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1280 - Der Engel und sein Henker

1280 - Der Engel und sein Henker

Titel: 1280 - Der Engel und sein Henker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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konnte nicht mehr an sich halten. Es musste einfach aus ihr heraus. »Hast du dann zugeschlagen?«
    »Du hast gebetet!«
    »Hast du zugeschlagen?« fuhr sie ihn an.
    »Ich hatte mein Beil bereits erhoben. Ich war bereit, dir den Kopf vom Körper zu trennen, aber du hast nicht aufgehört zu beten und zu flehen. Dein Leben hast du in die Hände einer anderen Macht gelegt. Du wolltest es nicht sein lassen. Für dich zählte nur die verfluchte andere Geisterwelt.«
    »Hast du es getan?«
    Wild schüttelte der Henker seinen Kopf. »Es ging nicht!«, keuchte er sie an. »Ich habe es nicht geschafft. Mein Beil fuhr nach unten. Ich habe mit aller Kraft geschlagen, aber ich konnte dich nicht treffen, denn es stoppte, kurz bevor es deinen Hals erreichte. Ich… ich… habe es nicht begriffen, und ich habe es noch mehrere Male versucht, aber es geschah immer wieder das Gleiche. Die Klinge fand deinen Kopf nicht. Sie wollte nicht, dass du stirbst.«
    Je mehr sich der Henker aufregte, desto wohler wurde es Lavinia Kent. Das Nachfragen hatte ihr gut getan, und so war es auch mit den Antworten. Und sie dachte daran, wie sie den Kugeln entgangen war. Wie plötzlich dieser Schutzengel erschienen war und er sich wirklich als Panzer über ihren Körper gelegt hatte.
    Ein Phänomen aus ihrem ersten Leben. Ein ungeheures Glücksgefühl durchströmte sie jetzt, denn nun ging sie voll und ganz davon aus, dass der Schutzengel sie nicht verlassen hatte. Er hatte sie aus dem ersten Leben hervor in das zweite begleitet. Er war die Hoffnung, auch für die Zukunft.
    »Dann hast du aufgeben müssen, nicht?«
    »Ja, ich zog mich zurück. Ich verließ dich. Was mit dir passierte, weiß ich nicht, aber ich habe weiter den Henker gemacht. Ich war ein freier Henker. Ich zog durch die Lande und diente mich den einzelnen Herren und Fürsten an. Und ich erlebte, dass mir ein Herr und Fürst besonders wichtig war. Es war der Fürst der Hölle. Der Teufel, der Satan. Ihm verschrieb ich mich. Ihm schenkte ich meine Seele, und er versprach mir, mich auch nach meinem Ableben nicht loszulassen, sondern mich in ein Reich zu bringen, das für mich so etwas wie ein Paradies war. Da kam ich dann hin und erlebte all die gestürzten Engel, die auf Rache sannen. Viele wollten sich rächen. Ich weiß bis heute nicht, ob es die Hölle gewesen ist, aber ich weiß, wer mir die erste Niederlage in meinem Leben beigebracht hat. Das bist du gewesen, meine Frau, und mein Hass gegen dich hat sich nicht verflüchtigt. Er reicht bis weit über den Tod hinaus. Als ich erfuhr, dass es dich wieder gibt, da ließ die Hölle mich noch einmal frei, denn der Teufel war mir einen Gefallen schuldig.«
    »Hast du mich schnell gefunden?«
    »Ja. Aber ich kam nicht so an dich heran, wie ich es mir gewünscht hatte. Noch immer warst du sehr stark. Dein verfluchter Schutzengel hat dich nicht verlassen. Er kehrte zurück, und er war immer in deiner Nähe, obwohl du ihn nicht gesehen hast.«
    Plötzlich hatte Lavinia das Gefühl, lächeln zu müssen. »Ja, es stimmt, was du da gesagt hast. Er ist in meiner Nähe gewesen. Er hat auf mich aufgepasst, und es war einfach wunderbar für mich. Ich habe ihm vertraut, ich habe mit ihm gesprochen. Er hat mich gehört, und er hat mich beschützt, bis zum heutigen Tag, auch wenn ich eine andere Person geworden bin und ich mich an mein erstes Leben nicht mehr erinnern kann. Im Gegensatz zu meinem Schutzengel, einem Geist, der bleibt und nicht von der Klinge eines Henkerbeils vernichtet werden kann.«
    »Aber du!«, sagte der Henker.
    »Glaubst du das?«
    »Ja!«
    Lavinia schluckte und reckte zugleich ihr Kinn vor. Sie hatte sich zu etwas entschlossen und hielt damit auch nicht hinter dem Berg. »Gut, dann wollen wir zum zweiten Mal den Versuch unternehmen. Wir machen es so wie schon einmal. Ich werde mich auf den Boden knien, und du wirst dich hinter mich stellen, dein Beil anheben und zuschlagen. Ich gebe dir die Möglichkeit, mich zu köpfen, denn ich weiß genau, dass mich der Schutzengel nicht im Stich lassen wird. Ich vertraue ihm voll und ganz.«
    Aus dem Mund pfiff der Atem. Lavinia hatte sich auf die Augen der Gestalt konzentriert. Dort sah sie das Glänzen, das sie mit der Sucht nach einem Mord beschrieb.
    Aber es kamen auch erste Zweifel in ihr auf. Womöglich hatte sie ihrem Schutzengel zu viel zugemutet. Sie wusste nicht, ob er sich in der Nähe befand. Sie spürte ihn nicht. Sie war allein, nichts Fremdes drang in sie ein.. Es gab nur

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