13 kleine Friesenmorde
Kommissar den Hörer.
Der Staatsanwalt meldete dem Kommissar seinen Besuch an und bat ihn, die Leichenhundestaffel aus Oldenburg für eine groß angelegte Suchaktion anzufordern.
Am Freitag, dem 9.09.2001, war der Himmel leicht bewölkt. Es war frisch bei Temperaturen um 8 Grad. Der Wind wehte mit Stärke 6 aus nordwestlicher Richtung.
Gegen 10 Uhr fuhr ein VW-Bus auf den kleinen Platz vor dem abgebrannten Haus auf der Theodor-Storm-Straße. Er hatte eine dunkelgrüne Lackierung. Nur das Nummernschild wies auf seine Oldenburger Herkunft hin. Ihm entstiegen vier kräftige Männer, sie waren um die dreißig. Sie trugen grüne Blousons und olivfarbene Hosen, deren Enden in den Schäften fester Stiefel saßen.
Sie entnahmen dem Fahrzeug Spitzhacken, Schippen und Spaten und blickten sich fragend um. Sie wirkten wie Landschaftsschützer.
Kommissar Rosenboom näherte sich ihnen, begrüßte sie und besprach sich mit ihnen.
Kurz danach bog ein Passat-Kombi – auch er mit dunkelgrünem Lack – von der Theodor-Storm-Straße ab, fuhr auf das Grundstück und parkte hinter dem Mannschaftswagen.
»Die Hundestaffel«, sagte der Kommissar. Er sah, wie zwei Beamte den Wagen verließen, die Heckklappe öffneten und auf zwei prächtige Schäferhunde einredeten.
Rosenboom trat zu ihnen und reichte den Beamten die Hand. »Moin«, sagte er und tätschelte die Tiere.
»Hänsler, mein Kollege Habben«, sagte der Beamte und winkte den Männern zu, die vor dem VW-Bus standen.
Die Beamten nahmen die Hunde an die Leinen.
»Wir haben Hasso und Jesko gestern auf den Geruch getrimmt«, sagte Habben.
Auch er und Hänsler hatten sportliche Figuren und trugen wie ihre Kollegen die »Ranger-Uniformen«.
»Im Haus gibt es nichts zu erschnüffeln«, sagte Rosenboom.
Die Hundeführer schauten sich um. »Hasso und Jesko reagieren auf Leichengeruch«, sagte Habben.
»Ich habe mich gestern mit dem Staatsanwalt hier umgesehen«, sagte der Kommissar. Er wies auf den alten, umgebauten ehemaligen Schilfhof.
»Eine viel versprechende Örtlichkeit, wie geschaffen für den Übermut der Tiere«, meinte Habben.
»Der Wind bläst uns entgegen, kein Regen, ideale Bedingungen«, meinte Hänsler.
»Gehen wir«, sagte der Kommissar.
Habben wandte sich an die Männer. »Macht eure Frühstückspause. Wir melden uns.«
Kommissar Rosenboom folgte den Hundeführern. Die Tiere trabten mit heraushängender Zunge an den langen Leinen dem Bauernhof entgegen, den Professor Ludwig Berkenkamp zu einer Oase im grünen, friedlichen Friesland mit hohen Kosten hatte herrichten lassen. Er befand sich zurzeit auf einer Fachtagung in San Francisco und war telefonisch nicht zu erreichen gewesen. Er hätte vermutlich mit Entsetzen reagiert, wenn ihm zu Ohren gekommen wäre, dass Hasso und Jesko mit Bellen und wildem Scharren durch die Ritzen der verlegten, imprägnierten, teuren Steinplatten der Marke »Arkona« – Quadratmeter-Preis 98 Mark – seiner Terrasse Leichengeruch erschnüffelt hatten.
Nach Abdeckung der Platten im vorderen Bereich bot sich den Beamten ein grausiges Bild. Sie stießen im freigelegten Sandkoffer auf eine verweste Frauenleiche mit abgesägten Gliedmaßen.
Die Namen der Täter gaben Kommissar Rosenboom keine Rätsel auf. Doch die Brutalität, mit der sie aus Habgier ihr Opfer ermordet hatten, schockte nicht nur ihn und die Männer aus Oldenburg.
Im Gutachten des Gerichtsmediziners stand zu lesen, dass die Täter, es handelte sich um Jan Kloster und Ulf Picking, sechsmal mit einem Beil auf den Kopf der Witwe eingeschlagen hatten, deren Identität erstanhand zahnärztlicher Unterlagen bestätigt werden konnte.
Das Schwurgericht verhängte zweimal lebenslänglich gegen die brutalen Mörder.
Den BMW des Opfers beschlagnahmte die polnische Grenzpolizei. Die Insassen hatten den Wagen ordnungsgemäß und gutgläubig erworben.
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