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1280 - Der Engel und sein Henker

1280 - Der Engel und sein Henker

Titel: 1280 - Der Engel und sein Henker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Vertrauen auf die nächste Zukunft, die so grausam werden sollte.
    »Dann knie nieder!«
    »Ja, das werde ich tun«, erklärte Lavinia mit leiser Stimme und ließ sich auf die Knie fallen.
    Zugleich beschäftigten sie andere Gedanken. Sie fragte sich, ob sie verrückt war. Verlassen von allen guten Geistern, sich auf so etwas einzulassen. Was sie hier tat, war ein Spiel mit dem Tod.
    Noch größer wirkte der Henker, als Lavinia kniete. Sein nackter Oberkörper schien nur aus Muskeln und Sehnen zu bestehen.
    »Dreh dich um!«
    »Ja!«
    Lavinia stand nicht auf, sondern bewegte sich auf den Knien und verharrte erst, als sie dem Henker den Rücken zudrehte. Jetzt brauchte sie nicht mehr auf seine schaurige Gestalt und in das hässliche Halbmaskengesicht zu schauen. Trotzdem hatte sich nichts verändert. Sie würde vielleicht noch Sekunden hoffen können, dass alles glatt lief, dann aber würde ihr ehemaliger Gatte das vollenden, was ihm vor langer Zeit misslungen war.
    Ihr Blick glitt jetzt nicht mehr in das Zimmer hinein, sondern in die entgegengesetzte Richtung. Sie schaute auf das Rechteck, das mal ein normales Fenster gewesen war. Jetzt drang der Geruch aus dem Garten in ihre Nase.
    Draußen war es leicht feucht geworden. Es konnte sein, dass sich schon Dunst bildete und den Geruch verstärkt hatte. Das Gras, die letzten Sommerblumen, die allmählich vergingen.
    Das war die Natur, das war das Leben, so wunderbar und reich an Facetten, und sie liebte es aus ihrem ganzen Herzen und aus ihrer tiefsten Seele.
    Wieder jagten die Gedanken in ihr hoch. Wieder sagte sie sich, dass alles so verrückt war, was sie hier tat.
    Der Schutzengel!
    Er musste eingreifen. Sie hatte ihn nicht herbeigefleht und konnte nur darauf hoffen, dass er sich in der Nähe befand. Er hatte ihr heute schon zwei Mal geholfen, und da hatte sie ihn zuvor auch nicht gesehen. Und nun brauchte sie seine Hilfe am nötigsten. Sonst war ihr Leben nichts mehr wert.
    Der Henker hinter ihrem Rücken kam auf sie zu, das hörte sie, und einen Moment später hätte sie fast laut geschrieen, als ihr Nacken von einem kalten und auch schweren Gegenstand leicht berührt wurde.
    Lavinia wusste genau, dass es die Klinge des Beils war, die auf ihrer Haut lag.
    Genau den Test hatte der Henker gewollt, und das sagte er ihr auch mit einer rauen Flüsterstimme.
    »Spürst du es, Martha? Spürst du die Klinge meines Beils? Das hat es früher nicht gegeben. Da hätte ich es nicht geschafft. Aber ich habe nicht grundlos so lange gewartet. Der Teufel gab mir den Rat, es zu tun. Kein Opfer ist mir bisher entkommen, du bist das Einzige gewesen, aber auch das wird sich ändern.«
    Lavinia Kent konnte nicht mehr sprechen. Das alles war zu viel für sie. Sie sah es als den nackten Wahnsinn an. Es war einfach grauenhaft, so etwas erleben und durchleiden zu müssen. So etwas kam im normalen Leben nicht vor. Am schlimmsten empfand sie die Nachricht, dass ihr Schutzengel sie verlassen hatte.
    Der Druck der Klinge verschwand. Nicht mal die Haut war angeritzt worden, so perfekt verstand der Henker es, mit seinem Beil umzugehen. Sicherlich bereitete er sich jetzt auf den alles entscheidenden Schlag vor, der ihr den Tod bringen würde.
    Den Ausschnitt des scheibenlosen Fensters sah sie nicht mehr so klar, weil Tränen in ihre Augen getreten waren und den Blick verschwommen werden ließen. Der Tod hatte seine Knochenhände bereits nach ihr ausgestreckt, und er würde zupacken.
    Und dann hörte sie die Stimme.
    Nicht die des Schutzengels, sondern die eines Mannes. Die Stimme des Geisterjägers war hinter ihrem Rücken zu hören gewesen, und John Sinclair sagte nur einen Satz:
    »Du wirst sie nicht töten, Henker!«
    Es war wirklich kein weiter Weg vom Parkplatz bis ins Haus gewesen. Trotzdem hatte er mich Zeit gekostet, aber das lag nicht an der Strecke, sondern daran, dass ich beim leisen Betreten der Wohnung die Stimmen deutlicher gehört hatte. Meine Neugierde war geweckt worden. Zudem bestand nicht unmittelbare Lebensgefahr, und so konnte ich meine Ohren spitzen und hatte nun erfahren, was die Vergangenheit mit der Gegenwart zu tun hatte und wie dicht diese Verbindung war.
    Beide waren also Mann und Frau gewesen. Aber beide waren so unterschiedlich wie Tag und Nacht.
    Ich merkte sehr schnell, dass der Henker alles nachholen wollte. Und ich erfuhr auch, dass Lavinia Kent voll und ganz auf ihren Schutzengel setzte.
    Ob das richtig war, konnte ich nicht beurteilen. Bisher hatte sie Glück

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