1284 - Am Paß der Icana
sein Plan, oder er wurde im Lauf der nächsten Stunde von den Suchern gefunden und abgeführt. Alles hing jetzt von den drei Kleinen ab: von Susa All, von Luzian Bidpott und von Twik.
Später hörte er Geräusche: Stimmen, das Trappeln von Schritten, Ansagen über ein Interkomsystem. Man suchte nach ihm. Der Lärm näherte sich allmählich. Es wurde systematisch vorgegangen. Man würde ihn finden. Er sah auf die Uhr. Zweiunddreißig Minuten waren vergangen, seitdem er durch die Dachluke gekrochen war.
Da durchlief ein leises Zittern den Boden. Aus der Ferne kam dumpfes Rumpeln und Dröhnen. Die Beleuchtung flackerte, erlosch für die Dauer von zwei Sekunden völlig und erwachte dann wieder zum Leben. Draußen gellten Alarmsirenen.
Als er hörte, wie der Lärm sich rasch entfernte, lächelte Reginald Bull zufrieden vor sich hin. Die drei Kleinen waren am Werk. Sie legten eine Fährte, die den Gegner in die Irre führte.
Noch eine Stunde, und er konnte sich auf den Weg machen, um nach den achtundvierzig terranischen Shana zu suchen.
6.
Als die Sonne höher stieg, schickte Huasqa den Scout Hoayna nach hinten, weil er glaubte, daß Manku mit dem größeren Teil der Streitmacht inzwischen am Eingang des Passes eingetroffen sein müsse. Er hatte sich nicht getäuscht. Eine knappe Stunde später kehrte Hoayna zurück. In seiner Begleitung befand sich Manku, der einen erschöpften Eindruck machte.
Inzwischen hatte die Szene im Paßeinschnitt sich verändert. Die Panieli waren aufgewacht. Sie hatten das Feuer von neuem entfacht und holten aus den Satteltaschen ihrer Pferde Proviant, den sie mitgebracht hatten. Sie brieten große Stücke Fleisch, und in zwei schlauchähnlichen Behältern wurde ein Getränk herumgereicht, das offenbar lustig und gesprächig machte. Denn je mehr die Kundschafter davon tranken, desto mehr lachten sie und desto lauter wurde ihre Sprache. Huasqa beherrschte das Panieli nicht; er verstand nur einzelne Worte. Jedes Mal wenn von den Asahuero, den Wilden, die Rede war, zuckte er zusammen, und sein Zorn wuchs.
„Hoayna hat mir alles erzählt", flüsterte Manku. „Wenn ich dich nicht besser kennte, würde ich sagen, du bist dem Herrscher ungehorsam. Warum hast du die Panieli nicht angegriffen, als sie noch im Schlaf lagen?"
Huasqa setzte ihm seine Gründe auseinander. Manku machte die Geste des Verstehens, aber dann sagte er: „Nun gut: Belisar wäre gewarnt, aber du hättest Ebhinors Gebot erfüllt. Der Paß wäre fest in unserer Hand. Was willst du sonst noch?"
„Erinnerst du dich an die große Aufgabe, von der der Herrscher sprach?" fragte Huasqa.
„Du fragtest ihn danach", korrigierte Manku, „und er antwortete dir. Ja, ich erinnere mich daran. Was ist damit?"
„Ich will die große Aufgabe lösen, nicht die kleine", antwortete Huasqa.
„Du?" entfuhr es Manku. „Mit dreihundert müden Kriegern willst du den ganzen Krieg entscheiden?"
„Es ist möglich", sagte Huasqa. Dann begann er, Manku seinen Plan auseinander zu setzen, soweit er selbst ihn bisher entwickelt hatte. Je länger er sprach, desto aufmerksamer hörte Manku ihm zu. Zu Anfang hatte er noch Einwände, aber dann begannen seine Augen zu leuchten, und als Huasqa geendet hatte, war er vollauf begeistert.
„So könnte es getan werden", sagte er voller Eifer. „Bei allen Geistern des Waldes - dein Ruhm wäre größer als..."
„Es geht mir nicht um Ruhm", unterbrach Huasqa den Freund. „Das Volk der Atahau hat ein Recht, in Frieden zu leben und sein Geschick selbst zu bestimmen. Die Panieli wollen uns das nicht zugestehen, also müssen wir sie vertreiben. Darum geht es, um sonst nichts."
Sie besprachen die Einzelheiten des Planes, dann kehrte Manku zum westlichen Paßausgang zurück, um die entsprechenden Vorbereitungen zu veranlassen. Hoayna blieb vorerst bei Huasqa. Er würde abgelöst werden, sobald Manku den ersten Kurier schickte.
Belisars Kundschafter schwangen sich kurze Zeit später auf ihre Reittiere und ritten in westlicher Richtung davon. Huasqa erfuhr kurz darauf, daß sie am Westausgang des Passes Lager bezogen hatten und ins Tal hinabspähten. Sie wollten sich von Ebhinors Truppen nicht überraschen lassen. Von der Anwesenheit der Krieger, die im Wald auf den Hängen zu beiden Seiten des Tals lagerten, bemerkten sie jedoch nichts.
Noch später ging die Icana auf Jagd. Huasqa sah sie aus der Höhle kriechen, ein mächtiges, ausgewachsenes Tier von wenigstens zehnmal Manneslänge. Sie bewegte
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