1286 - Comanzataras Träume
Dummköpfe. Sie sind Spezialisten."
„Hanse-Spezialisten", korrigierte ihn die Mutantin.
„Von mir aus." Wieder winkte der Terraner ab.
„Von mir aus! Von mir aus!" äffte Irmina ihn nach. „Deine Wut kann nicht nur uns und Jo schaden, sondern auch Roi und Tek. Laß dir mal einen anderen Spruch einfallen!"
„Okay, Mädchen." Bully ballte die Fäuste. „Ich reiße mich zusammen. Ich bin ganz kühl in meinem Kopf, auch wenn er äußerlich glüht. Ich kann nicht sagen, wie viel Zeit wir noch haben. Ich weiß aber, daß wir Roi und Tek nicht blindlings in die Heraldischen Tore rennen lassen dürfen, ohne ihnen die Möglichkeit zu geben, sich gegen den Einfluß der Kodexmoleküle ihrer Blechfäuste zu wehren. Also muß Jo ran."
„Susa und Luzian haben bereits die Ampullen mit dem KMAV erhalten und in Jo untergebracht. Beruhigt dich das?"
„Sehr gut, aber wie bringen wir ihn in die Nähe unserer beiden Zielpersonen? Da beginnen die Schwierigkeiten."
„Wir folgen der LASHAT und der LOVELY BOSCYK erst einmal in gebührendem Abstand. Wenn sie ihr Ziel erreichen, werden wir handeln. Einverstanden?"
„Muß ich wohl sein. Lieber wäre mir, wir könnten jetzt sofort handeln. Aber so, wie es jetzt bei unseren Permitträgern aussieht, haben wir keine Chance. Der Elfahder würde das merken."
Bully knirschte mit den Zähnen.
„Lassen wir das", schlug Irmina Kotschistowa vor. „Was machen unsere Cappin-Freunde?"
„Die LIVINGSTONE fliegt dicht bei mir. Dorschorow, Scharlom und Neuradyr werden wir Farran bestimmt nicht präsentieren. Haule Vadenstock und Doe von Hai-Ton kümmern sich um unsere wertvollen Gäste. Sie sollten wir wirklich nur im äußersten Notfall... einsetzen... ähem, ich meine, um Unterstützung bitten."
„Der Elfahder wendet sich an Roi und Tek", unterbrach ihn die Mutantin. „Wir wollen uns anhören, was er will."
„Und dann überlegen wir, wie das in unsere Pläne paßt. Halte du Jo bereit, denn wenn wir einen günstigen Moment erwischen, werden wir nicht viel Zeit haben, ihn einzuschmuggeln."
Irmina Kotschistowa zeigte mit einer Handbewegung an, daß sie einverstanden war. Die Verbindung wurde unterbrochen. Die Holografie der Terranerin erlosch.
Bullys Hand tastete nach der Stirn.
Das Toshin-Mal fühlte sich hart und kalt an, aber der Vironaut vermeinte, Leben in ihm zu spüren.
„Eklig! Der einzige Vorteil den ich noch habe, ist der, daß ich mein Toshin-Dasein auch gegen diese hirnlosen Krieger ausnutzen kann. Ein Reginald Bull kämpft auch noch, wenn man ihn gebrandmarkt hat. Das werdet ihr noch merken, ihr Höllensöhne ESTARTUS!"
Von dem beschaulichen ESTARTU-Stroll, mit dem der Abflug der EXPLORER aus der heimatlichen Milchstraße begonnen hatte, war nichts mehr geblieben. Aus dem vermeintlichen Ausflug war ein Abenteuer geworden. Und dieses Abenteuer wurde vom Hauch des Todes begleitet.
Bully überließ Stronker Keen und seiner Gefährtin Lavoree die Führung des Virenschiffs.
Er brauchte Ruhe.
Als er in seiner Privatkabine war, dachte er an den Moment, in dem er sein Permit in die Sonne Virgo-Tor geschleudert hatte. Er sah die Szene noch ganz deutlich aus der Erinnerung.
Das Toshin-Mal verbreitete seelische Höllenqualen in ihm. Es war die Folge dieser Tat.
Dennoch fühlte Bully die Gewißheit, daß er richtig gehandelt hatte.
„Nur nicht unterkriegen lassen, altes Haus!" Er blickte in den Spiegel der Hygienezelle und starrte auf das runde Mal. „Du bist nicht viel größer als ein altes amerikanisches 10-Cent-Stück. Aber doch ist in dir der ganze Frevel der Unfreiheit gespeichert. Es wird der Tag kommen, an dem ich dich anspucke. Und wenn ich dich treffe, dann treffe ich auch ESTARTU und ihre schwachsinnigen Krieger, die sich ewig nennen und die doch keinen Bestand haben können. Ist das dein ‚Dritter Weg’, Stalker? Kosmokraten hin, Chaotarchen her, Meister der Intrige. Dein dritter Weg kann mich auch nicht begeistern."
Er ließ sich auf die Liege fallen und schloß die Augen.
Hatte er die Erde zu überhastet verlassen? Hatte er sich zu wenig gegen das Fernweh gewehrt, das viele Angehörige aller möglichen Völker der Milchstraße ergriffen hatte?
„Nein!" Er sagte das ganz ruhig, denn er fühlte in sich, daß er den richtigen Weg gegangen war. Er war nur einer Illusion erlegen, wie viele andere Vironauten auch. Sie hatten von der Beschaulichkeit geträumt und dabei vergessen, daß überall Gefahren lauerten, deren Ausmaß sich gar nicht abschätzen
Weitere Kostenlose Bücher