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13 - Wo kein Zeuge ist

13 - Wo kein Zeuge ist

Titel: 13 - Wo kein Zeuge ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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nicht verhindern, zu hoffen, dass das Ende dessen, was sie als ihre berufliche Ächtung betrachtete, endlich gekommen war. Und jetzt wurde sie angefordert, sollte in AC Hilliers Büro kommen, zu Hillier selbst und zu Lynley, der, wie Barbara wusste, beinah seit dem Moment ihrer Degradierung taktiert und versucht hatte, ihr wieder zu ihrem alten Rang zu verhelfen.
    Sie und Hadiyyah trabten im wahrsten Sinne des Wortes zurück nach Eton Villas. Sie trennten sich an der Gabelung des gepflasterten Weges an der Hausecke. Hadiyyah winkte ihr zu, ehe sie zur Erdgeschosswohnung hinüberhüpfte. Barbara sah, dass die Haftnotiz, die sie für den Vater des kleinen Mädchens an der Tür hinterlassen hatte, verschwunden war. Daraus schloss sie, dass Azhar mit der Überraschung für seine Tochter nach Hause gekommen war, und begab sich zu ihrem Bungalow, um sich in aller Eile umzuziehen.
    Die erste Entscheidung, die es zu treffen galt - und zwar schnell, denn von der Stunde, die Lynley ihr gegeben hatte, waren nach der hastigen Heimkehr vom Markt an der Chalk Farm Road nur noch fünfundvierzig Minuten übrig -, war, was sie anziehen sollte. Ihre Garderobe musste Professionalität ausstrahlen, ohne den Eindruck zu erwecken, als buhle sie um Hilliers Gunst. Eine Hose mit passendem Jackett würde Ersteres bewerkstelligen, ohne Letzterem zu nahe zu kommen. Also: Eine Hose mit passendem Jackett musste her.
    Sie fand sie, wo sie sie zurückgelassen hatte, nämlich zu einem Bündel zusammengeknüllt hinter dem Fernseher. Sie konnte sich nicht genau erinnern, wie sie dorthin gekommen waren, und schüttelte sie aus, um den Schaden zu begutachten. Ah, es geht doch nichts über Polyester, dachte sie. Man konnte von einer Büffelherde niedergetrampelt werden, ohne eine einzige Knitterfalte davonzutragen.
    Sie machte sich daran, eine Art Ensemble zusammenzustellen. Dies bedeutete nicht den Ausdruck ihres Modebewusstseins, sondern lediglich, rasch in die Hose zu schlüpfen und nach einer Bluse ohne zu viele sichtbare Falten zu wühlen. Dann wählte sie die am wenigsten provozierenden Schuhe, die sie besaß - ein Paar derber, abgewetzter Halbschuhe, die sie statt der roten, knöchelhohen Turnschuhe anzog, die sie normalerweise bevorzugte -, und nach fünf Minuten war sie fertig, schnappte sich zwei Choctastic Pop-Tarts und stopfte sie auf dem Weg zur Tür in ihre Tasche.
    Draußen galt es, die Frage des Transportmittels zu entscheiden. Auto, Bus oder U-Bahn? Alle drei bargen Risiken. Der Bus musste sich durch die verstopfte Arterie quälen, welche die Chalk Farm Road war. Das Auto würde eine kreative Schleichwegfahrt erfordern. Und was die U-Bahn betraf ... Die U-Bahn-Linie, die am Bahnhof Chalk Farm hielt, war die für ihre Unzuverlässigkeit berüchtigte Northern Line. Selbst an guten Tagen betrug allein die Wartezeit oft zwanzig Minuten.
    Barbara entschied sich für ihr Auto. Sie überlegte sich eine Route, die Dädalus vor Neid hätte erblassen lassen, und schaffte es mit nur elfeinhalb Minuten Verspätung nach Westminster. Dennoch wusste sie natürlich, dass nichts außer absoluter Pünktlichkeit Hillier zufrieden stellen konnte, darum bog sie mit qualmenden Reifen in die Tiefgarage an der Victoria Street, und nachdem sie das Auto abgestellt hatte, rannte sie zu den Aufzügen.
    Sie hielt in dem Stockwerk, wo Lynley vorübergehend sein Büro hatte, in der Hoffnung, dass er Hillier die elfeinhalb Minuten hingehalten hatte. Das war jedoch nicht der Fall, oder zumindest legte sein leeres Büro diesen Schluss nahe. Dorothea Harriman, die Abteilungssekretärin, bestätigte Barbaras Verdacht.
    »Er ist oben beim Assistant Commissioner, Detective Constable«, berichtete sie. »Er sagte, Sie sollen hinaufkommen und sich ihnen anschließen. Wissen Sie, dass der Saum Ihrer Hose gerissen ist?«
    »Ehrlich? Verdammt.«
    »Ich hätte eine Nadel, wenn Sie wollen.«
    »Keine Zeit, Dee. Haben Sie zufällig auch eine Sicherheitsnadel?«
    Dorothea ging an ihren Schreibtisch. Barbara wusste, wie unwahrscheinlich es war, dass die andere Frau eine Sicherheitsnadel besaß. Dees Erscheinung war immer so perfekt, dass man sich gar nicht vorstellen konnte, wozu sie Nähzeug besitzen sollte. Sie sagte: »Ich fürchte, nein, Detective Constable. Tut mir Leid. Aber wie wär's hiermit?« Sie hielt den Tacker hoch.
    »Her damit«, antwortete Barbara. »Aber beeilen Sie sich. Ich bin spät dran.«
    »Ich weiß. An Ihrer Manschette fehlt übrigens ein Knopf«, bemerkte

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