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1284 - Am Paß der Icana

Titel: 1284 - Am Paß der Icana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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er.
    „Ich habe ihnen aufzutragen zu warten, bis es im Lager etwas ruhiger wird", sagte Manku. „Laß die Panieli ihren Wein trinken, damit ihnen der Kopf schwer wird und ihre Gedanken sich verwirren."
    „Gut so", lobte Huasqa. „Laß uns aufbrechen."
     
    *
     
    „Gerechter Gesang!" jammerte Kuursen Ton. „Sie machen alles falsch, und dennoch werden sie den Sieg davontragen! Kein Gehorsam, kein Kampf. Und wo bleibt die Ehre, wenn man das Geschäft des Kämpfens einem anderen überläßt?"
    „Es ist eine neue Spieltaktik, mit der wir von jetzt an zu rechnen haben werden", sagte Veedro bedächtig.
     
    *
     
    Ohne Zwischenfall erreichten sie die Sohle des Passes. Die Panieli machten es ihnen leicht. Sie lagen um die lodernden Feuer und sangen. Die Atahau drängten sich in den Schatten eines Felseinschnitts und harrten der Dinge, die sich in Kürze ereignen würden.
    Als erstes hörten sie ein knirschendes, rumpelndes Geräusch, das von der Höhe des Nordhangs herabdrang. Sie hörten es mit dem scharfen Gehörsinn derer, die in der Wildnis aufgewachsen sind. Die Panieli dagegen blieben ahnungslos. Sie fuhren fort zu singen.
    Das Geräusch wurde lauter. Es wurde zum Dröhnen, zum tosenden Donner. Huasqa versuchte, sich auszumalen, wie die Szene ausgesehen hätte, wäre es jetzt Tag gewesen. Die Krieger auf der Höhe des Nordhangs hatten mit Hebeln schwere Felsbrocken in Bewegung gesetzt, um die Icana zu wecken. Die Felsstücke polterten den Hang herab, andere mit sich reißend. Eine Gesteinslawine bildete sich, die mit Weltuntergangsgetöse zu Tal donnerte. Die Panieli waren aufgesprungen. Einen Augenblick lang standen sie vor Schreck erstarrt, einige schwankend vom ungestümen Weingenuß. Dann fuhr Leben in sie. Sie begannen zu schreien und rannten davon, nach Westen hin.
    Die ersten Felsbrocken polterten in den Einschnitt. Staub wirbelte auf. Todesschreie gellten. Ein Felsstück so groß wie ein Haus rollte durch eines der Lagerfeuer und versandte brennende Scheite wie Geschosse nach allen Seiten. Die Pferde wieherten in wilder Panik. Staub füllte die Luft. Huasqa hatte für all dies kein Auge. Seine Aufmerksamkeit konzentrierte sich auf das Zelt, das achtzig Meter weit entfernt auf der Sohle des Passes stand. Die Klappe flog beiseite. Der kleine, bucklige Mann kam zum Vorschein. Jetzt trug er keinen goldenen Panzer, sondern ein flatterndes Nachtgewand.
    Man sah ihn schreien und mit den Armen fuchteln. In Panik geratene Soldaten rannten an ihm vorbei, ohne ihn zu beachten. Man hörte ihn nicht. Das Donnern der Lawine war zum ohrenbetäubenden Getöse angeschwollen.
    Huasqa spürte, wie der Krieger, der hinter ihm stand, die Muskeln spannte. Er schob ihn mit dem Ellbogen zurück.
    „Jetzt noch nicht", zischte er. „Erst muß die Icana kommen."
    Das Tal füllte sich mit Gesteinstrümmern. Die Panik unter den Panieli war vollkommen.
    Wenigstens ein Drittel der Streitmacht, die Belisar in den Paß geführt hatte, lag unter dem Geröll begraben. Die Pferde hatten sich losgerissen. Huasqa hatte gehört, wie sie unter wildem Gewieher nach Osten davongaloppiert waren.
    Da sah er, im Schein eines der noch brennenden Feuer, zwei irisierende Flecke in der Dunkelheit der Nacht Sie schwebten hoch über dem Lager und pendelten hin und her. Ein Fauchen war zu hören, ein grunzendes Ächzen. Die leuchtenden Flecken gerieten in Bewegung. Von neuem gellten Schreie. Die Panieli hatten das Ungeheuer bemerkt. Ein paar Offiziere, denen die Angst noch nicht den Verstand geraubt hatte, befahlen den Soldaten, Widerstand zu leisten. Hier und da ging einer auf die Knie nieder und brachte sein schweres Donnerrohr in Anschlag. Schüsse knallten. Aber sie erreichten weiter nichts, als daß die Icana, durch die Lawine aus ihrem Verdauungsschlaf geschreckt, noch zorniger wurde. Wie eine Furie schoß sie in den Paßeinschnitt herab. Ihr wütendes Röhren füllte die Luft. Huasqa beobachtete scharf. Die Bestie setzte den fliehenden Panieli nach. Unter ihren Schritten zitterte der Fels. Belisar erblickte das Ungeheuer und war mit einer blitzschnellen Bewegung wieder im Innern seines Zeltes verschwunden.
    „Jetzt", sagte Huasqa.
    Sie preschten vor. Die mächtige Icana trottete vorüber, fauchend und grunzend, mit dem tödlichen Schwanz den Boden peitschend. Die Fackeln um Belisars Zelt brannten noch und zeichneten einen weiten, hellen Lichtkreis ins Dunkel der Nacht. Fliehende Panieli-Soldaten rannten vorbei. Sie sahen die Schar der

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