1279 - Insel der Sternensöhne
hinnehmen müssen", erwiderte die Protektorin überrascht. „Davon habe ich bis jetzt gar nichts gewußt. Wir verlieren ständig Energie."
Jarmin-Vyn-H’ay sah ihr an, daß sie in höchstem Maß besorgt war.
„Ist es so schlimm?"
„Noch schlimmer. Vergiß nicht, daß man uns verfolgen wird. Die Terraner werden ihren Schock schnell überwinden, und sie werden uns jagen. Das können wir nur überstehen, wenn die MASURA voll intakt ist."
„Jetzt verstehe ich, was du damit meintest, daß die Schlacht noch nicht entschieden ist.
Wir werden die Schlacht verlieren, wenn wir uns nichts einfallen lassen."
Dao-Lin-H’ay befahl, in ein nahes Sonnensystem zu flüchten und sich dort im Ortungsschutz der Sonne zu verbergen. Dann ließ sie sich umfassend über die Schäden informieren, die bei dem Treffer eingetreten waren.
Das Ergebnis war niederschmetternd.
Sie ging in ihre Kabine, um in Ruhe nachdenken zu können. Jammur-Trahl-L'agyr riet ihr, sich hinzulegen und zu schlafen.
„Du mußt dich erholen", sagte sie. „Jetzt bist du erschöpft. Wenn du geschlafen hast, wird dir eine Lösung einfallen."
Die Protektorin sträubte sich zunächst gegen den Gedanken, ausgerechnet jetzt zu schlafen, aber dann legte sie sich doch hin. Zwei Stunden später erhob sie sich, und sie glaubte, einen Ausweg gefunden zu haben. Sie rief Fessen-Kon-H’ay und den Sternmarschall zu sich.
„Es gibt nur eine Möglichkeit", eröffnete sie das Gespräch. „Wir müssen unseren Stützpunkt aufsuchen."
„Aber wir waren dort", rief der Pilot überrascht. „Ein Psi-Sturm hat ihn vernichtet. Dort steht so gut wie nichts über dem anderen."
„Außerdem könnten die Terraner uns dort aufspüren", gab der Oberbefehlshaber der Sternsöldner zu bedenken.
„Dort werden sie uns ganz gewiß nicht suchen", widersprach die Protektorin. „Als wir auf Kontor Fornax im Stützpunkt der Kosmischen Hanse waren, habe ich einen Gedanken aufgefangen, dem ich zunächst keine große Beachtung geschenkt habe."
„Was für einen Gedanken?" fragte der Pilot. Er wirkte erschöpft und ausgelaugt. Der Flug mit der havarierten MASURA hatte ihn bis an die Grenzen des Erträglichen belastet.
„Eine Terranerin dachte daran, daß unser Stützpunkt nur noch eine Trümmerwüste ist", erklärte Dao-Lin. „Mit diesem Gedanken wurde deutlich, daß die Terraner den Stützpunkt gefunden haben und genau über seinen Zustand informiert sind. Sie wissen auch, daß wir nach seiner Zerstörung dort gewesen sind. Sie haben Spuren entdeckt."
„Ich verstehe", sagte der Pilot. „Sie erwarten also auf gar keinen Fall, daß wir dorthin gehen."
„So ist es."
„Aber der Stützpunkt kann uns nicht mehr von Nutzen sein. Ein Triebwerk, mit dem wir nach Hause fliegen können, gibt es dort auf keinen Fall", wandte der Sternmarschall ein.
„Aber wir können in Ruhe dort arbeiten. Und es ist nicht weit. Wir werden den Stützpunkt noch einmal untersuchen, und dieses Mal werden wir uns auch die Anlagen ansehen, die sich unter der Planetenoberfläche befinden."
„Du bist von einem unübertrefflichen Optimismus", lachte Jarmin-Vyn-H’ay. „Wir hätten keinen besseren Kommandanten für diese Expedition finden können."
„Wir fliegen zum Okto-System, zum alten Stützpunkt", erklärte die Protektorin, ohne auf diese letzten Worte einzugehen. „Am Rand des Okto-Systems stationieren wir Raumjäger mit Telepathen. Sie werden uns hoffentlich rechtzeitig vor Suchschiffen der Kosmischen Hanse warnen, so daß wir uns zur Not in den Ortungsschutz eines Planeten oder der Sonne Okto zurückziehen können."
„Wann brechen wir auf?" fragte der grauhaarige Pilot.
„Sofort", entschied sie.
Er zuckte zusammen, wagte aber keine Widerrede. Dafür sagte der Sternmarschall: „Fessen-Kon-H’ay ist erschöpft. Er hat in den letzten Stunden mehr leisten müssen als in all den Wochen zusammengenommen. Er braucht eine Ruhepause. Er ist nicht mehr so jung wie wir und..."
Er verstummte unter ihrem verweisenden Blick.
„Wenn Fessen-Kon sich seiner Aufgabe nicht mehr gewachsen fühlt, muß er abgelöst werden", erwiderte sie kühl.
Der Pilot richtete sich erschrocken auf. Er blickte den Sternmarschall kurz an, und dieser erfaßte, daß Fessen-Kon ihn auf der Stelle zu einem Ehrenkampf auf Leben und Tod herausfordern würde, wenn er noch eine einzige weitere Bemerkung über ihn machte.
„Jarmin-Vyn ist ein Dummkopf", erklärte er dann, „der sich einbildet, hin und wieder Aussagen machen zu
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