1299 - Zeit der Bestie
Monster…
Terry McBain tat nichts. Er konnte sich nicht bewegen. Was er trotz der Dunkelheit dort erkannte, war grauenhaft und zudem unglaublich. Er hätte schreien können, es sogar müssen, selbst das war ihm nicht möglich.
Ein Körper und ein Gesicht. Eine tierische Fratze, aber kein Tier, denn das Gesicht zeigte tatsächlich menschliche Züge, und in seinen Augen leuchtete das kalte Gelb, das auch der Mond zeigte.
Der erste Gedanke drängte sich in ihm hoch. Er wollte an einen Schatten glauben, der hinter der Scheibe irgendwie produziert worden war. Es war kein Schatten. Das Gebilde, das sich dort oben abzeichnete, war dreidimensional, das erkannte er sofort.
Der Killer! Die Bestie! Der Mörder!
Immer wieder schossen die Begriffe durch seinen Kopf. Er wusste auch, was er hätte jetzt tun müssen. Einfach aufspringen und dann weglaufen.
Terry tat es nicht. Er blieb starr sitzen. Die Welt war für ihn eine andere geworden, obwohl ihn nach wie vor die Normalität umgab.
Nur über ihm nicht. Das Gesicht drückte sich jetzt gegen die Scheibe. Er sah eine Zunge, die aus dem Mund schnellte und über das Glas leckte. Er sah das Gebiss mit den mörderischen Zähnen. Wieder entstand das kratzende Geräusch, als die Zähne über das Glas schleiften. Die Gänsehaut auf seinem Rücken verdoppelte sich, und noch immer war er nicht in der Lage, sich zu bewegen.
Von der Seite her erschien eine Hand.
Nein, das war keine menschliche Hand. Dieses Gebilde verdiente nur den Namen Klaue. Lange Finger mit gebogenen Nägeln, die von einer dunkleren Haut abstachen.
Die Klaue drückte gegen das Glas. Sie schlug nicht zu, sie presste sich nur dagegen. Und das Glas gab nach.
In den folgenden Sekunden erlebte Terry McBain den Schrecken überhaupt. Es lief alles normal schnell ab, doch es kam ihm wie zeitverzögert vor. Er durchlitt alles viel langsamer. Jedes Detail sollte er mitbekommen, und so sah er auch, wie das Glas, das bisher allen Stürmen und Witterungsbedingungen getrotzt hatte, in der Mitte auseinanderbrach. Terry hörte auch kein lautes Klirren. Das Geräusch war mehr ein Platzen, und zugleich regneten die Glasstücke nach unten.
Spätestens jetzt hätte Terry flüchten müssen. Das schaffte er einfach nicht, und so schaute er weiter zu, wie die Scherben nach unten fielen. Dabei hatte er Glück, dass er weit genug vom Fenster wegsaß. Die fallenden Stücke erwischten ihn nicht, sondern prallten auf den Tisch, wo sie noch mal zerklirrten.
Jetzt hatte die Bestie freie Bahn. Geschmeidig und mit dem Kopf zuerst tauchte sie in die Fensteröffnung ein, sodass Terry McBain das schreckliche Gesicht aus der Nähe sah.
Nein, so sah kein Mensch aus. Das war ein Monster.
Der Ruck nach vorn. Jetzt hatte die Bestie freie Bahn. Sie zwängte ihren Körper durch die Öffnung, ließ sich fallen. Mit einem satten Laut landete sie auf dem Tisch. Sie fegte dort das Glas und die Flasche zur Seite. Beides kippte über den Rand hinweg und landete auf dem Boden.
Erst jetzt war Terry McBain wieder in der Lage, etwas zu denken. Er wusste genau, wen er vor sich hatte. Es war Gordon Moores Killer.
Und der war gekommen, um auch ihn zu holen…
***
Mit diesem plötzlichen Angriff hatte ich beim besten Willen nicht gerechnet. Ich sah nur den Schatten, der immer größer wurde, als er vor mir erschien und zum Sprung ansetzte.
Es war schwer für mich, ihm auszuweichen. Ich versuchte es trotzdem, glitt zurück und wuchtete mich rücklings auf die Motorhaube. Für den Bruchteil einer Sekunde sah ich Sukos erschrecktes Gesicht hinter der Scheibe, dann sprang das Monstrum auf mich zu.
Das Bild des toten Polizisten tauchte vor meinen Augen auf. Er hatte keine Chance gehabt, ich aber hatte eine.
Bevor es mich erwischen konnte, reagierte ich. Sehr schnell zog ich die Beine an, streckte sie sofort wieder aus und rammte sie dabei hart nach vorn. Meine Füße und der Körper prallten zusammen. Ich hatte bei dem Gegentritt viel Druck dahinter gelegt, und so kam die verdammte Bestie nicht an mich heran.
Der Angriff wurde gestoppt. Die Bestie stand auf wackligen Beinen, und ich nutzte die Chance, denn ich trat noch mal zu.
Sie flog zurück. Taumelte dabei, und ich richtete mich auf. Während der Bewegung griff ich zur Beretta. Gleichzeitig drückte Suko die Fahrertür auf und sprang aus dem Rover.
Die Bestie floh. Sie rannte einfach weg. Im Zickzack-Kurs jagte sie durch die Dunkelheit. Sie gab ein verdammt schlechtes Ziel ab, und die Distanz
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