13 - Wo kein Zeuge ist
bitteren Ende aus. Wenn Pearl geht, geh ich auch.«
Vielleicht war genau das der Masterplan, dachte Barbara. Mit einiger Mühe kam auch sie zu Wort: »Was haben Sie in der Nacht beobachtet, Mr. Pears? Was ist passiert?«
Pears setzte sich aufs Sofa, wo er den Terrier wie ein Baby auf dem Schoß hielt und ihm die Brust kraulte. Barbara bot er den Sessel an. Er sagte: »Zuerst habe ich angenommen, es sei ein Einbruch. Pearl fing an ... man kann es nur hysterisch nennen. Sie war einfach hysterisch. Sie hat mich aus dem Tiefschlaf gerissen und halb zu Tode erschreckt. Sie rammte ihren ganzen Körper gegen die Balkontür - man kann es nicht anders beschreiben - und bellte, wie ich es weder vorher noch nachher je von ihr gehört habe. Sie werden also verstehen, warum ...«
»Was haben Sie gemacht?«
Er wirkte ein wenig verlegen. »Ich habe ... Nun, ich habe mich bewaffnet. Mit einem Tranchiermesser. Es war das Einzige, was ich zur Hand hatte. Ich bin an die Balkontür gegangen und habe versucht, nach draußen zu schauen, aber da war nichts. Dann hab ich sie geöffnet, und das war der Grund für unsere Schwierigkeiten, denn Pearl rannte auf den Balkon hinaus und bellte weiter wie besessen, und ich konnte nicht gleichzeitig sie und das Messer halten, darum hat das alles einen Moment gedauert.«
»Und im Wald?«
»Da war ein Licht. Es hat ein paar Mal aufgeblitzt. Das ist alles, was ich gesehen habe. Hier, ich zeige es Ihnen.«
Der Balkon war vor dem Wohnzimmer, und die großzügigen Schiebetüren waren von Rollos verdeckt. Pears zog sie hoch und öffnete die Tür. Pearl befreite sich aus seinen Armen, sprang auf den Balkon und begann, in der beschriebenen Weise zu bellen. Sie kläffte in ohrenbetäubender Lautstärke. Barbara konnte verstehen, dass die übrigen Hausbewohner sich beschwert hatten. Ein Katze war nichts im Vergleich hierzu.
Pears packte den Jack Russel und hielt ihm die Schnauze zu. Dem Hund gelang es trotzdem, weiterzubellen. Pears sagte: »Das Licht war da drüben, hinter den Bäumen ein Stück hügelabwärts. Das muss gewesen sein, als die Leiche ... Na ja, Sie wissen schon. Und Pearl wusste es auch. Sie konnte es spüren. Das ist die einzige Erklärung. Pearl, Liebling, jetzt ist es aber genug.«
Pears ging mit dem Hund im Arm zurück in die Wohnung und wartete, dass Barbara folgte. Sie blieb jedoch auf dem Balkon stehen. Hinter Walden Lodge fiel das bewaldete Gelände ab, aber das war ein Detail, das man nicht sah, wenn man das Haus von der Straßenseite aus betrachtete. Die Bäume wuchsen hier dicht an dicht und boten im Sommer sicher einen guten Sichtschutz, jetzt allerdings waren sie nur ein wirres Geflecht aus winterlich kahlen Ästen und Zweigen. Direkt unter dem Balkon bis zur Mauer, die das Grundstück von Walden Lodge begrenzte, wuchs wildes, ungepflegtes Gebüsch, was einen Zugang vom Haus zum Wald fast unmöglich machte. Ein Mörder hätte sich durch alles Mögliche von Ilex bis Farngestrüpp kämpfen müssen, um von hier zu der Stelle zu gelangen, wo die Leiche abgelegt worden war. Kein Mörder, der auf sich hielt, täte so etwas, ganz sicher keiner, der schon sechs Jugendliche eliminiert und praktisch keine Spuren hinterlassen hatte. Hier hätten sie eine ganze Schatzkiste voller Beweise finden müssen, und das war nicht der Fall gewesen.
Barbara stand nachdenklich da und betrachtete den Ausblick. Sie ließ sich alles durch den Kopf gehen, was Berkeley Pears ihr erzählt hatte. Nichts, was er berichtet hatte, klang unwahrscheinlich, doch es gab ein Detail, das sie nicht so recht verstand.
Sie ging zurück in die Wohnung und schloss die Balkontür hinter sich. Dann sagte sie: »Aus einer der Wohnungen wurde gegen Mitternacht ein Schrei gehört. Die Befragung aller Bewohner des Gebäudes hat diese Information erbracht. Sie haben das nicht erwähnt.«
Er schüttelte den Kopf. »Ich habe nichts gehört.«
»Und Pearl?«
»Was soll mir ihr sein?«
»Wenn sie die Vorgänge im Wald auf diese Entfernung gehört hat ...«
»Ich würde sagen, sie hat eher etwas gespürt als gehört«, verbesserte Pears.
»In Ordnung. Sagen wir, sie hat sie gespürt. Aber warum hat sie dann nicht gespürt, dass hier im Haus etwas nicht mit rechten Dingen zuging, als um Mitternacht jemand geschrien hat?«
»Vielleicht, weil es nicht stimmt.«
»Aber irgendwer hat es gehört. Gegen Mitternacht. Wie deuten Sie das?«
»Als den Wunsch, der Polizei zu helfen, als einen Traum, einen Irrtum. Etwas, das nicht
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