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13 alte Esel

13 alte Esel

Titel: 13 alte Esel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Bruns
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Förster und Stationsvorsteher und glaubte fest, nun alle Tricks zu kennen und auf keinen mehr hereinzufallen.
    Vervollständigt wurde die Runde diesmal durch Don Chaussee. Don Chaussee war erst seit acht Tagen im Lande und verdankte die Ehre, an diesem Tisch sitzen zu dürfen, nicht seiner Stellung im Leben — denn die besaß er nicht — sondern seiner von Dr. Kösters entdeckten Fähigkeit, die unglaublichsten Aufschneidereien zu erzählen. Er hieß mit bürgerlichem Namen Josef Krapp und hatte ein bewegtes Leben hinter sich. Waisenhaus, Kaufmannslehre, blinder Passagier nach Amerika, Küchenjunge, Straßenmusikant, Holzfäller, Aushilfskellner auf einem Schiff zurück, Angestellter bei der Krankenkasse, Heizer auf einem Frachtdampfer nach San Francisco, Schlosser, Saisonlandarbeiter, Obstpflücker in Kalifornien, Viehtreiber in Texas, Heizer zurück nach Deutschland, wo er Frau Martha traf, die allein war wie er. Sie hatten geheiratet, und ihretwegen war er noch einmal Angestellter geworden. Doch Ruhe fand er auch in der Ehe nicht. Wieder war er nach Texas gegangen —
    und wieder kam er nun zurück: in dieses Dorf, in dessen Nähe seine Frau inzwischen eine Existenz gefunden hatte als Leiterin eines Heimes für elternlose Kinder.
    Er war ein unscheinbarer Mann Anfang der Fünfzig, mit wettergegerbtem, hagerem Gesicht, das in ein paar tiefe Längsfalten aufgespalten war. Als einzige Querfalte saß darin der Mund, doch wenn Don Chaussee grinste, zog sich die Querfalte quer durch alle Längsfalten von einem Ohr zum anderen. Die zu langen und zu weiten Hosen hielt er mit grellbunten Hosenträgern, und auf seinem Kopf saß über braunmelierten Haaren ein speckiger Sombrero, von dem er sich niemals trennte. Diese auffallenden und fremdartigen Dinge trug er mit der selbstverständlichen Gelassenheit eines Menschen, der es längst verlernt hat, Äußerlichkeiten zu beachten. Seine Augen waren blau, seltsam unschuldig manchmal und manchmal aufzuckend in pfiffiger Durchtriebenheit.
    Nachdem er dreimal eine Erzählung begonnen hatte mit: »>Don José<, sagte der Boß, >Don José, Sie sind mein bester Mann !< «, war sein Spitzname im Dorf geboren. Es half ihm gar nichts, daß er erklärte: »Chossee spricht man das aus, mit Ch, spanisch für Josef !« Dr. Kösters sagte so lange harmlos: »Sag’ ich doch die ganze Zeit: Schossee wie Straße, sehr einfach zu behalten. Praktisch, dies Spanisch«, bis Don José sich in sein Schicksal fügte.
    »Bennekamp«, sagte Dr. Kösters jetzt, beide Ellenbogen breit auf dem Tisch und mit dem Pastor und dem Gast um die Wette qualmend. »Sie haben was verpaßt. Don Chaussee hat da ‘ne großartige Geschichte. Gestohlene Rinder, Verbrecherjagd — na, und so weiter. Fangen Sie doch gerade noch mal von vorn an .«
    Don Chaussee nahm einen tiefen Schluck, wischte sich den Schaum von der Querfalte und grinste. »Na schön. Also, das war so: >Don José, Sie sind mein bester Mann! Die hundert Rinder, die Sie gestern zum Schlachten zusammengetrieben haben, sind geklaut...<«
    »Fünfzig haben Sie eben gesagt«, unterbrach der Förster.
    Don Chaussee ließ sich nicht stören. »Kommt da drüben auf ‘n paar nicht an«, meinte er gelassen, den Sombrero mit zwei Fingern aus der heißen Stirn schiebend, »schließlich hatten wir ja hunderttausend Stück auf der Ranch, nicht? Na ja, davon waren also nun zweihundert weg. Futsch.«
    »Meine Hirten sind verdummt chewesen, tarum haben sie kein Chelingen, und ihre chanze Herde ist zerstoben. Cheremias zehn, einundzwanzig«, warf der Pastor verständnisvoll ein.
    Don Chaussee blinzelte und nahm schnell noch einen Schluck des lang entbehrten Bieres, während der Pfarrer die Lacher auf seiner Seite hatte.
    »Unterbrecht unsern Barden nicht dauernd. Wie ich ihn kenne, wird’s jetzt gerade spannend«, mahnte der Doktor, und Don Chaussee fuhr fort: »>Don José, wenn einer sie wiederkriegt, sind Sie es<, sagte der Boß. >Spuren gehen nach Süden .< Ich nickte. Mir war sofort eine Idee gekommen, und weil ich an der ‘rumkaute, achtete ich nicht auf die infamen Gesichter meiner Kollegen. Waren eifersüchtig, die Burschen, und hatten unter sich beschlossen, mich diesmal ‘reinzulegen. Das fiel mir aber erst ein, als es zu spät war. Ich ging also noch mal kurz ins Bunkhouse, um ‘ne weitere Pistole und reichlich Munition einzustecken, denn wenn so ‘n paar hundert Rinder fehlen, kann man sich auf eine komplette Gaunerbande gefaßt machen. Klar, nicht? Na,

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