13 - Wo kein Zeuge ist
der Unsicherheiten.
Helen sah ihm offenbar an, was ihm durch den Kopf ging, denn sie fragte: »Was ist es?«
»Schlimmer Tag«, antwortete er.
Sie streckte die Hand aus, und er ergriff sie. Ihre Haut war kühl, und er nahm ihren Zitrusduft wahr. »Ein Mann namens Mitchell Corsico hat mich heute angerufen, Tommy. Er sagte, er schreibe für die Source.«
»O mein Gott«, stöhnte Lynley. »Das tut mir Leid. Er ist wirklich von der Source. «Er erklärte ihr, dass er versuchte, Hilliers Pläne zu durchkreuzen, indem er Corsico mit den Details seines Privatlebens beschäftigte. »Dee hätte dich vorwarnen sollen, dass er vermutlich anruft. Ich hätte nicht gedacht, dass er so schnell ist. Sie hat sich bemüht, ihn mit Informationen zu versorgen, um ihn von der Einsatzzentrale fern zu halten.«
»Verstehe.« Helen reckte sich und gähnte. »Nun, ich hab mir schon gedacht, dass etwas im Busch ist, als er mich Countess genannt hat. Wie sich herausstellte, hatte er auch schon mit meinem Vater gesprochen. Ich habe keine Ahnung, wie er ihn ausfindig gemacht hat.«
»Was wollte er denn wissen?«
Sie machte Anstalten, sich zu erheben. Lynley half ihr auf die Füße. Sie legte das Kissen ins Kinderbett und stellte einen Plüschelefanten darauf. »Tochter eines Earl, verheiratet mit einem Earl. Er fand mich unverkennbar verabscheuenswert. Ich habe versucht, ihn mit meiner verblüffenden Geistlosigkeit und meinem verblassten Partygirl-Habitus zu amüsieren, aber er wirkte nicht so bezaubert, wie ich gehofft hatte. Unmengen von Fragen, warum ein Blaublut - das bist du, Liebling - Polizist wird. Ich habe ihm gesagt, ich hätte nicht den Schimmer einer Ahnung, zumal es mir viel lieber wäre, du stündest jeden Tag zur Verfügung, damit du dich in Knightsbridge mit mir zum Lunch treffen könntest. Er wollte mich mit einem Fotografen hier besuchen kommen. Aber dem habe ich nicht zugestimmt. Ich hoffe, das war richtig.«
»Das war es.«
»Da bin ich aber froh. Natürlich war die Versuchung, auf dem Sofa im Salon stilvoll für die Source zu posieren, beinah unwiderstehlich, aber ich konnte mich beherrschen.« Sie schlang den Arm um seine Taille, und sie gingen zur Tür. »Was sonst noch?«, fragte sie ihn.
»Hm?« Er küsste ihren Scheitel.
»Dein schlimmer Tag.«
»O Gott. Das ist nichts, worüber ich jetzt reden möchte.«
»Hast du zu Abend gegessen?«
»Kein Appetit«, antwortete er. »Alles, was ich will, ist, zu kollabieren. Vorzugsweise auf irgendetwas Weichem und relativ Nachgiebigem.«
Sie schaute zu ihm hoch und lächelte. »Ich weiß genau, was du brauchst.« Sie nahm seine Hand und führte ihn ins Schlafzimmer.
Er sagte: »Helen, das schaffe ich heute Abend nicht. Ich bin erledigt, fürchte ich. Tut mir Leid.«
Sie lachte. »Ich hätte nie gedacht, das je von dir zu hören. Aber keine Angst, ich habe etwas anderes im Sinn.«
Sie hieß ihn, sich aufs Bett zu setzen, und ging ins Bad. Er hörte das Anreißen eines Streichholzes und sah die Flamme. Einen Moment später lief Wasser in die Wanne, und Helen kam zu ihm zurück. »Tu gar nichts«, wies sie ihn an. »Versuch, an gar nichts zu denken, wenn du kannst. Entspann dich.« Sie fing an, ihn auszuziehen.
Die Art und Weise, wie sie das tat, hatte beinah etwas Zeremonielles, was zum Teil daran lag, dass sie ihn seiner Kleidungsstücke ohne Eile entledigte. Ordentlich stellte sie seine Schuhe beiseite, faltete Hose, Jackett und Hemd, und als er nackt war, führte sie ihn ins Badezimmer. Das Wasser in der Wanne verbreitete einen schwachen Duft, und die Kerzen einen beruhigend gedämpften Schimmer, der von den Spiegeln reflektiert wurde und Lichtbogen auf die Wände zauberte.
Er stieg in die Wanne und streckte sich aus, bis das Wasser ihm an die Schultern reichte. Sie legte ihm ein gefaltetes Handtuch als Kissen unter den Kopf und sagte: »Schließ die Augen. Entspann dich einfach. Tu gar nichts. Versuch, nicht zu denken. Der Duft sollte dir helfen. Konzentrier dich darauf.«
»Was ist das?«, fragte er.
»Helens Spezialzaubermischung.«
Er hörte sie im Bad umhergehen: Die Tür ging leise zu, Kleidungsstücke fielen raschelnd zu Boden. Dann stand sie neben der Wanne und tauchte die Hand ins Wasser. Er öffnete die Augen. Sie hatte einen weichen Frotteebademantel übergezogen, seine olivgrüne Farbe wirkte warm auf ihrer Haut. Sie hielt einen Naturschwamm in der Hand und ließ ein Badegel darauf tropfen.
Sie begann, ihn zu waschen. »Ich habe gar nicht
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