13 alte Esel
und dann ging ich ‘rüber an die Corralmauer, wo mein Klepper angebunden stand. Bißchen schwieriges Tier, wissen Sie, ließ sich nie ohne allerhand Tamtam satteln. Da gibt man drüben natürlich nicht viel drum. Wer da ‘nen braven Tattersallgaul erwartet, bleibt besser zu Hause. Diesmal stellte er sich aber besonders doll an. Die anderen mußten mir helfen, aber weil ich im Geist schon hinter den Räubern her war, achtete ich nicht darauf. — Spuren nach Süden, dachte ich, da sind sie todsicher nach Westen geflüchtet, in die Berge. Den Umweg spar’ ich mir und reite direkt westlich. Hand auf dem Sattelknauf, spring’ ich aus dem Stand auf meinen Gaul, wie ich’s gewohnt bin — na, und da geht der Tanz los! Mein Klepper bockt, spritzt mit allen vieren hoch, buckelt scheußlich, Kopf zwischen den Beinen, dreht sich wie ‘n Kreisel — Teufel, Teufel! Mein Magen krampfte sich zusammen wie ‘n Schwamm, der ausgewrungen wird. Und dann machte die Bestie einen Satz über die Zwei-Meter-Mauer und entwetzte in die Prärie. Mir dämmerte Fürchterliches: Die Hundesöhne hatten mir den Gaul ausgetauscht gegen einen uneingebrochenen aus der Herde! Und der rennt und rennt nun. Schnurgerade auf den Fluß zu, nach Osten, immer weiter weg von meinen fünfhundert Rindern. Mir wurde so siedendheiß, daß es richtig zischte, als wir mit einem Riesensatz im Wasser landeten. Dem Gaul machte das nichts. Der tobt ‘raus, über die nächste Prärie in den nächsten Bach. Immer wenn er sich warmgelaufen hatte, nahm er ‘n Erfrischungsbad und war piepmunter. Mir war nur spanisch, wo die Bäche alle herkamen. Hundert Meilen im Umkreis kannte ich nur einen. Na ja, um’s kurz zu machen: Es war immer derselbe, und das gerissene Luder lief Schlangenlinien...«
Über dem runden Stammtisch neben dem Ofen lag der Qualm wie eine Käseglocke. Hin und wieder dröhnte eine Lachsalve daraus hervor, Rufe nach einer neuen Lage Bier und Doppelkorn.
»Wenn sie so fidel sind, gibt’s hinterher meist fürs ganze Dorf was zu lachen«, bemerkte der Wirt zu ein paar Stehkunden, die sich unauffällig näher an den Ofen heranschoben, um mit gespitzten Ohren das eine oder andere Wort aufzuschnappen.
Don Chaussee empfand das Gelächter wie eine warme Brause; wohliges Erschauern überlief ihn. Noch nie war es ihm passiert, daß ihn Honoratioren als einen der Ihren ansahen. Er war glücklich. Von ihm aus konnte es lange so weitergehen.
»Prost, Don Chaussee!«
»Prost !«
»Prösterchen!«
»Nehmen Sie man noch ‘nen kräftigen Schluck !«
»Aber wie ging’s denn mit der Klauerei nun aus? Erzählen, los !« Und Don Chaussee erzählte unter vielem Hallo, wie der verrückte Gaul nach mannigfachen Abenteuern und ungezählten weiteren Bädern ihn endlich, immer weiter ostwärts rasend, schnurstracks in das Lager der Banditen galoppierte, die sich umzingelt glaubten und in heilloser Flucht davonstoben, während der Klepper die Rinder einmal umkreiste und sie dann trompetend vor sich hertrieb — tausend Rinder, die Schwänze steil in der Luft, auf dröhnender Prärie!
»Toll !« sagte der Bürgermeister überwältigt.
»Hi«, grinste Don Chaussee, »und was meinen Sie, wo wir ‘rauskamen ?«
»Zu Hause«, sagte Dr. Kösters grabesernst.
»Nee, is nicht.« Don Chaussees Augen glänzten. Seine Stimme schwankte etwas. »Au-auf’m Schlachthof !« kicherte er selig.
In das aufbrandende Gelächter schrillte das Telefon auf der Theke. Bennekamp wurde verlangt.
»Ich sag’ nur ein Wort: Müller !« hetzte der Doktor, als Bennekamp sich aus der Bank quetschte. Ein gequältes Handwedeln war die ganze Antwort. Müde nahm er den Hörer auf, doch schon im nächsten Moment war sein kahler Schädel knallrot, und er bellte: »Wie? Waas? Der Elf-Uhr-fünfundvierzig? Der hält hier doch gar nicht! — Was hat er? Heißläufer am ersten Wagen hinterm Tender? — Da fragen Sie noch? Loskoppeln, Mensch, loskoppeln, aber dalli!
— Moment mal: Was’n drin? — Stroh? Aha. Gehört zu einem — waas? Sprechen Sie doch einmal in Ihrem Leben deutlich, Mann! Also Futterstroh für’n Tiertransport. Lassen Sie’s stehen; die Viecher halten’s ja wohl eine Nacht ohne Stroh aus. Aufs letzte Abstellgleis rangieren — nee, nicht auf Gleis drei, da rangiert doch morgen früh der Sechs-Uhr-zwölf !« Peng. Der Hörer flog auf die Gabel. »Hornochse!«
»Läßt der Junchleu seine Stimme aus seiner Höhle erschallen, ohne daß er einen Fang chetan hat? Der
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