13 Tante Dimity und die Jagd nach dem Vampir (Aunt Dimity: Vampire Hunter
gehalten, der die Nachsaison bevorzugte, er hatte ihnen leidgetan, weil er solch ein Pech mit dem Wetter hatte, aber ansonsten hatte er ihre Neugier nicht erregt.
Nachdem ich versprechen musste, recht bald wiederzukommen, gelang es mir, die Teestube zu verlassen. Ich ging über den Dorfplatz zum Pub, aber auch hier hatte ich keinen Erfolg. Christine und Dick Peacock, die Wirtsleute, hatten weder von den DuCarals noch von Aldercot Hall jemals gehört, und auch sie hatten Leo nur bei seiner Fahrt durch Finch gesehen.
Dafür hatten sie Mirandas Kätzchen gesehen, Mr Wetherheads Lokomotive und Sally Pynes überfluteten Keller, und sie wollten unbedingt wissen, wie sich die Jungen in der Schule machten, ob Bill rechtzeitig zum Darts-Turnier zurück sein würde und was ich von der Farbe hielt, die Peggy Taxman für das Gemüsegeschäft ausgesucht hatte.
Nachdem ich sie auf den neuesten Kenntnisstand gebracht hatte, fragten sie mich, warum ich mich in letzter Zeit kaum hatte blicken lassen.
»Ich war noch am Donnerstag beim Guy-Fawkes-Ausschuss«, sagte ich stoisch.
»Das wissen wir«, sagte Dick. »Aber Sie haben nicht einmal den Mund aufgemacht und Sie sind hinterher nicht mehr auf eine Tasse Tee und ein paar Sandwiches dageblieben.«
Ich war Dick unendlich dankbar dafür, dass er meine Teilnahme an dem Treffen bestätigte, wollte mich aber nicht allzu detailliert dazu äußern, warum ich nicht länger geblieben war. Es hätte einen unlöschbaren Feuersturm der Gerüchte entfacht, wenn ich ihnen erzählt hätte, dass ich nach Hause musste, weil Will und Rob von ihrer Begegnung mit einem Vampir auf Emma’s Hill berichtet hatten. Daher sagte ich nur, dass ich den Abend mit meinem Mann hatte verbringen wollen, der am nächsten Morgen nach London musste.
»Man könnte meinen, Sie beide wären noch in den Flitterwochen«, seufzte Christine.
»Apropos Flitterwochen …« Dick lehnte sich über die Theke. »Haben Sie schon die neuen Stallburschen auf Anscombe Manor gesehen? Kit sollte lieber in die Puschen kommen, sonst schnappt ihm einer der neuen Jungs seine Nell weg.«
»Ich arbeite daran«, versicherte ich.
»Dann legen Sie mal einen Gang zu«, meinte Chris augenzwinkernd. »Wir wollen, dass unsere Nell Kit heiratet und nicht einen von diesen Ausländern mit mehr Geld als Verstand.«
»Ich tue mein Bestes.« Nachdem ich auch den Wirtsleuten versichert hatte, dass sich Rob und Will in der Schule sehr gut machten, verließ ich den Pub.
Das Emporium zu betreten und Peggy Taxman nach Leo zu fragen, dazu fehlten mir an diesem Tag die Nerven, und ich glaubte auch nicht, dass es ergiebig gewesen wäre. Die anderen Dorfbewohner waren zuverlässigere Spionagesatelliten, wenn es darum ging, die Vorkommnisse in Finch zu melden. Wenn sie Leo nicht gesehen hatten, wie er durchs Dorf geradelt war, dann war er nicht durchs Dorf geradelt, Punkt.
Aber wohin war er gefahren, fragte ich mich, als ich in den Mini stieg. Wo hatte Leo den Tag verbracht?
Ich trommelte mit den Fingern auf dem Lenkrad und überlegte meine nächsten Schritte. Der Abstecher ins Dorf hatte sich als reine Zeitverschwendung erwiesen. Er hatte nur erbracht, dass ich als Neuling in Finch mehr über die DuCarals informiert war als meine Nachbarn. Die einzige Person, die mehr über diese Familie wusste, war Lizzie Black, die länger hier lebte als irgendjemand sonst – außer … »Ruth und Louise!«, rief ich aus und schlug mit der Faust aufs Lenkrad. »Natürlich!«
Ich wendete den Mini und fuhr zur Buckelbrücke zurück. Kaum zu glauben, dass ich ausgerechnet diese beiden Steine noch nicht gewendet hatte. Ruth und Louise Pym lebten seit etwas mehr als einhundert Jahren in Finch. Sie mussten etwas von der Familie DuCaral gehört haben.
Über Vampire konnte ich sie nicht befragen – Tante Dimity hatte mich ermahnt, den kirchentreuen Schwestern gegenüber kein solch anrüchiges Thema anzuschneiden –, aber ich musste herausfinden, was sie über Leo wussten.
Und kirchentreue Menschen reden gerne über schwarze Schafe.
17
RUTH UND LOUISE Pym lebten in einem orangeroten Backsteinhaus mit einem Strohdach etwa einen Kilometer außerhalb von Finch. In einer Gegend, in der die meisten Gebäude aus dem aus örtlichen Steinbrüchen stammenden Kalkstein gebaut wurden und Schieferdächer hatten, stellte dieses Haus ein architektonisches Unikum dar, aber ich mochte es trotzdem. Mit seinem struppigen Stroh und den verwitterten Ziegeln wirkte das Haus selbst an den
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