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13 - Im Schatten des Grossherrn 02 - Durchs wilde Kurdistan

13 - Im Schatten des Grossherrn 02 - Durchs wilde Kurdistan

Titel: 13 - Im Schatten des Grossherrn 02 - Durchs wilde Kurdistan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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falscher Christ und gehörst zu jenen, welche ihre Priester senden, um die Kurden, Türken und Perser gegen uns aufzuhetzen, und das ist noch schlimmer, als wenn du ein Anhänger des falschen Propheten wärest. Deine Leute haben einige von uns verwundet; du wirst diese Schuld mit deinem Blut bezahlen.“
    „Ihr wollt Christen sein und dürstet nach Blut! Was haben wir beide euch getan? Wir wissen nicht einmal, ob ihr den Bey angefallen habt oder ob ihr von ihm angefallen worden seid.“
    „Er wurde von uns erwartet, denn wir wußten, daß er in die Schlucht auf die Jagd kommen würde; aber er ist uns mit all den Seinen entkommen. Das wollen wir dir sagen.“
    „Wohin führt ihr uns?“
    „Das wirst du erfahren, wenn wir dort sind.“
    „So befreit mich wenigstens aus dieser Lage und laßt mich auf einem Pferd sitzen.“
    „Das ist auch uns lieber. Aber wir werden dich anbinden müssen, damit du uns nicht entkommen kannst.“
    „Tut es immerhin!“
    „Wer ist dein Gefährte? Er hat zwei Männer von uns verwundet und ein Pferd erschossen und redet in einer Sprache, die wir nicht verstehen.“
    „Er ist Engländer.“
    „Ein Engländer? Er trug ja kurdische Kleidung!“
    „Weil sie in diesem Land die bequemste ist.“
    „Ist er ein Missionar?“
    „Das ist er nicht.“
    „Was will er hier?“
    „Wir reisen in Kurdistan, um zu sehen, was es hier für Menschen, Tiere und Pflanzen, für Städte und Dörfer gibt.“
    „Das ist sehr schlimm für euch, denn dann seid ihr Spione. Was habt ihr euch um dieses Land zu kümmern! Wir kommen auch nicht in das eurige, um eure Menschen, Städte und Dörfer auszukundschaften. – Setzt ihn auf das Pferd und bindet ihn mit dem Mann zusammen, der ein Engländer sein soll. Auch ihre beiden Tiere hängt ihr aneinander!“
    Diesem Befehl wurde Folge geleistet. Diese Leute führten so viele Stricke und Riemen bei sich, daß sie sicher auf einen viel größeren Fang ausgegangen waren, als sie mit uns gemacht hatten. Es wurden Stricke zwischen mir und Lindsay herüber und hinüber gezogen, so daß die Flucht eines einzelnen von uns gar nicht möglich war. Der Engländer sah diese Veranstaltungen mit einem unbeschreiblichen Blick über sich ergehen; dann wandte er sich mit einem Gesicht zu mir, an welchem alle bitteren Gefühle der Welt herumzerrten. Der fest zusammengekniffene Mund bildete einen Halbkreis, dessen Enden das Kinn abknüpfen wollten, und die Nase hing farblos nieder, wie eine eingeschneite und steif gefrorene Trauerflagge.
    „Nun, Sir?“ fragte ich.
    Er nickte sehr langsam zwei- oder dreimal und sagte dann: „Yes!“
    Er brauchte nicht mehr zu sagen, als dieses eine Wort, denn in dem Ton desselben lag eine ganze Welt voll Ausrufezeichen.
    „Wir sind gefangen“, hob ich an.
    „Yes!“
    „Und halb nackt.“
    „Yes!“
    „Wie ist das gekommen?“
    „Yes!“
    „Geht zum Kuckuck mit Eurem Yes! Ich habe gefragt, wie es gekommen ist, daß wir gefangen werden konnten.“
    „Wie heißt Schelm oder Spitzbube auf Kurdisch?“
    „Schelm heißt Heilebaz, und Spitzbube Herambaz.“
    „So fragt diese Heile- und Herambazes, wie es ihnen gelungen ist, uns wegzufischen!“
    Der Anführer mußte die kurdischen Ausdrücke vernommen haben.
    Er drehte sich um und fragte: „Was habt ihr zu reden?“
    „Ich lasse mir von meinem Gefährten erzählen, wie wir in eure Hände geraten sind“, erwiderte ich.
    „So redet kurdisch, damit wir es auch hören!“
    „Er versteht ja das Kurdische nicht!“
    „So redet ja nicht etwa Dinge, die wir nicht erlauben können!“
    Er drehte sich wieder hinum, wohl in der Überzeugung, uns einen guten Befehl gegeben zu haben. Ich war jedoch sehr froh, daß er uns das Sprechen nicht überhaupt verboten hatte. Ein Kurde hätte dies sicherlich getan. Auch waren unsere Fesseln keineswegs beschwerlicher Art. Unsere Füße waren so zusammengebunden, daß der Strick unter dem Bauch des Pferdes hinweglief, und von meinem linken Arm und Bein führte je eine Leine zu den genannten rechten Gliedmaßen des Engländers. Außerdem waren unsere Pferde zusammengekoppelt; die Hände aber hatten wir frei – man ließ uns die Zügel führen. Unsere jetzigen Herren hätten in einem Kursus bei den wilden Indianern sehr viel lernen können.
    „Also, erzählt, Sir!“ bat ich Lindsay.
    „Well! Ihr schlugt einen Purzelbaum, grad wie gestern. Scheint überhaupt seit neuester Zeit in dieser Motion etwas zu leisten! Ich ritt hinter Euch. Versteht Ihr

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