1298 - Atlantis-Vampire
schüttelte sie den Kopf. Ihr Mund öffnete sich. Sie stand dicht davor, etwas zu sagen, aber aus dem offenen Mund drang nur ein Stöhnen.
»Wer ist das?«, fragte Myxin.
»Sie heißt Justine Cavallo«, erwiderte ich.
»Sie ist nicht deine Partnerin.«
»Bestimmt nicht.«
Myxin schaute sie an. Justine hatte alles gehört, und sie verzerrte die Lippen zu einem raubtierhaften Lächeln. »Du wirst es nicht schaffen, du grüner Zwerg. Du wirst mir meinen Plan nicht kaputtmachen. Das schwöre ich dir. Diese drei aus dem Blutsee gehören zu mir und nicht mehr zu dir. Hast du verstanden?«
»Das habe ich.«
»Dann richte dich danach. Ich weiß nicht, ob du tatsächlich aus der Vergangenheit stammst, aber es ist nichts unmöglich in dieser Welt. Wenn das stimmt, dann verschwinde wieder zurück in deine Zeit.«
Myxin dachte nicht daran. Er kümmerte sich auch nicht um Justine. Ich war für ihn wichtiger, und mich schaute er an. »Ihr scheint wirklich keine Freunde zu sein. So etwas passt auch nicht zu dir, John. Aber ich denke, dass man sie stoppen muss. Sie hat nichts begriffen. Es gibt keine Verbindung mehr zwischen ihr und den Vampiren, auch wenn sie selbst dazu gehört. Das ist vorbei.«
»Wie gut, dass du es sagst!« Bei dieser Antwort grinste ich die blonde Bestie an.
Justine war mir sowieso fremd geworden. So in die Defensive getrieben hatte ich sie noch nie zuvor erlebt. Da musste etwas mit ihr geschehen sein, das ihr wahres Ich auf den Kopf gestellt hatte. Anders konnte man es sich nicht erklären. Sie war so defensiv, sie zeigte mir ihren Hass nicht offen. Normalerweise hätte sie sich wie ein Tier benommen, das nach langer Gefangenschaft endlich freie Bahn hatte, um sich auf seine Peiniger zu stürzen.
Jetzt kehrte der alte Kampfwillen zurück. Es war zu sehen, dass ein Ruck durch ihren Körper ging.
Wütend schüttelte sie erneut den Kopf. »Nein«, keuchte sie, »nichts ist vorbei, gar nichts. Man kann die Dinge nicht verdrehen, auch bei mir nicht. Ich lebe noch. Ich existiere, und ich habe meine eigenen Pläne, die ich nicht aufgebe. Und es gibt auch keinen, der mich daran hindert.«
Myxin gefielen die Worte nicht. »Soll ich sie übernehmen, John?«
Ich konnte das Grinsen nicht zurückhalten. »Bitte…«
Er drehte sich Justine zu, die sich einfach nicht mehr aus der Fassung bringen ließ. Plötzlich war sie wie von Sinnen. Sie musste ihren Frust durch einen wilden Schrei loswerden, und eine Sekunde später war nicht ich Ziel ihrer Attacke, sondern der kleine Magier…
Ein Außenstehender hätte keinen Pfifferling mehr für Myxin gegeben, dazu waren er und die blonde Bestie einfach zu unterschiedlich, allein schon von der Körpergröße her.
Sie raste auf ihn zu. Es sah so aus, als wollte sie ihn überrennen. Die Wut und der Hass hatten ihr Gesicht regelrecht entstellt. Die Zeitspanne war kaum messbar, bis sie bei Myxin war und ihn in die Höhe riss.
Ich war zur Seite gesprungen, weil ich den beiden nicht im Weg stehen wollte. Auch ich hätte nicht mehr auf Myxin gesetzt, wenn ich ihn nicht besser gekannt hätte.
Justine riss ihn hoch. Das passierte ohne Anstrengung. Sie hatte ihn zu einem regelrechten Spielball gemacht. Locker stemmte sie den Körper über ihren Kopf, und dann schleuderte sie ihn weg wie einen Lumpen, den sie nicht mehr haben wollte.
Myxin wirbelte durch die Luft. Er drehte sich dabei und prallte so hart gegen die Wand, dass es mir fast wehtat. Er fiel sofort zu Boden, und ich hörte das wilde Lachen der blonden Bestie, die auf ihn zuhetzte und dabei brüllte: »Blut ist Blut!«
Wieder packte sie ihn. Zwei Hände zerrten ihn vom Boden weg. Mit dem Rücken presste sie Myxin gegen die Wand und schaffte es, seinen Kopf so zu verdrehen, dass er gleich in die richtige Lage für einen Vampirbiss geriet. Ich wollte sehen, was passierte und achtete dabei nicht auf Sukos Proteste, der endlich losgebunden werden wollte.
Von der Seite her schaute ich gebannt zu.
Justine hatte ihren Mund weit aufgerissen. Wie helle Messerspitzen stachen die mörderischen Zähne hervor, die bereit waren, in die Haut am Hals des kleinen Magiers zu hacken.
Sie biss auch zu!
Ich zuckte zusammen, als ich das sah und fragte mich, ob sie nicht doch stärker war. Einen Augenblick später schnellte ihr Kopf wieder zurück. Wütend schrie sie auf und wischte über ihre Lippen, wobei sie kurz zur Seite schaute und mich ansah.
Nichts war geschehen. Abgesehen davon, dass sie ihren Griff vor Schreck gelockert
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