1279 - Insel der Sternensöhne
Lage nicht so hoffnungslos gewesen wäre.
Sie fragte sich, was sie tun sollte, wenn der Stützpunkt ihr tatsächlich keinerlei Material mehr für eine Reparatur liefern konnte.
Dann bleibt nur noch die Möglichkeit, uns einzugraben und zu warten, bis Hilfe aus der Heimat kommt, dachte sie, aber sie glaubte nicht daran, daß die MASURA sich länger als zwei Wochen vor den Suchschiffen der Kosmischen Hanse verstecken konnte.
Sie saß mit ihrer Expedition in einer Falle, aus der es keinen Ausweg zu geben schien.
Der Stützpunkt lag auf dem größten Kontinent des Planeten auf einem ausgedehnten Hochplateau.
„Es sieht fast so aus, als wäre hier eine Atombombe explodiert", sagte sie verwundert.
„Es gibt keinerlei Strahlung", stellte Jarmin-Vyn-H’ay fest. „Keine Gefahr für uns."
„Warten wir es ab", warnte sie. „Unter dieser Oberfläche hat sich Psi-Energie angesammelt. Es ist, als wäre sie beim Sturm in einem Gefäß eingefangen worden, was natürlich Unsinn ist. Aber ich weiß, daß unter uns Psi-Energie konzentriert ist. Vielleicht lagern da unten Tränen N'jalas. Wir werden es uns ansehen."
„Ein Psi-Sturm kann merkwürdige Effekte hervorrufen", bemerkte der Sternmarschall.
„Wir können von Glück reden, daß sich keine Kartanin hier aufgehalten haben, als es passierte."
„Das hätte wahrscheinlich keiner überlebt."
Jarmin-Vyn winkte einige Söldner herbei. Sie richteten einen schweren Desintegratorstrahler, den sie auf eine Antigravplatte montiert hatten, auf die gläsern erscheinende Oberfläche des Stützpunkts. Der grüne, materiezerstörende Energiestrahl schlug lautlos auf den Boden, und die glasierte Schicht löste sich zu grauem Staub auf, der vom Wind davongetragen wurde.
Innerhalb weniger Sekunden entstand eine Öffnung, die einen Durchmesser von etwa drei Metern hatte. Als die Männer den Desintegratorstrahl nach unten richteten, zerbarst etwas, und Luft zischte unter hohem Druck aus der Öffnung. Sie riß zahlreiche kleine Trümmerstücke und einen eigenartigen, grünlichen Schaum mit.
„Was hat das zu bedeuten?" fragte der Sternmarschall. „Das werden wir sehr bald herausfinden", erwiderte sie und hob abwehrend die Hände. „Laß mich einen Moment in Ruhe."
Sie schloß die Augen und konzentrierte sich auf die Gedanken, die sie aufgefangen hatte.
Es war die dickliche Bao-Tinhyr-H’ay, die mit ihr kommunizieren wollte.
Was ist los, Bao-Tinhyr? fragte sie telepathisch.
Sie sah die schon etwas ältliche Frau deutlich vor sich. Bao-Tinhyr war für die Ortungsund Raumüberwachungszentrale verantwortlich. Sie setzte die Esper ein, die die Suchkommandos der Kosmischen Hanse ausspähen sollte. Sie war eine kleine Frau, die ständig zuviel aß und gleichzeitig pausenlos über ihr Übergewicht klagte.
Wir haben einige Suchkommandos ausgemacht, meldete die telepathische Stimme aus der MASURA. Die Terraner gehen geschickt vor, das muß man ihnen lassen. Sie kämmen die gesamte Galaxis nach uns durch, und ihre Raumschiffe sind ungeheuer schnell. Viel schneller als unsere, und ihre Reichweite scheint unbegrenzt zu sein.
Mir ist klar, daß sie uns überlegen sind, antwortete die Protektorin. Was willst du mir sagen?
Daß die Terraner ein System haben, und daß sie uns damit sehr bald aufspüren werden.
Sie rücken uns von zwei Seiten näher, und sie werden in spätestens zwei Tagen hier sein.
Danke, Bao-Tinhyr. Beobachte sie weiter.
Du kannst dich auf mich verlassen.
Dao-Lin-H’ay fuhr sich mit den Händen über die Augen. Für einen Moment war sie drauf und dran, aufzugeben.
Ihre Blicke fielen auf den Sternmarschall, und sie dachte daran, welchen Verweis sie ihm erteilt hatte. Sie atmete einmal kräftig durch, dann glitt ein verwegenes Lächeln über ihre Lippen.
„Noch nicht", sagte sie. „So schnell nicht!"
„Ich verstehe dich nicht", entgegnete Jarmin-Vyn-H’ay. „Darf ich fragen, wovon du sprichst?"
„Die Terraner sind uns auf den Fersen", erklärte sie. „Sie gehen verdammt geschickt vor.
Bao-Thinhyr hat mir gerade beigebracht, daß es ein tödlicher Fehler wäre, sie zu unterschätzen."
„Tödlich?"
„Sie werden kurzen Prozeß mit uns machen. Sie dulden uns nicht neben sich in dieser Galaxis."
Jarmin-Vyn-H’ay preßte die Lippen zusammen.
„Wenn du jetzt sagst, daß wir uns mit Terranern hätten verständigen sollen, lasse ich dich allein auf diesem Planeten zurück", drohte sie. „Es gibt keine Verständigung mit ihnen. Sie sind
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