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1299 - Zeit der Bestie

1299 - Zeit der Bestie

Titel: 1299 - Zeit der Bestie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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darf wirklich nichts außer Acht lassen. Möglicherweise wollte er nur einmal zubeißen, um seine Prioritäten zu setzen. Er hat es aus irgendwelchen Gründen nicht getan und drehte durch. Da müssen wir mit allem rechnen. Jedenfalls bleiben wir am Ball.«
    Tanner zeigte sich erleichtert. Die alte Bärbeißigkeit war bei ihm verschwunden. Sogar ein Lächeln umzuckte seine Lippen, als er uns auf die Schulter schlug. »Ich nehme an, dass ihr das Richtige tut.«
    »Wir hoffen es.«
    Eine gute Nacht wünschten wir uns nicht. Viel Zeit, um zu schlafen, blieb uns nicht mehr. Als die Glastür hinter uns zuschwang, schaute ich auf die Uhr. Die erste Morgenstunde war längst vorbei, und wir erlebten wirklich eine sternenklare und eiskalte Nacht. Am Himmel malte sich die Pracht ab. Überall auf dem riesigen schwarzblauen Samtkissen funkelte es, und wäre es Sommer und nicht so kalt gewesen, hätte man wirklich von einer perfekten Nacht sprechen können.
    Glücklicherweise hielt sich der Wind in Grenzen. Auch wenn er nur schwach wehte, hatte man das Gefühl, dass er einem ins Gesicht schnitt.
    Den Rover hatten wir hinter einer Buschreihe abgestellt. Das Krankenhaus selbst lag in einem kleinen Park, in dem man die Stille fast mit den Händen greifen konnte.
    Die Kälte drückte. Sie hatte sich an den Zweigen und Ästen der Bäume festgesetzt und ihnen einen hellen Eisfilm gegeben. Die Natur fror ein. In der Nähe des Krankenhauses dampfte es aus einem Gully. Der Dampf stieg nur träge in die Höhe und sah aus wie ein Geistwesen, das dabei war, einzufrieren.
    Auch der Boden war hart gefroren. Er kam uns vor wie Beton. Unsere Schritte verursachten knirschende Geräusche, wenn altes Laub, das jetzt gefroren war, unter den Sohlen zerbrach. Von unseren Lippen dampfte der Atem.
    Der Rover hatte noch keine Eisschicht bekommen. Die Scheiben der anderen Fahrzeuge waren zugefroren, und so kamen mir die Autos vor wie stehende Eisblöcke.
    Auch weiterhin herrschte die Stille vor, aber sie befriedigte mich nicht. Es mochte wieder an meinem Gefühl liegen, dass ich misstrauisch war nach dem, was uns Tanner gesagt hatte. Ich dachte daran, dass diese Nacht ideal für einen Werwolf war, dem die Kälte natürlich nichts ausmachte.
    Suko schloss den Rover auf. Er stieg auch als Erster ein. Ich blieb noch für wenige Sekunden neben dem Auto stehen und schaute in die Runde. Zu sehen war nichts. Niemand verfolgte uns, es gab keinen Menschen und auch keine Bestie, die in einem Gebüsch hockte und nur darauf wartete, dass wir einstiegen.
    »He, was hast du?«
    »Nichts«, sagte ich und öffnete die Beifahrertür. Ich bückte mich, um in den Wagen zu steigen, als ich hinter meinem Rücken das heftige Keuchen hörte. So laut und hart, dass es meiner Ansicht nach nicht von einem Menschen stammen konnte.
    Ich fuhr herum.
    Schon beim ersten Blick war alles klar. Auf dem direkten Weg jagte eine Gestalt auf mich zu, die aussah wie eine Mischung aus Mensch und Wolf…
    ***
    Sie hatten Terry McBain nach Hause geschickt, weil seine Vorgesetzten der Meinung waren, dass er sich im Kreise der Familie besser aufgehoben fühlte als im Revier. Für Fragen würde er immer zur Verfügung stehen, aber die konnten auch am nächsten Tag gestellt werden.
    Die Kollegen, die McBain nach Hause begleitet hatten, wünschten ihm noch eine gute restliche Nacht, dann zogen sie sich zurück.
    Obwohl es so verdammt eisig war, blieb der Polizist noch an der Haustür stehen und schaute zurück.
    Er wohnte in einer ruhigen Straße, in der alte Häuser standen. Hier funktionierte das Zusammenleben noch. Die Menschen kannten sich, man half sich und hatte ein gutes nachbarschaftliches Verhältnis.
    Haus stand dicht an Haus. Die meisten besaßen kleine Vorgärten, die im Winter eingefroren waren.
    Einige Sträucher wurden durch Hauben verdeckt, um sie vor der Kälte zu schützen.
    Nichts passierte auf der Straße. Es gab keinen Verfolger, auf den er Rücksicht hätte nehmen müssen, es war alles wieder normal geworden, aber das war es nicht. Er würde auch weiterhin Probleme bekommen, wenn er darüber nachdachte, was in dieser schrecklichen Winternacht geschehen war. So etwas war nicht zu fassen. Es gab für ihn keine Erklärung für das Grauen. Er hatte seinen Kollegen Gordon Moore in seinem Blut liegen sehen. Da war der Killer gekommen, und den hatte er noch weglaufen sehen.
    Aber einen normalen Menschen?
    Nein, das wollte er nicht glauben. Er dachte mehr an ein Tier oder eine ähnliche

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