1293 - Halloween-Horror
liegt die Gefahr. Wir sollten sie warnen und sie dazu bringen, die Party erst gar nicht stattfinden zu lassen. Das meine ich.«
Harry musste lachen. »Super, der Vorschlag. Wäre auch am besten. Aber das bekommen wir nicht hin, mein Freund. Sie werden nicht auf uns hören. Sie sind aufgepowert. Voll im Partystress…«
»Drogen?«
»Kein Problem, wenn man davon ausgeht, dass der Alkohol ebenfalls eine Droge ist. Die trinken ja nicht nur Bier. Ich habe genügend Schnapsflaschen gesehen, die ausgeladen wurden. Wenn beides zusammenkommt, ist das klare Denken dahin.«
»Und die andere Seite hat freie Bahn. Dann werden sie kommen und sich auf sie stürzen. Sie brauchen Opfer. Sie wollen Blut. Sie wollen töten. Meine Güte, das muss ihnen doch klar zu machen sein.«
»Hätten Sie es geglaubt, wenn es Ihnen zuvor jemand gesagt hätte?«
Heiko Fischer schaute zu, wie der letzte Bierkasten am Absperrgitter auf die Brücke geschleppt wurde. Man baute den »Proviant« neben der Musikanlage auf.
»Nein, das hätte ich nicht. Aber wir könnten es doch zumindest versuchen, oder?«
»Dagegen habe ich nichts.«
»Der Mann mit dem Bart?«
»Ja, er scheint mit der Chef im Ring zu sein. Und die Blonde in dem blutigen Lederkostüm gehört zu ihm.«
Die junge Frau war schon in Form. Sie stand an der Rückseite des Wagens und wiegte ihren Körper zu einer Melodie, die wohl nur sie hörte. Irgendwann stoppte sie ihre Bewegungen und holte eine Maske aus dem Van, bevor die Heckklappe zugeschlagen wurde.
Harry und Heiko schauten zu, wie die Blonde die Maske aufsetzte. Sie bedeckte nur die vordere Gesichtshälfte. An der Rückseite bestand sie aus Stoff, der über die zweite Hälfte des Kopfes gezogen werden konnte.
Schrill lachte die junge Frau auf und drehte sich mit einer scharfen Bewegung um.
Heiko hatte Mühe, einen Schrei zu unterdrücken, als er in das veränderte Gesicht sah. Es war der Schrecken an sich. Täuschend echt nachgemacht. Eine bleiche Fratze mit herabhängenden Hautfetzen und Wunden, aus denen das Blut gelaufen war und sich auf dem Gesicht verteilt hatte. Eine hässliche Nase mit großen Löchern, aus denen ebenfalls Blutstreifen liefen und erst dicht vor einem Mund stoppten, der den Namen nicht verdiente. Er war vielmehr ein widerliches Maul mit zerrissenen, blutigen Lippen.
Der Frau machte es Spaß, die Maske zu tragen, denn sie tanzte vor ihrem Freund auf der Stelle. Der hatte sein Kostüm noch nicht angezogen. Es hing über seinem linken Arm, und er erklärte seiner Freundin, wie toll sie aussah.
Die drehte sich von ihm weg - und sprang auf Heiko und Harry zu. »Kommt her, zur Königin des Blutes, die ihre Heimat auf der Blutbrücke gefunden hat.«
»Später vielleicht«, sagte Harry und nickte dem bärtigen Mann zu, der ihm entgegenschaute.
Heiko Fischer war froh, dass er sich zurückhalten konnte. Er begrüßte es auch, dass die Frau nicht mehr tanzte und die Vorderseite ihrer Maske in die Höhe geschoben hatte. Sie zeigte wieder ihr Gesicht, dessen Aussehen im krassen Gegensatz zur Maske stand.
»Wenn man so gut aussieht wie Sie, braucht man sich nicht zu verkleiden«, sagte Harry.
»Oh danke. Aber heute ist Halloween. Die Nacht der Geister, der Toten, der Dämonen. Da muss man schon was tun.«
»Da haben Sie wohl Recht. Aber es gibt auch Menschen, die hin und wieder zu viel des Guten tun.«
Der Bärtige hatte bisher zugehört. Jetzt fragte er: »Sind Sie gekommen, um uns das zu sagen?«
»Nein, nicht nur.«
»Ach? Ordnungsamt.« Er grinste. »Wenn Sie unsere Erlaubnis sehen wollen, ich brauche sie nur aus dem Handschuhfach zu holen. Dann sehen Sie, dass alles klar ist.«
»Nein, nein, deshalb sind wir nicht hier. Mein Name ist übrigens Harry Stahl. Und mein Begleiter heißt Heiko Fischer.«
»Na und?«, fragte die Blonde. Sie hatte sich inzwischen eine Zigarette angezündet und blies den Rauch in die leicht dunstige Luft. »Wollen Sie mitfeiern?«
»Auch das nicht.«
»Was dann?«, fragte der Bärtige. Er musterte die beiden Männer. »Und beeilen Sie sich bitte. Die Fete geht gleich los.«
»Ja, ja, das weiß ich. Ich kann Sie auch nicht abhalten, hier zu feiern, aber Sie wissen schon, wo diese Feier stattfindet?«
»Auf der Blutbrücke!«, rief die Frau lachend. »Das ist ja gerade der Gag. Es lohnt sich. Um die Genehmigung haben wir auch gekämpft und bekamen sie sogar durch.«
»Und Sie fürchten sich nicht vor diesem Namen und auch nicht vor der Vergangenheit der
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