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13 - Im Schatten des Grossherrn 02 - Durchs wilde Kurdistan

13 - Im Schatten des Grossherrn 02 - Durchs wilde Kurdistan

Titel: 13 - Im Schatten des Grossherrn 02 - Durchs wilde Kurdistan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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bist ein Arnaute, ein Gurgelabschneider, ein Spitzbube! Dein Maul sieht aus wie das Maul eines Frosches, deine Augen sind Krötenaugen; deine Nase gleicht einer Gurke, und deine Stimme klingt wie das Schreien einer Wachtel! Ich bin ein Buluk Emmi des Großherrn; was aber bist denn du? Ein Khawaß, ein einfacher Khawaß, weiter nichts.“
    „Mensch, ich drehe dir das Gesicht auf den Rücken, wenn du nicht schweigst! Was geht dich meine Nase an? Du hast gar keine! Du sagst, dein Gebieter sei ein sehr großer Effendi, ein Emir, ein Scheik des Abendlandes? Man darf nur dich betrachten, dann weiß man, wer er ist! Und du kommst, mich hier fortzujagen?“
    „Und wer ist denn dein Gebieter? Auch ein großer Effendi aus dem Abendland, sagst du? Ich aber sage dir, daß es im ganzen Abendland nur einen einzigen großen Effendi gibt, und das ist mein Herr. Merke dir das!“
    „Hört“, begann eine dritte Stimme sehr ernst und ruhig; „ihr habt mir zwei Effendi angemeldet. Der eine hat eine Schrift vom Onsul (Konsul) der Franken, die vom Mutessarif unterzeichnet worden ist; das gilt. Der andere aber ist im Giölgeda padischahnün; er hat Schriften vom Onsul, vom Großherrn, vom Mutessarif und hat auch das Recht auf den Disch-parassi; das gilt noch mehr. Dieser letztere wird hier bei mir wohnen; für den andern aber werde ich eine Schlafstätte in einem andern Haus bereiten lassen. Der eine wird alles umsonst erhalten; der andere aber wird alles bezahlen.“
    „Das leide ich nicht!“ klang die Stimme des Arnauten. „Was dem einen geschieht, das wird dem andern auch geschehen!“
    „Höre, ich bin hier Nezanum (Vorsteher) und Gebieter; was ich sage, das gilt, und kein Fremder hat mir Vorschriften zu machen. Söjle-dim – ich habe gesprochen!“
    Jetzt öffnete ich die Tür und trat mit Mohammed Emin ein.
    „Ivari 'l kher – guten Abend!“ grüßte ich. „Du bist der Herr von Spandareh?“
    „Ich bin es“, antwortete der Dorfälteste.
    Ich deutete auf Buluk Emini.
    „Dieser Mann ist mein Diener. Ich habe ihn zu dir gesandt, um mir deine Gastfreundschaft zu erbitten. Was hast du beschlossen?“
    „Du bist der, welcher unter dem Schutz des Großherrn steht und das Anrecht auf den Disch-parassi hat?“
    „Ich bin es.“
    „Und dieser Mann ist dein Begleiter?“
    „Mein Freund und Gefährte.“
    „Habt ihr viele Leute bei euch?“
    „Diesen Buluk Emini und noch einen Diener.“
    „Ser sere men at – Ihr seid mir willkommen!“ Er erhob sich von seinem Sitz und reichte uns die Hand entgegen. „Setzt euch nieder an mein Feuer, und laßt es euch in meinem Haus gefallen! Ihr sollt ein Zimmer bekommen, wie es euer würdig ist. Wie hoch schätzest du deinen Disch-parassi?“
    „Für uns beide und den Diener sei er dir geschenkt, aber diesem Baschi-Bozuk wirst du fünf Piaster (eine Mark) geben. Er ist der Beauftragte des Mutessarif, und ich habe nicht das Recht, ihm das Seinige zu entziehen.“
    „Herr, du bist nachsichtig und gütig; ich danke dir. Es soll dir nicht mangeln an dem, was zu deinem Wohl gehört. Doch erlaube, daß ich mich eine kleine Weile mit diesem Khawassen entferne!“
    Er meinte den Arnauten. Dieser hatte uns sehr finster zugehört; jetzt nun zürnte er:
    „Ich gehe nicht fort; ich verlange das gleiche Recht für meinen Herrn!“
    „So bleibe!“ meinte der Nezanum einfach. „Wenn aber dein Gebieter keine Wohnung findet, so ist es deine Schuld.“
    „Was sind diese beiden Männer, welche sagen, daß sie unter dem Schutz des Großherrn stehen? Araber sind es, welche in der Wüste rauben und stehlen und hier in den Bergen die Herren spielen – – –“
    „Hadschi Halef!“ rief ich laut.
    Der kleine Diener trat ein.
    „Halef, dieser Khawaß wagt es, uns zu schmähen; wenn er noch ein einziges Wort sagt, welches mir nicht gefällt, so gebe ich ihn in deine Hand!“
    Der Arnaut, der bis unter die Zähne bewaffnet war, blickte mit offenbarer Verachtung auf Halef herab.
    „Vor diesem Zwerg soll ich mich fürchten, ich, der ich – – –“
    Er konnte nicht weiter sprechen, denn er lag bereits am Boden, und mein kleiner Hadschi kniete über ihm, in der Rechten den Dolch zückend und die Linke um seinen Hals klammernd.
    „Soll ich, Sihdi?“
    „Es ist einstweilen genug; aber sage ihm, daß er verloren ist, wenn er noch eine feindselige Miene macht!“
    Halef ließ ihn los, und er erhob sich. Seine Augen blitzten in zorniger Tücke, aber er wagte doch nichts zu

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