1278 - Das Mord-Gespenst
Zwischenzeit…«
Bill schüttelte den Kopf. »Das haben wir leider nicht, Suko. Toby ist weg!«
»Verdammt!«
Für den Moment standen wir da wie begossene Pudel. Irgendwas stimmte da nicht, bis sich Sukos Miene veränderte und er an uns vorbeischaute. »Nein, Freunde, er ist noch nicht verschwunden. Er ist da. Nur eben hinter euch.«
»Und was macht er?«
Suko schüttelte den Kopf. »Das gibt es nicht«, flüsterte er. Mehr sagte er nicht, aber wir sahen schon, dass Ellen reagierte. Sie hatte ihre Hände sinken lassen, damit sie sich durch ihre Hilfe abstützen und so aufstehen konnte.
Sie kam langsam in die Höhe, und keiner von uns griff ein, denn wir ahnten, dass sie etwas vorhatte, das in keinem Zusammenhang mit uns stand.
Auf einmal waren auch die beiden Männer nicht mehr wichtig. Wir stießen sie zur Seite. Sie rannten nicht weg, sondern schauten auf Ellen und zugleich auf das Mord-Phantom.
Beide gingen aufeinander zu.
Ellen mit ihrem blutigen Gesicht, aber auch Truth war angeschlagen. Er konnte sich zwar noch auf den Beinen halten, doch jeder von uns sah, dass es ihm sehr schwer fiel.
»Habt ihr ihn doch angeschossen?«
»Nein, Suko«, sagte ich. »Tut mir Leid, ich kann es mir nicht erklären.«
»Aber ich, denke ich.«
»Wieso?«
»Es war meine Peitsche. Ich habe Ellen damit erwischt, und ihr war bereits etwas von der Kraft des anderen eingehaucht worden. Sie gehörte zu Toby, sie war ein Teil von ihm. Er hat ihr etwas abgegeben. Sie war dabei, sich zu verwandeln, da hat es sie erwischt und indirekt ihn auch, denn zwischen den beiden hat es ein Band gegeben, das nicht gerissen ist.«
Ja, so konnte oder musste es sein. Für mich war es nicht interessant, ich wollte nur, dass Toby endgültig verging, und setzte mich in Bewegung. Mein Kreuz reagierte nicht. Das hatte mit dieser uralten Göttermagie nichts zu tun.
Noch immer gingen die beiden so unterschiedlichen Personen aufeinander zu. Sie starrten sich an, aber sie wurden mit jedem Schritt, den sie zurücklegten, schwächer, und es war Toby, der als Erster einknickte und sich dabei veränderte, denn die Kraft verließ seinen Körper immer mehr. Wir konnten sehen, wie sich seine Knochen auflösten. Er brachte es nicht mehr fertig, sich aufrecht zu halten.
Bei jedem Schritt sackte er tiefer, weil sich seine Knochen auflösten und allmählich zu einer zähen und stinkenden Masse wurden, die sein Gewicht nicht mehr halten konnten.
Auch Ellen litt wieder unter starken Schmerzen. Aber der Drang, zu ihrem Herrn und Meister zu gelangen, war trotzdem stärker. Was immer sie sich erhoffte, er würde es ihr nicht geben können. Er verlor immer mehr an Kraft und Form. Auch sein Gesicht blieb nicht mehr normal. Die Knochen verloren ihre Konsistenz und weichten ebenfalls auf, sodass sich unter der Kapuze der Kutte schließlich nur noch eine weiche Masse abzeichnete.
Dann brach die Gestalt aus dem Grab zusammen. Das Mord-Phantom schaffte es nicht mehr, zurück in seine eigentliche Welt zu gelangen. Ab jetzt war die Grenze geschlossen.
Er fiel - und er fiel in die Arme der jungen Frau, die ihn auffing und mit ihm zu Boden glitt. Wie eine Trauernde blieb sie jammernd über ihm liegen.
Ich drehte mich zu den anderen Mitgliedern des Fanclubs hin um. Der Letzte war mittlerweile aus dem Grab gestiegen. Zusammen mit den beiden anderen stand er da und starrte einfach nur ins Leere…
***
Die Sense gab es noch. Wir wollten sie mitnehmen und in der Asservatenkammer des Yards einschließen. So würde sie uns immer an einen Fall erinnern, der auch noch in seiner Auflösung rätselhaft war.
Vier Mitgliedern des ungewöhnlichen Fanclubs war nichts passiert. Anders verhielt es sich mit Ellen.
Für sie war der Wagen mit einem Notarzt unterwegs. Sie musste erst notbehandelt werden, und möglicherweise konnte eine kosmetische Operation noch etwas retten.
Darauf bauen wollte ich nicht.
Wir würden die Mitglieder des Fanclubs auf jeden Fall befragen. Schließlich interessierte es, wie die beiden Kollegen ums Leben gekommen waren. Die normale Polizei würde es ihnen kaum abnehmen. Da brauchten sie schon unsere Unterstützung.
»Und?« fragte Bill, als ich etwas versonnen ins Leere schaute. »Wie fühlst du dich jetzt?«
»Bestimmt nicht als Sieger.«
»Sondern?«
»Ich fühle mich so wie einer, der es mit viel Glück mal wieder geschafft hat.«
»Das ist doch auch was, alter Junge«
Ich lächelte. »Klar. Wenn es so bleibt, will ich nicht klagen…«
ENDE des
Weitere Kostenlose Bücher