129 - Mar'os - Gott des Krieges
allem musste er verhindern, dass Mer'ol und Goz'anga vor ihnen in Vernon eintrafen, sonst ging das Überraschungsmoment verloren. Von nun an war höchste Eile geboten. Er würde improvisieren müssen, doch das lag Gu'lan'bowaan. Deshalb hatte ihn der Sol auch für diese Mission ausgewählt.
Der Daa'mure stand aber noch aus einem anderen Grund unter Druck. So eingespannt in das Geschehen, fehlte ihm die nötige Zeit für eine Regenerationsphase. Die würde jedoch in Kürze nötig werden. Er konnte die fremde Gestalt nicht unendlich beigehalten, musste sich von Zeit zu Zeit in seine ursprüngliche Gestalt zurück verwandeln und neue Kräfte sammeln.
Schon jetzt verspürte er ein unangenehmes Ziehen in den verschobenen Muskel- und Fettbereichen, über denen Myriaden flexibler Schuppen das Äußere des maritimen Sekundärrassenvertreters modellierten.
Mar'os' Anhängerschaft erwartete ihn an der verabredeten Stelle. Er schätzte ihre Stärke auf knapp zweitausend. Mehr als genug, um eine Stadt im Handstreich zu erobern.
Gut ein Drittel besaß dressierte Rochen. Schallgewehre, Schockstäbe und Armbrüste gehörten zur Grundausrüstung.
Gu'lan'bowaan vermisste nur eins – die Freude auf den bevorstehenden Angriff. Der mangelnde Enthusiasmus fiel ihm schon von weitem auf.
Wieder so eine Sache, die sich von seiner Planung unterschied. Die Mar'os-Jünger waren bei weitem nicht so zerstörungswütig, wie sie laut Mer'ol sein sollten. Und der Ingenieur selbst war nicht der freudige Überläufer, als den sie ihn eingeschätzt hatten.
»Niemand außer mir redet über das, was vorgefallen ist«, schärfte er den Kriegern an seiner Seite an. »Ich alleine stelle die Zusammenhänge klar.«
Mit majestätischen Schwingenschlägen glitten die vier modifizierten Lesh'iye dem Abhang entgegen. Die Kriegsarche lag zur Seite gekippt auf der schräg abfallenden Ebene. Der Stamm hatte sie wie befohlen aus Neu-Drytor mitgenommen, doch für Gu'lan'bowaans Geschmack ein wenig zu sorglos abgesetzt.
Die wartenden Hydriten erhoben sich von ihren Lagerstätten, als sie des Trosses ansichtig wurden. Knapp ein Viertel begrüßte ihn mit kriegerischem Klacken, der Rest reckte die Köpfe, um Goz'anga zu suchen, Der OBERSTE wurde sofort vermisst. Natürlich.
Gu'lan'bowaan stoppte in einiger Entfernung ab, damit er die breite Front seiner Anhängerschaft bequem überblicken konnte. Wasser war ein guter Schallträger für die klackende Sprache der Submaritimen. Er musste seinen Kehlkopf nicht einmal über Gebühr strapazieren, um auch den letzten von ihnen zu erreichen.
Seine Strahlenwaffe fest mit der Rechten umklammert, rief er: »Unser Unternehmen ist von Erfolg gekrönt! Die Verbindung zwischen Vernon und Hykton bleibt für lange Zeit unterbrochen!«
Verhaltener Jubel brandete auf. Die meisten Hydriten reckten lieber weiter ihre Köpfe.
»Euer OBERSTER ist im Kampf gefallen!«, schloss Gu'lan'bowaan nahtlos an, um eventuellen Fragen zuvor zu kommen. »Er wurde feige ermordet, von einem Verräter, der sich meiner als unwürdig erwiesen hat! Wer folgt mir nach Vernon, um Goz'anga zu rächen?«
Knapp die Hälfte aus der Menge reckte die Waffen in die Höhe. Die übrigen gaben sich zurückhaltend bis nachdenklich.
Und als ob dieses Verhalten nicht schon dürftig genug gewesen wäre, löste sich noch eine Kriegerin aus dem Verband und schwamm ihm entgegen. Eine mit Muscheln und Haizähnen aufgefädelte Kette zierte ihren Hals; weiteren Schmuck besaß sie nicht. Stattdessen trug sie Schockstab und Armbrust und war, wie die männlichen Krieger, nur mit einem Lendentuch bekleidet.
Ihre grün pigmentierte Stirnflosse nahm den Farbton frischen Tangs an, während sie auf halbem Weg stoppte. Ihre bloßen Brüste bebten vor Aufregung, doch in ihren Augen lag ein entschlossener Glänz.
»Überleg genau was du tust, Riika!«, rief jemand aus der Schelfwand, der so klang, als ob er es gut mit ihr meinte.
Die Hydritin ließ sich nicht beirren.
»Wir wollen nicht in den Krieg gegen Vernon ziehen«, schmetterte sie Gu'lan'bowaan entgegen. »Uns interessiert nicht, was die Planktonfresser mit den Menschen zu schaffen haben. Wir wollen einfach nur nach unseren eigenen Regeln leben und unsere eigenen Entscheidungen fällen!«
Gu'lan'bowaan überlegte ernsthaft, ob er sich nicht vielleicht verhört hatte. Die unnütze Rede dieser Sekundärrassenvertreterin passte nun gar nicht in das vom Sol ausgearbeitete Schema. Um keinen Fehler zu begehen, zog er es
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