1279 - Die Jenseits-Pyramide
die Gefahr einfach nicht richtig eingeschätzt und mich von der Stille einlullen lassen.
Zur Panik kam es trotzdem nicht, da ich meine Waffen noch am Körper trug und mich auch wehren würde, wenn es darauf ankam. Jedenfalls wusste ich jetzt, dass dieses ungewöhnliche Haus nicht leer war, auch wenn ich keine Menschen sah.
Die Pyramide war nicht unbedingt groß; wenn ich die Arme etwas zur Seite streckte, konnte ich mein Gefängnis von innen berühren. Sie sah aus, als bestünde sie aus Glas, aber das war nicht der Fall, denn Glas fühlt sich anders an. Dieses Zeug hier war kompakter, es war zugleich etwas weicher und nachgiebiger und trotzdem so hart, dass ich meinen Vorsatz hier rauszukommen, vergessen konnte. Vielleicht hätte ich sie mit dem entsprechenden Werkzeug zerschlagen können, aber das besaß ich nicht.
Also musste ich warten, denn ich ging davon aus, dass das Erscheinen der Pyramide nur der Anfang gewesen war. Es würde weitergehen, das sagte mir einfach die Logik.
Es befand sich so viel Platz um mich herum, dass ich mich drehen konnte, was ich auch tat. Ich schaute zurück zur Eingangstür und entdeckte, dass dieser Tempel weiterhin leer war. Nur hätte ich mir jetzt gewünscht, an der Tür zu stehen und auf die Pyramide zu schauen. Leider war es anders.
Wieder der Blick nach vorn!
Er war für mich interessanter. Ich hatte noch keinen Beweis erhalten, aber ich wusste trotzdem, dass die Sonne eine wichtige Rolle in der Zukunft spielen würde. Sie bildete nicht grundlos den Mittelpunkt des Tempels. Als Gong würde sie auch nicht benutzt werden.
In diesem Raum herrschten andere Regeln und Gesetze. Uralte, die früher mal an den Ufern des Nils geboren worden waren und die ein Hohepriester namens Karmel beherrscht hatte. Er war in der gläsernen Pyramide begraben worden, und jetzt steckte ich darin. Ich ging einfach davon aus, dass es die Gleiche war, aber nicht zu vergleichen mit den mächtigen Königsgräbern, denn diese hier war winzig.
Sie bot einem Menschen Platz, der auf seine Grabbeigaben verzichten musste.
Pyramiden hatten schon immer eine große Rolle gespielt. Ihr Erbe war bis in die Neuzeit übernommen worden.
Esotheriker beschäftigten sich damit.
Menschen legten sich in Pyramiden, um den Geist des Kosmos auf sich wirken zu lassen. Es gab Pyramiden, in denen das Metall nicht rostete und das Obst auch nach Tagen noch so frisch wie beim Einkauf war.
Auch ich hatte in der Vergangenheit meine Erfahrungen mit Pyramiden sammeln können, und ich hatte immer erlebt, dass sie von anderen Kräften und Mächten beherrscht wurden.
Und jetzt? Was würde jetzt passieren?
Ich wusste es nicht, und die Spannung in mir blieb. Ich wartete auf Karmel, denn ich war sicher, dass er sich irgendwann zeigte, um mir seine Stärke zu beweisen.
Zudem stellte sich mir auch eine ganz normale Frage. Wie lange konnte ich es hier aushalten, ohne dass mir die Luft wegblieb?
Das brachte mich auf den Gedanken, noch einmal nachzuschauen, aber da gab es nichts, was als Ausgang diente und in das Material eingebaut worden war. Wer immer dieses kleine Grabmal geschaffen hatte, er musste ein wahrer Könner gewesen sein.
Wenn ich nach vorn schaute, sah ich nur einen Gegenstand. Es war die große Sonne oder der Gong, der immer wieder schimmerte, obwohl er sich nicht bewegte. Er stand völlig ruhig auf dem Ständer, wirkte wie ein Spiegel, in den ich hineinschauen konnte und trotzdem mein Gesicht nicht sah, denn auf irgendeine Art und Weise wirkte er auch wieder matt.
Ich dachte auch an meine Freunde.
Irgendwann würden sie ihren Rundgang beendet haben und mich suchen kommen. Ihnen würde das Gleiche nicht passieren, das stand fest, und wenn mich jemand befreien konnte, dann waren sie es.
Etwas irritierte mich.
Es war die Sonnenscheibe, denn sie hatte sich bewegt. Sie musste einen Stoß aus dem Unsichtbaren bekommen haben, denn sie bewegte sich nur in sich selbst. Etwas erschien aus einem Hintergrund, den es für mich nicht gab, der aber trotzdem vorhanden war und bei dem sich wahrscheinlich ein Zeitentor geöffnet hatte.
Die große Sonne blieb nicht mehr so wie sie war. In ihr erschien ein Gesicht.
Und ich wusste sofort, dass es nur dieser geheimnisvolle Hohepriester Karmel sein konnte…
***
Meine eigenen Sorgen hatte ich vergessen, denn jetzt gab es nur noch für mich das Gesicht in der Sonne. Es war aus der Vergangenheit gekommen, um mich zu begrüßen.
Noch störte die helle Farbe der Sonnenscheibe, aber sie
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