1283 - Der Kartanin-Konflikt
Tränen N'jalas bei direktem Kontakt mit parapsychisch begabten weiblichen Kartanin deren psionische Fähigkeiten potenzierten. Die betreffenden Frauen waren plötzlich nicht mehr nur Esper, sondern wiesen noch andere, folgenschwere psionische Begabungen auf. Es entsprach nur einer alten Tradition, daß man diese Frauen weiterhin als Esper bezeichnete, obwohl sie viel mehr waren als das. Männliche Kartanin waren allerdings von Anfang an nicht in der Lage, die Tränen N'jalas zu kontrollieren. Ihnen blieben die Möglichkeiten des Psionischen verschlossen.
Es dauerte nicht lange, bis die Forschungen intensiviert wurden. Dabei stellte sich dann heraus, daß es sich bei den Tränen N'jalas um halbstoffliche Psimaterie handelte, um Paratautropfen, die wegen ihrer Wirkung Psichogone genannt wurden. Ungeahnte Möglichkeiten taten sich auf, als die „Esper" immer besser mit dem Paratau umzugehen lernten.
Bald wurde klar, daß der Paratau eine sogenannte Halbwertszeit besaß. Das ist die Zeit, in der Psichogone die Hälfte ihrer psionischen Energie abbauen beziehungsweise an einen Esper abgeben. Anfangs arbeiteten unsere Esper ausschließlich mit den Paratautropfen, indem sie sie in die Hände nahmen. Doch bald lernten sie, besser mit ihnen umzugehen.
Freilich waren sie auch dazu gezwungen, denn einige schreckliche Unfälle beim Einfangen der halbstofflichen Psimaterie verrieten, daß diese bei falscher Behandlung ihre Energie nicht in Form von langsamer, nicht explosiver Verbrennung freigibt, sondern in einer spontanen Deflagration, was sich physikalisch als psionischer Sturm und psychisch als Wahnsinn beziehungsweise Psiphrenie bei den Betreffenden äußert.
Nach vielen Rückschlägen und schweren Opfern gelang es speziell trainierten Espern schließlich, psionische Schutzschilder zu errichten, mit deren Hilfe der Paratau relativ gefahrlos eingefangen, gehandhabt und gelagert werden kann.
Zu dieser Zeit kam es zum Zweiten Giftatmer-Krieg. Wir wurden von ihm fast völlig überrascht, denn Wissenschaft, Forschung und Umstrukturierungen unserer Gesellschaftsform hatten die meisten unserer Kräfte gebunden.
Die Maakar hatten anscheinend solche Probleme nicht gehabt. Es erwies sich, daß sie im Vergleich zum ersten Giftatmer-Krieg mehr als fünfmal so stark geworden waren. Ihren Flotten gelang es bereits im ersten Anlauf, unsere Stützpunkt- und Kolonialwelten auf der Nordseite unserer Galaxis zu überrennen.
Als unsere Flotten sich dann gesammelt hatten und die Maakar im Raumsektor Rah'puuranh zum Kampf stellten, erlitten wir verheerende Verluste und mußten uns auf die inneren Grenzen des Imperiums zurückziehen.
Schon sah es so aus, als müßten wir einen unehrenhaften Frieden mit den Giftatmern schließen, da fand die damalige Meisterin der Esper, Njua-Korth-F'ean, heraus, wie sich Psichogone auf engstem Raum konzentrieren und von Esper-Kräften abschirmen lassen.
Dadurch war ihre Verwendung auf Raumschiffen erstmals möglich, denn sie konnten auf ihnen in sogenannten Esperkanzeln aufbewahrt - und, was noch wichtiger war - gegen jeden Feind eingesetzt werden.
Eine Admiralin der Familie H’ay nutzte diese Erkenntnis in großem Umfang aus - und ihr gelang es, mit dem Rest unserer damaligen Flotten den inzwischen im Siegestaumel befindlichen Maakar schwerste Verluste beizubringen. Njua-Korth-F'ean, die den Einsatz ihrer Esper leitete, kam dabei aus bis heute noch nicht völlig geklärten Gründen ums Leben.
Die Giftatmer - beziehungsweise, was von ihren Flotten noch übrig war - zogen sich panikerfüllt zurück. Wir konnten den Sieg leider nicht ausnutzen, da unsere nur noch sehr schwachen Kräfte nicht ausgereicht hätten, die Maakar bis zur Nordseite zu verfolgen.
Aber der Sieg war eindeutig.
Im Anschluß daran kam es zur bisher tiefstgreifenden Umwandlung unserer Gesellschaftsstruktur. Das Imperium wurde zu einem Matriarchalstaat, was ganz natürlich war, da damals die Hauptverantwortung für den Staat und das Wohl des Volkes von den Männern auf die Frauen überging - infolge unserer herausragenden Stellung als Beherrscher der Psichogone.
Alles schien friedlich und kontinuierlich zu verlaufen - bis sich herausstellte, daß die Paratau-Vorräte im N'jala-System allmählich zur Neige gingen, ohne daß neuer Paratau dort materialisierte.
Die erste Reaktion war so unvernünftig wie nur denkbar. Die sieben „Großen Familien" des Imperiums, gegründet von den sieben hervorragendsten Espern unseres Volkes,
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