1277 - Der Fanclub
sehen?«
»Sie sind beide da.«
»Und? Wie geht es ihnen?«
Johnny zuckte mit den Schultern. »Sie sind nicht zu stark eingeschränkt. Dad liegt im Sessel.«
»Liegt?« flüsterte ich verwundert. »Ja, so ähnlich. Halb liegend und halb sitzend. Kann sein, dass man versucht hat, ihn fertig zu machen.«
»Und was ist mit deiner Mutter?«
»Sie steht mit einer Frau zusammen.«
»Normal? Wird sie bedroht?«
»Nein, John. Nicht mit einer Waffe. Aber die anderen vier Typen sind auch da.«
»Aber sie halten keine Waffen in den Händen?«
»Genau!«
»Was ist mit ihren Masken? Haben sie die Totenköpfe übergestreift?«
»Auch nicht.«
Ich nickte. »Also haben wir alle zusammen. Das sieht schon mal recht günstig aus.«
Dem wollte Johnny nicht zustimmen. »Meine Eltern sind aber die Geiseln«, sagte er. »Wir können das Zimmer nicht stürmen, auch wenn sie keine Waffen in den Händen halten, sie haben bestimmt welche bei sich.«
»Das denke ich auch.«
Johnny schaute mich mit flackerndem Blick an. Er hatte große Angst um seine Eltern. »Was machen wir dann?«
Wir konnten uns nicht viel Zeit lassen. Alles musste schnell über die Bühne gehen. Ich hatte mir schon in den letzten Sekunden etwas überlegt, aber es waren bisher nur Fragmente gewesen. Jetzt aber entwickelte ich aus diesen Einzelstücken einen Plan, den ich Johnny unterbreitete und ihm erklärte, dass wir jetzt Partner waren, die auf Gedeih und Verderb zusammenhalten mussten.
»Alles verstanden?« fragte ich.
»Ja.«
»Auch einverstanden?«
»Immer.«
»Gut, dann drück uns die Daumen, dass es klappt.«
»Es muss klappen, John, es muss…«
***
Sheila Conolly kannte die Menschen gut genug, um zu wissen, wann der Punkt erreicht war, wo es keinen Sinn mehr hatte, Vorschläge zu machen oder zu diskutieren. Da war die Mauer dann aufgebaut worden, und sie ließ sich auch nicht einbrechen.
Deshalb hielt Sheila den Mund und tat so, als hätte sie sich in ihr Schicksal ergeben. Ab und zu warf sie ihrem Mann einen Blick zu. Er hatte seine unnatürliche Sitz- oder Liegehaltung noch nicht verändert. Dass er sich so in den Sessel hineingedrückt hatte, ließ darauf schließen, dass er mit Schmerzen kämpfte und diese Haltung für ihn bestimmt die bequemste war.
Ellen Hardy sprach Sheila wieder an. »Das Gute bei Stricken ist, mit denen wir euch fesseln werden, dass die Flammen sie mit verbrennen. Es wird also keine Spuren geben und auch keine Hinweise auf uns.«
»Sie vergessen John Sinclair.«
Ellen Hardy lachte. »Nein, den habe ich nicht vergessen. Aber sag ehrlich, was hat er denn gegen uns in der Hand? Nichts, gar nichts. Er kennt uns nicht mal…«
»Das kann sich schnell ändern.«
»Wovon träumst du in der Nacht?« Ellen Hardy ließ sich nicht beirren. Sie schnickte mit den Fingern und winkte den hellblonden Phil Cross zu sich. »Hast du die Stricke bei dir?«
»Habe ich doch immer. Ich stehe doch darauf«, erklärte er grinsend.
»Dann fesselt sie«
Plötzlich wurde Sheila bewusst, wie endgültig sich dieser Befehl angehört hatte. Sie merkte, dass ihr das Atmen schwer fiel, und sie dachte wieder an Johnny, der in seinem Bett lag, tief und fest schlief und von nichts ahnte.
Das Feuer würde auch ihn überraschen. Vielleicht aber wachte er zuvor auf und konnte sich einen Weg ins Freie bahnen. Doch die meisten Brandopfer waren nicht verbrannt, sondern erstickt und…
Ihre Gedanken rissen.
Jemand hatte geflucht. Es war der ganz in Schwarz gekleidete Typ mit den schulterlangen Haaren.
Er deutete auf das Fenster, und seine Stimme klang plötzlich schrill.
»Scheiße, da ist jemand!«
Plötzlich waren Sheila und Bill vergessen. Fünf Augenpaare glotzten das Fenster an und dabei auch auf die Lücke zwischen den beiden Vorhanghälften.
Das Licht erreichte auch die Scheibe und damit das Gesicht, das sich dahinter abmalte. Es war ein junges Gesicht, das in das Zimmer hineinschaute.
»Johnny, mein Gott!« keuchte Sheila.
Ellen Hardy reagierte sofort. »Holt ihn euch - los!«
Phil Cross und Clint Warren stürmten los, während sich Ellen drehte und Sheila eine Frage stellte.
»Wer ist das?«
»Unser Sohn…«
Ellen Hardy lachte nur schallend…
ENDE des ersten Teils
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