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13 - Im Schatten des Grossherrn 02 - Durchs wilde Kurdistan

13 - Im Schatten des Grossherrn 02 - Durchs wilde Kurdistan

Titel: 13 - Im Schatten des Grossherrn 02 - Durchs wilde Kurdistan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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nachdrücklich.
    „Wieviel?“ fragte sie.
    „Fünfunddreißig Piaster für die erste Woche.“
    Von dem Bakschisch sagte der Schalk nichts. Ob er wohl auch in dieser Beziehung unter dem Paputsch (Pantoffel) seiner ‚Myrte‘ stand? Ich nahm noch eine Mahbub-Zechine (ungefähr fünf Mark) aus der Börse und gab sie ihr.
    „Hier nimm, du Perle der Gastfreundschaft! Das ist das erste Bakschisch für dich. Wenn wir mit dir zufrieden sind, wirst du mehr erhalten.“
    Sie griff höchst eilfertig zu und steckte das Geld in ihren Gürtel.
    „Ich danke dir, o Herr! Ich werde darüber wachen, daß du dich in meinem Haus so wohl befindest wie im Schoß des Erzvaters Ibrahim. Ich sehe, daß du der Emir der tapfern Krieger bist, welche die Frauen verehren und Bakschisch geben. Geht hinauf in eure Zimmer! Ich werde euch einen steifen Pirindsch machen, mit sehr viel zerlassener Butter darüber!“
    Dabei fuhr sie selbstvergessen und ‚in der Gewohnheit holder Sitte‘ mit dem Finger wieder in den Napf und begann von neuem zu rühren. Ihr anerbieten war ein sehr leutseliges, aber – brrrr!
    „Deine Güte ist groß“, antwortete ich, „aber wir haben leider keine Zeit, sie anzunehmen, da wir jetzt ausgehen müssen.“
    „Aber du wünschst doch, daß ich die Speisen für euch bereite, Emir?“
    „Du sagtest doch, daß du Tag und Nacht zu arbeiten hättest, um nur den Agha zu bedienen; wir dürfen dich also nicht noch mehr belästigen. Übrigens steht zu erwarten, daß wir oft zu Tisch geladen werden, und wenn dies nicht der Fall ist, so werden wir unser Essen beim Jemegidschi (Speisewirt) holen lassen.“
    „Aber das Ehrenmahl darfst du mir doch nicht versagen!“
    „Nun wohl, so siede uns einige Eier; etwas anderes dürfen wir heute nicht essen.“
    Das war das einzige, was man füglicherwise aus den Händen der zarten ‚Myrte‘ genießen konnte.
    „Eier? Ja, die sollst du haben, Effendi“, antwortete sie geschäftig; „aber wenn ihr sie eßt, so schont der Schalen, denn Agha Selim gebraucht sie als Becher, und dieser Unvorsichtige ist so unbedachtsam, sie alle zu zerbrechen.“
    Wir zogen uns für kurze Zeit in unsere Räume zurück, in denen der Agha bald mit den Decken, Teppichen und Pfeifen erschien, die er sich bei den betreffenden Händlern ausgeliehen hatte. Sie waren neu und darum reinlich, so daß wir zufrieden sein konnten. Dann erschien Mersinah mit dem Deckel einer alten Holzschachtel, welcher als Präsentierteller diente. Auf demselben befanden sich die Eier, welche uns zum Ehrenmahl dienen sollten. Daneben lagen einige halb verbrannte Teigfladen und – auch der berühmte Butternapf stand dabei, umgeben von einigen Eierschalen, in denen sich schmutziges Salz, grob gestoßener Pfeffer und ein sehr zweifelhafter Kümmel befand. Messer oder Eierlöffel gab es natürlich nicht.
    Diese lukullische Empfangsgasterei, zu welcher wir die Höflichkeit hatten, auch Mersinah einzuladen, wurde bald und glücklich überwunden. Sie bedankte sich höflichst für die ihr erwiesene, nie geahnte Ehre und ging mit ihrem ‚Alfenidegeschirr‘ in die Küche. Auch der Agha erhob sich.
    „Weißt du, Herr, wohin ich jetzt gehen werde?“ fragte er.
    „Ich werde es wohl hören.“
    „Zum Mutesselim. Er soll erfahren, was du für ein vornehmer Emir bist und wie dich der Aufseher seines Palastes behandelt hat.“
    Er vollendete sein dienstliches Äußere dadurch, daß er sich die Reste der zerlassenen Butter, welche er mit Mersinah allein genossen hatte, aus dem Schnurrbart strich, und brach auf. Jetzt waren wir allein.
    „Darf ich reden, Sir?“ fragte jetzt Lindsay.
    „Ja, Master.“
    „Kleider kaufen!“
    „Jetzt?“
    „Ja.“
    „Rotkarierte?“
    „Natürlich!“
    „So wollen wir zum Bazar gehen!“
    „Aber ich nicht reden! Ihr müßt kaufen, Sir. Hier Geld?“
    „Kaufen wir uns nur Kleider?“
    „Was noch?“
    „Einiges Geschirr, welches wir brauchen und klugerweise dem Agha oder der Haushälterin zum Geschenk machen können. Sodann Tabak, Kaffee und ähnliche Dinge, die sich nicht gut entbehren lassen.“
    „Well; bezahle alles!“
    „Wir werden uns zunächst Eurer Börse bedienen und sodann miteinander abrechnen.“
    „Pshaw! Bezahle alles! Abgemacht!“
    „Gehe ich mit?“ fragte Mohammed.
    „Wie du willst. Nur denke ich, daß du besser tust, dich sowenig wie möglich sehen zu lassen. In Spandareh hat man dich auch als einen Haddedihn erkannt, gar nicht gerechnet, daß du deinem Sohne sehr ähnlich

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