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13 - Wo kein Zeuge ist

13 - Wo kein Zeuge ist

Titel: 13 - Wo kein Zeuge ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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Anrufe auf seinem Handy, sie mussten sich das Canterbury Hotel ansehen, und sie mussten ein neues Phantombild erstellen lassen, um zu sehen, ob das vom Square Four Gym Ähnlichkeit mit dem Bild von Minshalls Kunden hatte. Nach seiner Beschreibung von zwei-zwei-eins-sechs-null zu urteilen bestand jedoch weniger Ähnlichkeit mit dem Phantombild von Square Four Gym als vielmehr mit dem Mann, den Muwaffaq Masoud als Käufer seines Wagens beschrieben hatte. Der hatte zwar weder Kinn- noch Schnurrbart getragen, aber das Alter stimmte, der Mangel an körperlicher Fitness und der Glatzkopf, den Masoud gesehen hatte, mochte durchaus unter der Schirmmütze versteckt gewesen sein.
    Zum ersten Mal erwog Lynley einen ganz neuen Gedanken.
    »Havers«, sagte er, nachdem sie den Verhörraum wieder verlassen hatten, »es gibt noch einen ganz anderen Ansatz bei dieser Sache. Einen, den wir bislang nicht in Betracht gezogen haben.«
    »Und zwar?«, fragte sie und stopfte ihr Notizbuch zurück in die Tasche.
    »Zwei Männer. Einer beschafft, der andere mordet. Der eine beschafft, um dem anderen die Gelegenheit zu geben, zu morden. Ein dominanter und ein unterwürfiger Partner.«
    Sie dachte darüber nach. »Es wäre nicht das erste Mal«, sagte sie. »Eine Variation von Fred und Rosemary oder von Hindley und Brady.«
    »Mehr als das«, erwiderte Lynley.
    »Inwiefern?«
    »Es erklärt, warum einer von ihnen den Lieferwagen in Middlesex kauft, während der andere vor Muwaffaq Masouds Haus in einem Taxi wartet.«
    Als Lynley nach Hause kam, war es schon sehr spät. Er hatte an der Victoria Street gehalten, um mit der Sitte über MABIL zu sprechen, und er hatte den Beamten des Kinderschutzteams die Informationen gegeben, die er zusammengetragen hatte. Er hatte ihnen von der St.-Lucy-Kirche unweit der U-Bahn-Station Gloucester Road berichtet und gefragt, welche Chancen bestünden, die Organisation zu verbieten.
    Die Antwort, die er bekam, war wenig ermutigend. Eine Zusammenkunft gleichgesinnter Leute mit dem Zweck, ihre gleiche Gesinnung zu erörtern, stellte keinen Gesetzesverstoß dar. Sie wollten wissen, ob irgendetwas außer Gesprächen im Keller der St.-Lucy-Kirche stattfindet. Falls nicht, hatte die Sitte zu wenig Personal und zu viele andere illegale Aktivitäten, um die sie sich kümmern musste.
    »Aber das sind Pädophile«, konterte Lynley frustriert, als sein Kollege ihm diese Auskunft gab.
    »Vielleicht«, lautete die Antwort. »Aber die Staatsanwaltschaft wird niemanden aufgrund von Gesprächen anklagen, Tommy.« Trotzdem würde TO9 einen verdeckten Ermittler zu einem MABIL-Treffen schicken, wenn sie ein bisschen mehr Luft hatten. So lange es keine Anzeige oder harte Beweise für kriminelle Aktivitäten gab, war das das Einzige, was sie tun konnten.
    Lynley war niedergeschlagen, als er in die Eaton Terrace einbog. Er parkte den Wagen in der Garage, die in einer kleinen Gasse hinter der Straße lag, und ging den kopfsteingepflasterten Weg um die Ecke zu seinem Haus zurück. Er fühlte sich durch und durch schmutzig nach diesem Tag.
    Als er das Haus betrat, fand er das Erdgeschoss fast in völliger Dunkelheit. Nur an der Treppe brannte ein kleines Licht. Er ging hinauf zu ihrem Schlafzimmer, um zu sehen, ob seine Frau schon ins Bett gegangen war. Doch das Bett war unberührt. Also ging er weiter, erst zur Bibliothek und schließlich ins Kinderzimmer. Dort fand er sie. Sie hatte einen Schaukelstuhl für das Zimmer gekauft, in dem sie saß und schlief, ein seltsam geformtes Kissen im Schoß. Er erkannte es von einem ihrer vielen Besuche bei der Schwangerschaftsvorbereitung wieder. Man benutzte es beim Stillen.
    Helen bewegte sich, als er näher trat. Als hätten sie sich gerade eben noch unterhalten, sagte sie: »Ich habe also beschlossen zu üben. Na ja, oder es ist wohl eher so, dass ich ausprobieren wollte, wie es sich anfühlt. Nicht das Stillen selbst, sondern einfach, ihn hier zu haben. Es ist eigenartig, wenn man darüber nachdenkt. Ich meine, wenn man wirklich einmal gründlich darüber nachdenkt.«
    »Was ist eigenartig?«
    Der Schaukelstuhl stand am Fenster, und er lehnte sich gegen das Sims und betrachtete sie liebevoll.
    »Dass wir tatsächlich ein kleines Menschenwesen geschaffen haben. Unseren kleinen Jasper Felix, der selig in mir herumplanscht und darauf wartet, in diese Welt eingeführt zu werden.«
    Lynley schauderte bei diesem Gedanken. Die Welt, in die ihr Sohn eingeführt wurde, war oft voller Gewalt und ein Ort

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