13 schlägt's auf Schreckenstein
hatten, waren sie an eine Umleitung gekommen und von da ab, wie sie sagten, buchstäblich nur noch durch den Wald.
Die Ritter warfen einander Blicke zu.
„Ja ja, die Gegend ist sehr waldreich. Daher die gute Luft“, sagte Klaus todernst.
Ottokar und Stephan passierte es wieder einmal, dass sie dasselbe gleichzeitig sagten. „Wir bringen Sie zum Campingplatz!“
Sie holten ihre Räder. „Wir kommen hintenrum zurück“, flüsterte Stephan Dampfwalze zu, damit die anderen nicht am großen Tor warteten.
Die Verirrten hatten es nicht geglaubt, bis sie die beiden mit den Rädern vor sich sahen. Nachdem ihre Notlage damit beendet war, fielen ihnen, die gerade noch ganz vernünftig dahergeredet hatten, lauter dümmliche Erwachsenensätze ein.
„Nein so was! — Dass es das bei der heutigen Jugend noch gibt? — Ihr hättet uns den Weg nur beschreiben brauchen! — Dürft ihr denn so spät überhaupt noch weg? — Was sagen da eure Eltern dazu?“ Am ausdauerndsten quatschte die Frau. Bis hinauf zu Drei Tannen, wohin sie die Räder schoben, wunderte sie sich über.
„...diese unglaubliche Freiheit, dass Jugendliche so über ihre Nachtzeit verfügen können...“ Von der Haltestelle ab fuhren Ottokar und Stephan zügig voraus, dann kam das lange Gefalle nach Wampoldsreute.
Auf dem Kirchplatz hätte die Frau Gelegenheit gehabt, sich erneut aufzuregen, denn es schlug gerade halb elf. Doch sie spendete den beiden Rittern nur ein kurzes „Vielen Dank!“, wandte sich an ihre Begleiter und sagte „Jetzt gehen wir in die Wirtschaft und führen uns ordentlich was zu Gemüte!“
Ottokar und Stephan wünschten „Weiterhin gute Erholung!“, schwangen sich auf ihre Räder und fuhren davon. Als die drei das Gasthaus betreten hatten, schalteten sie die Lampen aus, kehrten um und fuhren bis zur Hecke des Campingplatzes. Dort stellten sie die Räder ab, um die ihnen noch unbekannte Anlage zu Fuß zu erkunden. Man konnte ja nicht wissen... Und jetzt war die Gelegenheit.
Aus einigen Wohnwagen fiel noch Licht. Sie hörten Stimmen und Musik. In den meisten war es still und dunkel.
„Du suchst wohl die Hochspringerin?“ machte sich Stephan lustig.
„Wenn wir sie zufällig treffen, hab ich nichts dagegen“, antwortete Ottokar. Er hob die Unterarme waagrecht vors Gesicht, dass sie eine Art Sehschlitz bildeten und schaute in einige Wagen hinein. Dunkle Pulloverärmel sind im Widerschein des Lichts von drinnen schwer zu erkennen. Die olympiaverdächtige Tante fand er jedoch nicht.
Sie hatten den Platz bis zum südlichen Ende überquert. Ottokar tippte seinem Freund an die Schulter und deutete zur Kirchhofsmauer, die etwas zurückversetzt angrenzte. Stephan verstand sofort und nickte. Auch er fand, was Ottokar ihm stumm sagen wollte: Falls wir hier mal was zu tun haben und plötzlich verduften müssen, dann da über die Mauer!
Sie wollten gerade durch die Büsche zurück zu ihren Rädern, als sie plötzlich wie angewurzelt stehen blieben.
Was war das gewesen? Sie hielten den Atem an und lauschten angestrengt. Stephan deutete zum See, zog aber die Schultern hoch. Er war seiner Sache nicht ganz sicher.
Da! Jetzt wieder! Es kam vom See und klang nach leichtem Plätschern, wie wenn sich jemand bemüht, möglichst leise zu rudern.
Ottokar zog seine Taschenlampe hervor und leuchtete in die Richtung. Doch der Lichtkegel brach sich an Dunst und Nebelschwaden, die um diese Jahreszeit in der Wampoldsreuter Bucht keine Seltenheit waren.
„Verdammter Mist!“ fluchte er leise.
„Das ist das englische Wort für Nebel“, bestätigte Stephan. Noch einmal hörten sie ein deutliches Rudergeräusch. Ottokar schaltete seine Taschenlampe aus und hatte sich wieder beruhigt. „Wenn sie von uns sind, haben wir ja Zeit.“
Durch die Büsche kehrten sie zu ihren Rädern zurück und stiegen auf.
„Übrigens, was sagst du zu der Umleitung auf dem Weg nach Rosenfels?“ fragte Stephan aus heiterem Nachthimmel.
„Ich bin mir nicht ganz sicher“, antwortete Ottokar. „Aber ich habe mich gewundert, dass die vier Minis miteinander zum Friseur wollten.“
„In einer Stunde wissen wir mehr!“ Damit gab Stephan bekannt, dass er ähnlich dachte. Zu oft schon hatten die Minis mit Alleingängen Verwirrung gestiftet.
Gemächlich rollten sie zum Gasthaus. Die große Gaststube war hell erleuchtet. Ohne abzusteigen lehnten sie, jeder unter einem Fenster, Lenker und Vorderrad an die Hauswand, nahmen die Unterarme vors Gesicht und standen in den
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