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13 - Im Schatten des Grossherrn 02 - Durchs wilde Kurdistan

13 - Im Schatten des Grossherrn 02 - Durchs wilde Kurdistan

Titel: 13 - Im Schatten des Grossherrn 02 - Durchs wilde Kurdistan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Eintracht nebeneinander verhungerten.
    „Bir güzel bagtsche – ein schöner Garten! Nicht wahr?“ fragte der Agha, indem er eine gewaltige Tabakswolke auspuffte.
    „Güzel-zorli – gewaltig schön!“ entgegnete ich.
    „Ghajet bereketli – äußerst fruchtbar!“
    „Ile tschok güzel dikekler – und viele schöne Pflanzen! Nicht?“
    „Syz sajyjü – ohne Zahl!“
    „Weißt du, wer hier gewandelt hat?“
    „Wer?“
    „Die schönste Rose von Kurdistan. Hast du niemals von Esma Khan gehört, der keine andere an Schönheit gleichgekommen ist?“
    „Sie war das Weib von Ismaïl Pascha, dem letzten erblichen Sohn der abbassidischen Kalifen?“
    „Ja; du weißt es. Sie führte den Ehrentitel ‚Khan‘, wie alle Frauen dieser erlauchten Familie. Er wurde, nämlich Ismaïl Pascha, von dem Indscheh Bairakdar Mohammed Pascha belagert; dieser sprengte die Mauern des Schlosses, welches dann im Sturm genommen wurde. Darauf ging Ismaïl mit Esma Khan als Gefangener nach Bagdad. Hier hat sie gelebt und geduftet. Emir, ich wollte, sie wäre noch hier!“
    „Hat sie auch diese Petersilie und diesen Knoblauch gepflanzt?“
    „Nein“, antwortete er sehr ernsthaft; „das hat Mersinah, meine Wirtschafterin, getan.“
    „So danke Allah, daß du an Stelle von Esma Khan diese süße Mersinah bei dir hast!“
    „Effendi, sie ist zuweilen sehr bitter!“
    „Darüber darfst du nicht murren, denn Allah teilt die Gaben sehr verschieden aus. Und daß du den Duft dieser ‚Myrte‘ atmen sollst, das stand ja wohl im Buch verzeichnet.“
    „So ist es! Aber sage mir, Emir, ob du diesen Garten pachten willst!“
    „Wieviel verlangst du dafür?“
    „Du bezahlst mir zehn Piaster (zwei Mark) für die Woche. Dann dürft ihr alle in den Garten gehen und an die Esma Khan denken, sooft ihr wollt!“
    Ich zögerte mit der Antwort. Der Garten stieß an die Rückwand eines Gebäudes, in welcher ich zwei Reihen kleiner Löcher bemerkte. Das sah mir recht gefängnismäßig aus. Ich mußte mich erkundigen:
    „Ich glaube nicht, daß ich diesen Garten mieten werde.“
    „Warum nicht?“
    „Weil mich diese Mauer stört.“
    „Diese Mauer? Warum Effendi?“
    „Ich liebe es nicht, in der Nähe eines Gefängnisses zu sein.“
    „Oh, die Leute, welche da drinnen stecken, können dich nicht stören. Ihre Löcher sind so tief, daß sie diese kleinen Fenster gar nicht erreichen können.“
    „Ist dies das einzige Gefängnis in Amadijah?“
    „Ja. Das andere ist eingefallen. Mein Tschausch (Sergeant) hat die Aufsicht über die Gefangenen.“
    „Und du glaubst, daß mich diese nicht stören werden?“
    „Du wirst nichts von ihnen sehen und keinen Laut von ihnen hören.“
    „So werde ich dir die zehn Piaster geben. Du hast also in Summa für die Woche fünfunddreißig Piaster von uns zu bekommen. Erlaube, daß ich dich für die erste Woche jetzt gleich bezahle!“
    Er schmunzelte bei diesem Anerbieten vor Vergnügen im ganzen Gesicht. Der Engländer bemerkte, daß ich in die Tasche griff, um zu bezahlen. Er schüttelte den Kopf, zog seine eigene Börse hervor und reichte sie mir. Er konnte eine kleine Erleichterung derselben recht wohl verschmerzen; darum nahm ich drei Mahbub-Zechinen hervor und gab sie dem Agha.
    „Hier nimm! Das übrige ist Bakschisch für dich.“
    Das war mehr als das Doppelte von dem, was er zu erhalten hatte; darum machte er ein sehr vergnügtes Gesicht und meinte sehr respektvoll:
    „Emir, der Koran sagt: ‚Wer doppelt gibt, dem wird es Allah hundertfach segnen.‘ Allah ist dein Schuldner; er wird es dir reichlich vergelten!“
    „Wir brauchen nun Teppiche und Pfeifen für unsere Zimmer. Wo kann man diese geliehen bekommen, Agha?“ fragte ich ihn.
    „Herr, wenn du noch zwei solche Goldstücke gibst, wirst du alles erhalten, was dein Herz begehrt.“
    „Hier hast du sie!“
    „Ich eile, um euch zu bringen, was du brauchst.“
    Wir verließen den Garten. Im Hof stand Mersinah, die Seele des Palastes. Ihre Hände waren jetzt von Ruß geschwärzt. Sie rührte mit dem Zeigefinger in einem Gefäß voll zerlassener Butter.
    „Emir, wirst du die Zimmer nehmen?“ erkundigte sie sich.
    Bei dieser Frage mochte ihr einfallen, daß der Finger kein integrierender Teil des Napfes sei; sie zog ihn also heraus und strich ihn sehr behutsam an der herausgestreckten Zunge ab.
    „Ich werde sie behalten; auch den Schuppen und den Garten.“
    „Er hat bereits alles bezahlt“, bemerkte der Agha

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