1279 - Die Jenseits-Pyramide
gesehen, hatte auch noch keine Bestätigung bekommen, aber ich ahnte oder wusste schon, dass hinter der Tür so etwas wie das Allerheiligste der Sonnenfreunde lag.
Ihr Tempel, ihr Versammlungsraum, wie auch immer.
Mit langsamen Schritten näherte ich mich dem neuen Ziel. Meine Blicke blieben nicht nur darauf beschränkt, sondern suchten auch die beiden Treppen ab. Dort tat sich nichts. Es gab keine Bewegung. Niemand kam. Keine Schritte, kein heftiges Atmen.
Keine menschliche Stimme, keine Musik. Ich ging durch die Stille und verhielt mich so lautlos wie möglich.
Vor der Tür stoppte ich. Ich spürte das Kribbeln in mir, das von einer gewissen Nervosität zeugte. Seit meinem Eintritt in dieses seltsame Haus war nichts passiert, aber eine innere Stimme sagte mir, dass sich dies bald ändern würde.
Nach einer Klinke oder nach einem Knauf hielt ich vergebens Ausschau.
Es musste irgendeinen Mechanismus geben, über den ich mir jedoch keine weiteren Gedanken machte, denn ich drückte einfach mit den Händen gegen die beiden Hälften.
Das Glück stand auf meiner Seite.
Plötzlich teilte sich die Sonne vor mir. Auf Schienen fuhren die beiden Türhälften zur Seite, und mein Blick glitt in eine Halle, die sehr hell war, obwohl es keine Fenster darin gab. Das Licht strömte aus den Decken und den Wänden. Die Halle selbst war gebaut wie ein Tempel. Sie konnte dank ihrer Größe Säulen fassen, sodass Torbögen entstanden waren. Ich sah auch Mauern und Wände und gelangte zu dem Schluss, dass hier jemand etwas nachgebaut hatte. Aber die Mitte war frei geblieben, und dort befand sich das eigentliche Zentrum. Natürlich war es die Sonne.
Sie glänzte in einem strahlenden Gelb. Sie war zu vergleichen mit einem Gong, der auf einem Ständer stand, bei dem aber der Klöppel fehlte, um ihn anzuschlagen.
Langsam ging ich auf die Sonne zu.
Ich wollte herausfinden, ob sie etwas absonderte, das von meinem Kreuz aufgefangen wurde, aber das war nicht der Fall. Noch reagierte das Kreuz nicht. Es hing nach wie vor starr vor meiner Brust. Ich streifte die Kette über den Kopf und ließ meinen Talisman in die Jackentasche gleiten, wo ich schneller an ihn herankommen konnte.
Die Stille blieb. Jetzt kam sie mir irgendwie beklemmend vor, als hätte sich die Luft zwischen uns zusammengepresst.
Ich spürte trotzdem auf meinem Rücken einen kalten Schauer und ahnte, dass ich nicht allein in dieser Halle stand, obwohl mich niemand sichtbar beobachtete. Ich legte den Kopf zurück in den Nacken, schaute gegen die Decke, und genau in diesem Augenblick passierte es.
Etwas senkte sich auf mich herab!
Ich war im Moment irritiert. Ich hielt es auch nicht für eine große Gefahr, obwohl es sich dabei um einen mächtigen Gegenstand handelte, der allerdings nicht schwer aussah, sondern recht luftig und durchsichtig und wie eine Glocke immer weiter auf mich niedersank.
Da ich von unten hinschaute, war es nicht so genau zu erkennen, bis ich dann das Viereck erkannte, das den Grundriss bildete. Eine innere Stimme riet mir, so schnell wie möglich von hier zu verschwinden und es mit einem Sprung nach hinten zu versuchen. Es war leider zu spät, außerdem fühlte ich mich in den letzten Sekunden wie gelähmt, und als ich den Entschluss gefasst hatte, die Flucht zu ergreifen, da hatte mich der Gegenstand erreicht.
Er stülpte sich über mich!
Im ersten Moment war ich wie vor den Kopf geschlagen. Ich konnte nichts tun, weil mich die Überraschung lahmte.
Schließlich drehte ich den Kopf und schaute auch in die Höhe.
Jetzt sah ich, dass das Dach meines ungewöhnlichen Gefängnisses eine Spitze bildete. Es war so durchsichtig wie die schrägen Seiten, und plötzlich stand für mich fest, wo ich steckte. Ich war in einer Pyramide gefangen!
***
Nein, es kam keine Panik über mich. Im Gegenteil, ich dachte nach, und die Gedanken rasten. Die Pyramide war etwas Außergewöhnliches, aber in diesem Fall trotzdem nicht, wenn ich daran dachte, was ich alles wusste. Da war dieser rätselhafte Karmel in einer gläsernen Pyramide begraben worden, und genau die war von der Decke auf mich zugeglitten und hielt mich gefangen.
In den ersten Sekunden nach diesem Vorgang stand ich unbeweglich auf der Stelle. Auf dem Rücken spannte sich die Haut. Das Kribbeln war nicht mehr zu spüren, jetzt schien es sich in eine Eisschicht verwandelt zu haben.
Allmählich wurde mir bewusst, dass ich einen Fehler begangen hatte. Ich hatte einfach zu lange gezögert oder hatte
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