1277 - Der Fanclub
unwillkürlich daran, was Johnny, mein Patenkind, in seinem jungen Leben schon alles durchgemacht hatte. Es grenzte beinahe schon an ein Wunder, dass er so normal geblieben war.
Wir waren in einen kleinen Weg eingebogen, der im Winter sicherlich bei genauem Hinschauen zu sehen war. Im Sommer weniger, da war er nämlich von zwei Seiten zugewachsen. Die Zweige der Büsche und der darüber stehenden Bäume bildeten ein Dach, das kaum Sonnenlicht durchließ und in der Nacht finster wie der Schlund der Hölle war.
Beide mussten wir uns ducken, um nicht die Peitschenschläge der Zweige zu spüren. Johnny ging mit schnellen und zielsicheren Schritten. So schritten wir praktisch zwischen zwei Grundstücken entlang, die tief im Dunkeln lagen. Es mochte sein, dass hier und da eine Lampe ihr Licht verstreute, aber das blieb uns durch die dichte Bewachsung verborgen.
Johnny blieb plötzlich stehen. Er drehte sich. Dabei nickte er mir zu und deutete nach rechts. Viel war nicht zu sehen. Als Johnny begann, Zweige zur Seite zu schieben, tat ich es ihm nach, und ich sah, dass wir beide vor einem Zaun aus Maschendraht standen, der für uns kein Hindernis war.
»Liegt dahinter schon euer Grundstück?«
»Ja.«
»Und wo kommen wir raus?«
»An der Seite.«
»Gut. Aber wo müssen wir dann hin?«
Johnny dachte einen Moment nach. »Ich denke, dass sie meine Eltern in Dads Arbeitszimmer gebracht haben. Oder aber ins große Wohnzimmer. Das weiß ich nicht so genau.«
»Wie sieht es mit den Rollos aus?«
»Vor dem Wohnzimmerfenster sind sie zu.«
»Ganz? Oder kann man durchschauen?«
»Keine Ahnung. Ich habe es noch nicht versucht.«
»Dann komm.«
Ich dachte an die Überwachung durch die Kameras. Johnny hatte davon nicht gesprochen, demnach waren sie auch nicht wichtig. Über den Zaun zu klettern, war kein Problem. Das fing bei den Büschen an, die uns unbedingt zurückhalten wollten. Wir mussten ihre Zweige wie Draht zur Seite biegen. Dabei nahmen wir in Kauf, dass sie immer wieder zurückschnellten.
Nach einem sehr langen Schritt, den ich geduckt zurücklegte, fand mein Fuß sich auf einem weichen Rasen wieder. Ich blieb stehen und schaute nach vorn, wo Johnny sich bereits hinter einem hohen Topf zusammengeduckt hatte. Aus dem Gefäß wuchsen helle Margariten hervor und hatten sich zu einem riesigen Strauch ausgebreitet.
Ich ging zu Johnny und duckte mich ebenfalls. Er drehte mir seinen Kopf zu. Dann lächelte er.
»Was freut dich so?«
»Sie sind noch da.«
»Gut. Woher weißt du das?«
Er deutete mit dem rechten Arm an dem Topf vorbei. »Das Fenster, das du da siehst, gehört zu Dads Arbeitszimmer. Sie haben das Rollo nicht davorgezogen, sondern nur von innen die Vorhänge, und die schließen auch nicht ganz dicht. Da schimmert das Licht durch.«
»Super.«
»Ich schaue mal nach.«
Bevor ich noch etwas sagen konnte, war der Junge bereits gestartet. Er huschte über den Rasen hinweg und duckte sich dabei. Dabei benahm er sich wie ein Profi und lief nicht auf dem direkten Weg zum Fenster hin. Er schlug einen Haken und hatte wenig später die Hausmauer erreicht, an der er sich zusammenduckte.
In dieser Haltung verharrte er. Ich sah ihn nur noch als Schatten, der sich dann in die Höhe drückte und noch immer geduckt dorthin lief, wo sich das Fenster abmalte.
Darunter fiel er zusammen.
Ich blieb bei diesem Trog und wartete ab. Es musste etwas passieren, und zwar schnell. Zunächst wollte der Junge die Lage sondieren und schob sich behutsam in die Höhe, damit er einen Blick durch die Scheibe werfen konnte.
Ich hielt es in meiner Deckung nicht mehr aus und wollte auch so schnell wie möglich an das Haus heran. Wächter waren hier draußen nicht aufgestellt worden. Die Bande fühlte sich anscheinend sehr sicher. Das war gut so, denn umso überraschender würde sie unser Erscheinen schocken. Wir durften nur nichts überstürzen und nicht die Nerven verlieren, sondern mussten eiskalt handeln, auch wenn es uns schwer fiel.
Als ich die Hauswand erreichte und mich dort ebenfalls zusammenduckte, hatte er bereits einen Blick in das Zimmer werfen können. Johnny riskierte noch einen zweiten, dann drehte er mir den Kopf zu und nickte.
Das sah schon nicht schlecht aus.
Johnny kam im Entengang näher. Dicht vor mir blieb er knien. Als ich ihn anschaute und jetzt aus der Nähe sah, da stellte ich fest, dass ihn der Anblick mitgenommen hatte. Zumindest das Zittern konnte er nicht unterdrücken.
»Was gab es zu
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