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1294 - Der kopflose Engel

1294 - Der kopflose Engel

Titel: 1294 - Der kopflose Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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spontan, mehr ausweichend. »Jedenfalls hat er sich nach seiner Vernichtung nicht mehr in der Gegenwart gezeigt, und das hat mir Hoffnung gegeben. Es gab einige Helfer, die sich an ihn erinnerten, doch ihre Versuche sind gescheitert, das weißt du selbst.«
    Jane Collins sah ein, dass es ihr nichts brachte, wenn sie mit mir weiterhin über dieses Thema diskutierte. Sie fasste nach dem Stiel des Weinglases und hob es an. »Okay, lassen wir das. Es ist sowieso besser, wenn wir uns um andere Dinge kümmern. Ich bin ja nur froh, dass Lady Sarah an diesem Wochenende weggefahren ist. Wenn sie uns jetzt zugehört hätte, wäre ihr Jagdfieber wieder erwacht.«
    Das musste sie nicht laut sagen. Sarah Goldwyn, in deren Haus Jane Collins wohnte, wurde nicht grundlos Horror-Oma genannt. Sie hatte auch das Geschick, sich immer wieder in gefährliche Dinge einzumischen, und wenn mal Ruhe herrschte, dann steckte sie ihre Nase garantiert wieder in einen der Fälle hinein, die manchmal an ihr klebten wie eine Seuche.
    Für drei Tage war sie mit dem Zug an die Küste gefahren, denn dort gab es irgendein Lady-Treffen, an dem sie teilnehmen würde. Alles ältere Frauen, die sich schon seit Jahren kannten und sich einmal im Jahr trafen.
    Jane griff wieder zur Rotweinflasche. Ich hatte mein Glas, fast leer getrunken, und sie wollte mir nachschenken.
    »Halt, nein, danke. Ich habe schon vor dem Essen zwei Gläser Champagner getrunken und…«
    Sie lachte. »Glaubst du denn, dass ich dich noch in dieser Nacht gehen lasse?«
    »Ach. Nicht?«
    »Nein. Wir werden es uns gemütlich machen und mal wieder so richtig plaudern. Rotwein genug habe ich im Haus, und es wird auch niemand in der Nähe sein, der uns stört.« Sie deutete mit dem rechten Zeigefinger auf mich. »Du kommst hier gar nicht weg.«
    »Nun ja…«
    »Keine Widerrede.«
    »Eine Zahnbürste…«
    Jane erstickte meinen Widerstand. »Habe ich für dich in Reserve. Das weißt du doch.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Es ist wie immer. Wenn du dir mal was in den Kopf gesetzt hast, komme ich mir vor wie ein kleiner Junge.«
    Jane lächelte mich über den Tisch hinweg an und meinte: »Manchmal kann es von Vorteil sein, wenn man wieder ein kleiner Junge ist.«
    Ich brauchte nur in ihre Augen zu sehen, um zu erkennen, was sie wirklich damit meinte. Sie hatte Recht. An diesem Abend und in der folgenden Nacht würde es nicht nur beim Genuss des wirklich guten Weins bleiben. So weich und schmeichelnd wie dieser Wein konnte auch eine Frau wie Jane Collins sein, das hatte ich schon erlebt, und die Erinnerung daran war nicht die schlechteste.
    Ich breitete die Arme aus. »Okay, du Spinne. Aus deinem Netz kann ich mich nicht befreien, das weiß ich. Deshalb möchte ich fragen, wo der Wein steht? Bei einer Flasche hören wir ja nicht auf.«
    »In der kleinen Küche. Ich habe die Flaschen bereits geöffnet, damit der Wein atmen kann.«
    Meine Augenbrauen hoben sich, und ich sank wieder zurück auf meinen gepolsterten Stuhl. »Flaschen?«
    »Es sind nur zwei.«
    »Aha. Trotzdem…«
    »Wir haben gut gegessen, John«, erklärte sie mit einem süffisanten Lächeln. »Die Unterlage ist also perfekt. Das brauche ich dir doch wohl nicht zu sagen - oder?«
    »Nein, bestimmt nicht.«
    Ich stand schließlich auf und näherte mich der Küche. Aus dem rechten Augenwinkel sah ich, dass sich Jane reckte und mit ausgestreckten Beinen auf dem Stuhl sitzen blieb. In dieser Lage präsentierte sie ihren geschmeidigen Körper, der nicht aussah wie der eines dieser dünnen Mannequins, die über den Laufsteg schritten.
    Die Cordbluse hatte sie nicht bis zum Hals hin zugeknöpft. Die obersten drei Knöpfe standen offen.
    Ich sah das Schimmern einer dünnen Goldkette an Janes Hals.
    In der Küche kannte ich mich aus Ebenso wie in den übrigen Räumen der Wohnung. Als ich einen Schritt über die Schwelle gegangen war, hörte ich hinter mir die Melodie des Telefons.
    Schlagartig stoppte ich.
    Ein Hellseher war ich nicht, aber ich lauschte meinem Gefühl nach, und das sagte mir nichts Gutes.
    Auch Janes halb laute Stimme drang an meine Ohren. Was sie sagte, verstand ich zwar nicht, aber begeistert hörte es sich nicht an.
    Ich ging wieder zurück. Betrat das Wohnzimmer nicht, sondern blieb an der Tür stehen. Jane Collins sah mich nicht, denn sie drehte mir ihren Rücken zu.
    »Du bist es, Mabel. Lebst du auch noch?«
    Zwar vernahm ich die Stimme der Anruferin, verstand aber nicht, was sie sagte. Dennoch runzelte ich die

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