13 schlägt's auf Schreckenstein
durch die Folterkammer. Mücke, der auf dem Richtertisch saß, schlug sich auf die Schenkel.
„Die Tantenretter! Und Kress glaubt euch den Quatsch?“ Pummel und Eugen nickten.
Dann sagte Eugen: „Es gibt ja Nenntanten. Und ein Scherz muss noch keine Lüge sein.“ Die Geschichte gefiel dem Ritterrat über alle Maßen. Ottokar boxte sich selber in die Hand. „Menschenskind, warum habt ihr das nicht gleich gesagt?“
„Wenn ihr soviel fragt...?“ antwortete Pummel treuherzig.
„Moment!“ unterbrach Eugen. „Wir sind noch nicht fertig!“ Jetzt waren die Großen endlich still und ließen ihn reden.
„Hauptgrund für das Landschaftsverbot ist aber was anderes. Kress fühlt sich bespitzelt und denkt, da kommt noch was nach. Er hat gesehen, wie einer an der Gaststube draußen gelauert hat...“
„Das war ich!“ bekannte Stephan.
„Oder ich“, fiel Ottokar ein. „Wir haben uns nach dem Heimbringen noch ein bisschen umgesehen.“
„Was nicht verkehrt war!“ fiel ihm Stephan ins Wort. „Wir haben nämlich gesehen, wie jemand vom Campingplatz weggerudert ist. Leider konnten wir im Nebel nicht erkennen wer.
Aber dass Kress uns gesehen hat, ist natürlich unsere Schuld.“ Nun redeten alle durcheinander, alberten oder ließen ihrem Scharfsinn freien Lauf.
Bis Mücke den entscheidenden Satz brachte: „Schuld ist bei uns kein Thema. Wir halten sowieso zusammen.
Pummel und Eugen haben uns ein Stück weitergeholfen. Also lasst uns in Ruhe überlegen, was zu tun ist!“ Da trat Pummel vor, stellte die Tüte auf den steinernen Richtertisch und grinste. „Aber zuerst wollen wir uns stärken.“
Kunst aus Müll
Am Nachmittag sollte sich, wie mit Sonja vereinbart, eine Abordnung der Ritterschaft mit einer der Mädchen treffen. Mitten auf dem See. Nicht wegen des Landschaftsverbots, sondern um beiden Seiten Weg zu sparen.
Noch stand ja nicht fest, ob man gemeinsam vorgehen wollte. Es sollte lediglich Kontakt aufgenommen werden. Sauer auf den Campingplatz waren beide Seiten. Die Ritter ärgerten sich am meisten über die Formulierung „Schreckensteiner Verschlagenheit“. Diese üble Nachrede musste aus der Welt geschafft werden. Auf Schreckensteiner Art hieß das: Nicht sich rächen, sondern überzeugen. Für das Kontaktgespräch mit Rosenfels hatte der Ritterrat sich auf Pummel und Eugen, Ottokar und Stephan geeinigt. Die Delegation befand sich in zwei Booten unterwegs. Nicht mehr weit von der Seemitte entfernt, drehte sich Pummel um und sagte: „Was soll denn das?“
Die andern ließen die Ruder sinken und drehten sich ebenfalls um. Wie abgemacht kam ihnen ein Boot entgegen. Aber nur eines, mit nur einer Person.
„Scheint Ingrid zu sein“, vermutete Stephan.
Ein paar Dutzend Ruderschläge weiter stellten sie fest: Es war tatsächlich Ingrid, unverkennbar Mückes Schwester. Sie hatte aufgehört zu rudern.
„Bist du das ganze Aufgebot?“ rief Ottokar hinüber.
„Nein“, rief sie zurück. „Ich soll euch holen. Die Horn will euch sprechen!“ Ein Segelboot schlich bei müdem Wind zwischen ihnen durch. Ingrid hatte ihr Boot gewendet und ruderte zurück.
„Die Horn uns sprechen?“ wunderte sich Pummel. „Das klingt nicht gut!“
„Vielleicht will sie uns sagen, dass wir wieder mal nicht mit den Mädchen reden dürfen. Irgend so was...“, maulte Eugen.
„Abwarten“, meinte Ottokar und legte eine höhere Schlagzahl vor, denn Ingrid hatte, wie man so sagt, einen ganz schönen Zahn drauf.
Erst bei der Trauerweide, unter deren Dach sich die Einfahrt in den dunklen Hafen befand, liefen sie zu ihr auf.
„Ich denke, hier tummeln sich die Segler?“ machte sich Stephan lustig.
„Ist ja niemand da“, antwortete Ingrid spitz.
Ottokar machte das Boot fest. „Was will denn die Horn von uns?“ fragte er.
Sag ich nicht. Sonst wundert ihr euch nicht genug, und sie merkt, dass ich geredet habe!“ kam die Antwort. An Schlagfertigkeit stand Ingrid ihrem Bruder in nichts nach.
Stumm gingen sie den steilen Waldweg zum Hochufer hinauf. Auf der Wiese vor Schloss Rosenfels spielten Mädchen Handball. Sie beachteten die Gruppe nicht. Ingrid und die Ritter bogen nach rechts ab, weil sich der Eingang auf der Rückseite befand. Auf der breiten Treppe grinsten Ottokar und Stephan einander an. Sie kannten jede knarzende Stelle und wussten, wie man geräuschlos hinaufkommt. Das war jetzt allerdings nicht nötig. Auch den Weg zu Fräulein Dr. Horns Zimmer kannten sie im Schlaf. Als sie nach kurzem
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