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13 - Im Schatten des Grossherrn 02 - Durchs wilde Kurdistan

13 - Im Schatten des Grossherrn 02 - Durchs wilde Kurdistan

Titel: 13 - Im Schatten des Grossherrn 02 - Durchs wilde Kurdistan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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und Butter dazu, rühre klaren Käse und geschnittenen Knoblauch hinein und füge zerdrückte Maulbeeren und weichgequollene Kerne von Sonnenblumen hinzu. Dann hast du diese Speise, welcher keine andere gleichkommt!“
    Ich kostete diese unvergleichliche Mischung von Kürbis und Sonnenblume, Käse und Zucker, Butter, Maulbeeren und Knoblauch und fand, daß der Geschmack derselben nicht so schlimm war wie der Klang der Ingredienzien. Den Schluß des Mahles bildeten getrocknete Äpfel und Weintrauben, zu denen ein Schluck Raki getrunken wurde. Dann kamen die Tabakspfeifen zu ihrem Recht.
    Während wir den starken, rauhen und nur wenig fermentierten Tabak von Kelekowa in Brand steckten, ließ sich unten ein lautes Gespräch vernehmen. Der Vorsteher ging hinaus, um nach der Veranlassung desselben zu sehen, und da er den Eingang offen ließ, konnten wir jedes Wort vernehmen.
    „Wer ist da?“ fragte er.
    „Was will er?“ hörte ich eine andere Stimme in englischer Sprache fragen.
    „Er fragt, wer da ist“, antwortete ein dritter, gleichfalls englisch.
    „Ben.“
    „Well! Ben!!!“ rief es dann zum Wirt herauf.
    „Ben?“ fragte dieser. „Wie ist dein Name?“
    „Was will er?“ fragte dieselbe klappernde Stimme, die mir so außerordentlich bekannt war, daß ich vor Verwunderung über die Anwesenheit dieses Mannes aufgesprungen war.
    „Er fragt, wie Sie heißen.“
    „Sir David Lindsay!“ rief er herauf.
    Im nächsten Augenblick stand ich unten neben ihm im Flur. Ja, da lehnte er vor mir, beleuchtet vom Feuer des Herdes. Das war der hohe, graue Zylinderhut, der lange, dünne Kopf, der breite Mund, die Sierra-Morena-Nase, der bloße, dürre Hals, der breite Hemdkragen, der graukarierte Schlips, die graukarierte Weste, der graukarierte Rock, die graukarierte Hose, die graukarierten Gamaschen und die staubgrauen Stiefel. Und wahrhaftig, da in der Rechten trug er die berühmte Hacke, welche die edle Bestimmung hatte, Fowling-bulls und andere Altertümer zu insultieren!
    „Master Lindsay!“ rief ich aus.
    „Well! Ah, wer sein? Oh – ah – Ihr seid es?!“
    Er riß die Augen auf und den Mund noch viel mehr und staunte mich mit den genannten Organen wie einen Menschen an, der vom Tode erstanden ist.
    „Wie kommt Ihr nach Spandareh, Sir?“ fragte ich, beinahe ebenso erstaunt, wie er.
    „Ich? Well! Geritten!“
    „Natürlich! Aber was sucht Ihr hier?“
    „Ich? Oh! Hm! Euch und Fowling-bulls!“
    „Mich?“
    „Yes! Werde erzählen. Vorher aber zanken!“
    „Mit wem?“
    „Mit Mayor, mit Bürgermeister von Dorf. Schauderhafter Kerl!“
    „Warum?“
    „Will nicht haben Englishman, will haben Araber! Miserabel! Wo ist Kerl, he?!“
    „Hier steht er“, antwortete ich, auf den Ältesten zeigend, der unterdessen herbeigetreten war.
    „Ihm zanken, räsonieren!“ gebot Lindsay dem Dolmetscher, welcher neben ihm stand. „Mach Quarrel, mach Scold, sehr, laut, viel!“
    „Erlaubt, Sir, daß ich dies übernehme“, meinte ich. „Die beiden Araber, über welche Ihr Euch ärgert, werden Euch nicht im Weg sein. Sie sind Eure besten Freunde.“
    „Ah! Wo sind?“
    „Der eine bin ich, und der andere ist Mohammed Emin.“
    „Moh – – – ah! Emin – – – ah! Wo ist?“
    „Droben. Kommt mit herauf!“
    „Well! Ah, ganz außerordentlich, immense, unbegreiflich!“
    Ich schob ihn ohne Umstände die schmale Stiege empor und wies sowohl den Dolmetscher als auch den Arnauten, die uns folgen wollten, zurück. Bei den kurdischen Damen erregte das Erscheinen der langen, graukarierten Gestalt ein gelindes Entsetzen; sie zogen sich in die entfernteste Ecke zurück. Mohammed Emin aber, der sonst so ernsthafte Mann, lachte laut, als er den dunklen Krater erblickte, den der offene Mund des erstaunten Engländers bildete.
    „Ah! Good day, Sir, Master Mohammed! How do you do – wie befinden Sie sich?“
    „Maschallah! Wie kommt der Inglis hierher?“ fragte dieser.
    „Wir werden es erfahren.“
    „Kennst du diesen Mann?“ fragte mich der Herr des Hauses.
    „Ich kenne ihn. Er ist derselbe Fremdling, welcher seinen Khawaß vorhin sandte, um bei dir zu bleiben. Er ist mein Freund. Hast du eine Wohnung für ihn besorgt?“
    „Wenn er dein Freund ist, soll er in meinem Haus bleiben“, lautete die Antwort.
    „Hast du Raum für so viele Leute?“
    „Für Gäste, welche willkommen sind, ist immer Raum vorhanden. Er mag Platz nehmen und ein Mahl genießen!“
    „Setzt Euch, Sir“, sagte ich also zu

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