1278 - Das Mord-Gespenst
hatten vieles über Bord geworfen und wären auch nicht davor zurückgeschreckt, einen Menschen zu töten, das wusste ich von Bill, der sich beinahe eine Kugel eingefangen hätte.
Sie waren abgebrüht, von ihrer Sache überzeugt, was ich jetzt noch erlebte, und sie würden ihren Weg weitergehen und versuchen, die Zeugen auszuschalten, zu denen jetzt auch Johnny gehörte.
Der Platz hinter den Gartenmöbeln war für mich recht günstig. Ich konnte die gesamte Breitseite des Bungalows beobachten, aber dort tat sich noch nichts.
Wichtig war es, dass ich die Nerven behielt und auch Johnny in seinem Versteck blieb.
Ich wartete auch darauf, dass der Lichtschein einer Lampe durch den Garten geisterte. Noch sah ich nichts. Auch Schritte waren nicht zu hören. Kein scharfes Atmen, keine flüsternd geführte Unterhaltung. Hier blieb zunächst alles ruhig.
Bis die Gestalt plötzlich da war!
Obwohl ich mich darauf eingestellt hatte, war ich überrascht, als sie so plötzlich im Garten stand.
Der Mann war um das Haus herumgegangen, und er hatte die Totenkopfmaske nicht über den Kopf gestülpt. Er stand einfach nur auf der Wiese und wartete ab. Bewaffnet schien er nicht zu sein. Jedenfalls sah ich nichts dergleichen in seinen Händen, aber mir fiel etwas anderes auf.
Ich kannte ihn.
Es war genau der Typ, mit dem ich schon einmal zusammengerasselt war. Er hatte mich in diesem tristen Hinterhof mit seinem Messer angegriffen und war dann zweiter Sieger geblieben. Leider hatte ich nicht hart genug zugeschlagen, denn als Bill und ich ihn uns hatten schnappen wollen, war er verschwunden gewesen. Er war einfach zu schnell aus der Bewusstlosigkeit erwacht.
Neue Waffen hatte er sich nicht verschafft, sonst hätte er anders reagiert. So stand er nur da und schaute sich um, während er die eingeschaltete Lampe bewegte und mit dem hellen Arm die Dunkelheit zerschnitt. Noch huschte das Licht über den Boden hinweg, senkte sich allerdings sehr schnell, sodass der Mann seine direkte Umgebung absuchen konnte, das Buschwerk zunächst außer Acht ließ und das Licht dabei unbewusst in meine Nähe wandern ließ.
Ich bewegte mich nicht und hoffte nur, genügend dicht mit den Stühlen und dem Tisch verschmolzen zu sein. Plötzlich kam der Lichtkegel zur Ruhe. Er zeichnete den Kreis genau am Rand der Terrasse gegen den Boden, und ich hörte, wie der Mann tief Luft holte. Es klang fast wie ein Seufzen.
»He, du bist Johnny. Das weiß ich von deiner Mutter. Sie hat uns alles gesagt. Ich würde dir raten, dich zu zeigen. Wenn nicht, schneiden wir deinen Alten die Hälse durch und legen die Toten dann hier auf den Rasen. Es liegt also an dir, ihnen dieses Schicksal zu ersparen. Und es hat auch keinen Zweck, wenn du die Bullen anrufst. Wir werden immer schneller sein, das kannst du mir glauben.«
Johnny verhielt sich still. Das war gut. Auch von meiner Seite hörte der Kerl nichts. Ich hatte herausgefunden, dass er Paul Litcomb hieß und wegen einiger Delikte vorbestraft war, die alle etwas mit seinem verdammten Messer zu tun gehabt hatten.
»Viel Zeit hast du nicht, Johnny.«
Paul erlebte keine Reaktion.
Er war nahe genug bei mir, dass ich sein Flüstern hörte und auch verstand. Es waren einige Flüche, die er durch die Zähne quetschte. Dann bewegte er wieder seine Hand mit der Lampe, und der Lichtstrahl glitt wieder durch den dunklen Garten.
»Du hast nicht mehr viel Zeit, Johnny, das sage ich dir. Wenn ich in einer Minute keinen Erfolg gemeldet habe, und da brauche ich nur zum Fenster hinzuwinken, ist für deine Alten der Käse gegessen. Ich an deiner Stelle würde es mir überlegen.«
Mehr sagte Litcomb nicht. Das Ultimatum war auch für mich irgendwie bindend. Innerhalb dieser Zeitspanne musste mir etwas einfallen. An einen Bluff glaubte ich nicht.
Zuvor allerdings geschah etwas anderes. Ein zweiter Typ tauchte auf. Er hatte sich bestimmt an der Vorderseite des Hauses umgeschaut, dort aber nichts gesehen und kehrte nun zu seinem Kumpan zurück.
»Da vorn war nichts, Paul!«
»Bist du sicher?«
»Hier hinten kann man sich besser verstecken.«
Paul lachte. »Sicher, du hast Recht. Aber die kleine Ratte hier will nicht aus ihrem Versteck.«
»Vielleicht ist er abgehauen.«
»Nein, Archie, das glaube ich nicht. So blöd ist der nicht. Der weiß doch, dass es seinen Alten schlecht ergeht. Wenn er sie retten will, muss er kommen.«
Sie hatten so laut gesprochen, dass ihre Worte auch in der entferntesten Ecke des Gartens zu hören
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