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13 - Im Schatten des Grossherrn 02 - Durchs wilde Kurdistan

13 - Im Schatten des Grossherrn 02 - Durchs wilde Kurdistan

Titel: 13 - Im Schatten des Grossherrn 02 - Durchs wilde Kurdistan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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wehren. Ich bin dein Freund und wollte deine Leute nicht töten lassen.“
    „Wie ist es möglich, alle beide Bären in das Auge zu treffen?“
    „Ich habe einen Jäger gekannt, der jedes Wild und jeden Feind in das Auge traf. Er war ein guter Schütze und hatte ein sehr gutes Gewehr, welches niemals versagte.“
    „Schießest du auch so?“
    „Nein. Ich habe sehr viel geschossen, aber nur in schlimmen Fällen auf das Auge gezielt. Wo ist der zweite Jagdplatz?“
    „Nach Osten, näher nach Seraruh hinüber. Wir wollen aufbrechen.“
    Es wurden einige Männer mit den erbeuteten Tieren zurückgelassen; wir andern ritten weiter. Wir verließen den Wald und kamen in eine Schlucht hinab, in welcher ein Bach floß, dessen Ufern wir zu folgen hatten. Der Bey ritt mit den beiden Haddedihn bei den Führern an der Spitze des Zuges; Halef befand sich im dichtesten Haufen der Kurden, mit denen er sich mittels Gebärden zu unterhalten suchte, und ich ritt mit dem Engländer hinterher. Wir waren im Gespräch über irgendeinen Gegenstand vertieft und merkten nicht, daß wir so weit zurückgeblieben waren, daß wir die Kurden nicht mehr sehen konnten. Da fiel ein Schuß vor uns.
    „Was ist das?“ fragte der Engländer. „Sind wir schon bei den Bären, Sir?“
    „Wohl nicht.“
    „Wer schießt aber?“
    „Werden es sehen; kommt!“
    Da krachte eine ganze Salve, als ob der Schuß vorher nur als Signal gegolten habe. Wir setzten unsere Pferde in Galopp. Mein Rappe flog wie ein Pfeil über den schmierigen Boden, aber – da blieb er mit dem Huf an einer Schlingwurzel hängen; ich hatte sie gesehen und wollte ihn emporreißen, aber es war bereits zu spät. Er überschlug sich, und ich wurde weit aus dem Sattel geschleudert. Das war in zwei Tagen zum zweitenmal; aber ich fiel jetzt nicht so glücklich wie gestern. Ich mußte mit dem Kopf aufgefallen sein, oder ich hatte mir den Büchsenkolben an die Schläfe geschlagen – ich blieb völlig besinnungslos liegen.
    Als ich wieder zu mir kam, fühlte ich eine Erschütterung, die mir den ganzen Körper schmerzen machte. Ich öffnete die Augen und sah mich zwischen zwei Pferden hängen. Man hatte Stangen an die Sättel befestigt und mich darauf gebunden. Vor und hinter mir ritten gegen dreißig kriegerische Gestalten, von denen mehrere verwundet zu sein schienen, und unter ihnen befand sich – Master Lindsay, aber gefesselt. Der Anführer der Schar ritt meinen Hengst und trug auch meine Waffen. Mir hatte man nur Hemd und Hose gelassen, während Lindsay außer diesen beiden notwendigen Kleidungsstücken auch noch seinen schönen Turban behalten durfte. Wir waren vollständig ausgeraubt und gefangen.
    Da wendete einer der Reiter den Kopf und sah, daß ich die Augen geöffnet hatte.
    „Halt!“ rief er. „Er lebt!“
    Sofort stockte der Zug. Alle hielten an und bildeten einen Kreis um mich. Der Anführer drängte meinen Hengst heran und fragte mich: „Kannst du reden?“
    Schweigen konnte zu nichts führen; ich antwortete daher mit einem Ja.
    „Du bist der Bey von Gumri?“ begann er das Verhör.
    „Nein.“
    „Lüge nicht.“
    „Ich rede die Wahrheit.“
    „Du bist der Bey!“
    „Ich bin es nicht!“
    „Wer bist du sonst?“
    „Ein Fremder.“
    „Woher?“
    „Aus dem Abendland.“
    Er lachte höhnisch.
    „Hört ihr's? Er ist ein Fremdling aus dem Abendland, geht mit den Leuten von Gumri und Mia auf die Bärenjagd und spricht die Sprache dieses Landes!“
    „Ich war ein Gast des Bey, und daß ich eure Sprache nicht gut spreche, das müßt ihr hören. Seid ihr Nestorah?“
    „So nennen uns die Moslemim.“
    „Auch ich bin ein Christ!“
    „Du?“ Er lachte wieder. „Du bist ein Hadschi; du hattest den Koran am Hals hängen; du trägst die Kleidung eines Moslem; du willst uns betrügen.“
    „Ich sage die Wahrheit!“
    „Sage uns, ob Sidna Marryam die Mutter Gottes ist!“
    „Sie ist es.“
    „Sage uns, ob ein Priester ein Weib nehmen soll!“
    „Er soll unvermählt bleiben.“
    „Sage mir, ob es mehr oder weniger als drei Sakramente gibt!“
    „Es gibt mehr.“
    Es fiel mir trotz der Gefahr, in welcher ich schwebte, nicht ein, meinen Glauben zu verleugnen. Die Folge bekam ich sofort zu hören:
    „So wisse, daß Sidna Marryam nur einen Menschen geboren hat, daß ein Priester sich verheiraten darf und daß es nur drei Sakramente gibt, nämlich das Abendmahl, die Taufe und die Ordination. Du bist ein Moslem, und wenn du ja ein Christ bist, so bist du ein

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