Shabaren, der sich auf dem Weg zum echten Freibeuter befand?
„Es ist alles in Ordnung, Falco", rief ich etwas überhastet.
„Es ist nichts in Ordnung", mischte sich Path ein. „Hol mich 'rüber, Falco. Hier spukt es."
Das Gewimmer erstarb. Krächz wackelte noch einmal. Dann schob sich eine kleine Kugelgestalt unter ihm hervor.
Plump, mein lieber und einziger Freund!
„Hol mich!" tönte das Mädchen noch einmal, das ihn noch nicht bemerkt hatte. „Hier spukt es!"
„Es spuckt! Er spuckt im hohlen Tisch", quäkte der Distelfrosch und spuckte irgendwo aus seinem Körper eine kleine gelbe und flüssige Kugel aus, die vor Path auf den Boden platschte.
Erschrocken hüpfte sie zur Seite.
„Er ist zu Ende." Ich jubelte Plump zu. „Er ist vorbei, der dumme Winterschlaf!"
„Dummes Rinderschaf!" quietschte Plump mich an.
2.
Nachdem sich die Aufregung um die seltsamen Geräusche aus meiner CANTLERY wieder gelegt hatte, kam Path noch einmal mit Falco zu mir herüber. Der Vironaut begrüßte Plump freundlich, und der Distelfrosch antwortete mit einem heillosen Durcheinander von Sothalk- und Interkosmo-Begriffen.
Die beiden hatten sich ja schon lange vor dem Winterschlaf meines einzigen Begleiters angefreundet, so daß dieses Zeremoniell verständlich war.
„Ich bin aber nicht nur wegen Plump gekommen", feixte Falco. „Wir stehen inzwischen am Rand von Siom Som, und da müssen unsere Virobosse ein paar Entscheidungen treffen."
„Virobosse", brummte der Distelfrosch abgrundtief.
„Was", fragte ich, „sind bitte Virobosse?"
„Eine Wortschöpfung von mir", entgegnete Falco scheinbar verblüfft. „Steht für Tek, Irmina, Bully und Roi."
„Dreck im Gully und neu", quietschte Plump vergnügt.
Sein Bedürfnis, alles Gehörte mehr oder weniger verändert nachzuplappern, schien nach der Schlafpause „besonders ausgeprägt zu sein. Das bedeutete, daß in Gegenwart meines kleinen Freundes kein vernünftiges Gespräch möglich war. Daher schnappte ich mir den kugeligen Burschen, holte ihm etwas zu fressen und sperrte ihn in einen Nebenraum der Zentrale der CANTLERY.
„Du meinst also", wandte ich mich dann an den jungen Terraner, „daß die vier Kommandanten der Virenschiffe vor weitreichenden Entscheidungen stehen, die sie mit mir koordinieren wollen."
„Ganz so ist es nicht", wiegelte Falco meine wohl etwas übertrieben selbstbewußte Aussage ab. „Es ist eher so, daß du erfahren sollst, was sie planen, damit du dich entscheiden kannst."
„Ach so", meinte ich etwas enttäuscht.
„Du hast vielleicht bemerkt oder erfahren", fuhr Falco fort, „daß die verschiedenen Gruppen von Vironauten an Bord der BOSCYK, der EXPLORER und der ÄSKULAP unterschiedliche Motive und Ziele haben."
„Du meinst andere Ziele als ihr von der LASHAT?"
„Nicht nur das", hakte Path ein. „Sie sehen im Sinn ihrer Expeditionen auch untereinander nicht das gleiche. Es haben sich schon damals vor dem Start in der Milchstraße verschiedene Interessengruppen gebildet, die sich auf den verschiedenen Virenschiffen zusammenfanden. Das zeigt sich jetzt wieder ganz deutlich. Fast jeder will einen anderen Weg gehen."
Das war eine herbe Enttäuschung für mich, denn insgeheim hatte ich gehofft, der ganze Verband würde die geheimnisvolle Gorim-Station in der westlichen Hemisphäre von Siom Som aufsuchen. Die geballte Macht der Virenschiffe hätte meine Pläne begünstigt.
„Das finde ich nicht besonders schlau", warf ich daher ein. „Nur gemeinsam seid ihr stark genug gegenüber den Mächten der Ewigen Krieger."
„Du wirst daran nichts ändern." Falco zuckte bedauernd mit den
Weitere Kostenlose Bücher