13 - Wo kein Zeuge ist
uniformierten Constables dort herumstanden. Sie hielten ihn zurück und sagten: »Der Fall ist in guten Händen, Sir. Er hat höchste Priorität. Es wird alles getan.« Und dann hatte auch St. James ihn eingeholt. Er sagte: »Komm mit, Tommy. Wir werden dich nicht allein lassen.« Und die Güte in seiner Stimme fühlte sich wie ein erdrückendes Gewicht auf Lynleys Brust an.
Keuchend rang er nach Luft. »O mein Gott«, sagte er. »Ich muss ihre Eltern anrufen, Simon. Wie soll ich ihnen nur sagen, was passiert ist?«
Barbara konnte sich nicht dazu überwinden, zu gehen, auch wenn sie sich sagte, dass sie hier nicht gebraucht wurde und wahrscheinlich auch nicht erwünscht war.
Überall liefen Menschen herum, jeder in seiner eigenen Hölle des Wartens gefangen.
Helen Lynleys Eltern, der Earl und die Countess von Sowieso - Barbara konnte sich nicht erinnern, ob sie den Titel, den die Familie seit so vielen Generationen besaß, je gehört hatte -, waren gramgebeugt und wirkten hinfällig, beide über siebzig und nicht vorbereitet auf den Schicksalsschlag, der sie ereilt hatte.
Helens Schwester Penelope, aus Cambridge in Begleitung ihres Mannes herbeigeeilt, versuchte, sie zu trösten, nachdem sie gefragt hatte: »Wie geht es ihr? Mum, um Himmels willen, wie geht es ihr? Wo ist Cybil? Ist Daphne unterwegs?«
Sie alle waren auf dem Weg, jede von Helens vier Schwestern, auch Iris, die aus Amerika anreisen musste. Und Lynleys Mutter war mit ihrem jüngeren Sohn in größter Hast von Cornwall aufgebrochen, während seine Schwester aus Yorkshire herbeieilte.
Angehörige, dachte Barbara. Sie wurde hier weder gebraucht, noch war sie erwünscht. Aber sie konnte sich nicht entschließen, zu gehen.
Andere waren hier gewesen und wieder gegangen: Winston Nkata, John Stewart, andere Mitglieder des Teams, uniformierte Constables und Beamte in Zivil, mit denen Lynley im Laufe der Jahre zusammengearbeitet hatte. Cops aus jeder Wache in der Stadt schauten vorbei. Alle außer Hillier hatten sich im Laufe der Nacht hier blicken lassen.
Barbara selbst war nach einer Höllenfahrt von Nordlondon hierher gekommen. Zuerst hatte ihr Wagen an der Wood Lane nicht anspringen wollen, und in ihrer panischen Hast, das verdammte Ding zu starten, hatte sie den Motor absaufen lassen. Sie hatte das Auto verflucht und geschworen, es in seine Einzelteile zu zerlegen. Sie hatte das Lenkrad gewürgt und dann Hilfe herbeigerufen. Schließlich hatte sie es geschafft, den Motor stotternd zum Leben zu erwecken, und sie hatte praktisch auf der Hupe gesessen, in dem Versuch, die Autos vor sich aus dem Weg zu scheuchen.
Sie war im Krankenhaus angelangt, als man Lynley gerade über Helens Zustand informiert hatte. Sie hatte beobachtet, wie der Arzt kam, um ihn zu holen, und wie Lynley die Neuigkeiten aufnahm. Es bringt ihn um, hatte sie gedacht.
Sie wollte zu ihm gehen, ihm sagen, dass sie diese Bürde als Freundin mit ihm tragen werde, aber sie wusste, dazu hatte sie kein Recht. Stattdessen wartete sie, bis Simon St. James zu ihm gegangen war und dann zu seiner Frau zurückkehrte, um ihr zu sagen, was er erfahren hatte. Lynley und Helens Eltern verschwanden mit dem Arzt - Gott mochte wissen, wohin -, und Barbara war klar, dass sie nicht folgen konnte. Also durchquerte sie die Halle, um mit St. James zu sprechen. Er nickte ihr zu, und sie war unendlich dankbar, dass er sie nicht ausschloss oder fragte, warum sie hier sei.
»Wie schlimm ist es?«, fragte sie.
Es dauerte einen Moment, ehe er antworten konnte. Sein Gesichtsausdruck bewog sie, sich auf das Schlimmste gefasst zu machen.
»Die Kugel traf sie unterhalb der linken Brust«, begann er. Seine Frau lehnte sich an ihn, vergrub das Gesicht an seiner Schulter und lauschte wie Barbara. »Die Kugel drang durch die linke Herzkammer, das rechte Atrium und die rechte Arterie.«
»Aber da war kein Blut. Da war fast kein Blut.« Deborahs Stimme wurde von seinem Jackett gedämpft, und sie schüttelte den Kopf.
»Wie kann das sein?«, fragte Barbara St. James.
»Die Lunge ist sofort kollabiert«, erklärte St. James. »Und das Blut lief nach innen in den entstandenen Hohlraum.«
Deborah fing an zu weinen. Sie heulte nicht, gab keinen Laut von sich, aber ihr ganzer Körper wurde von einem Beben erfasst, das sie, was Barbara erkennen konnte, zu kontrollieren versuchte.
»Sobald sie die Wunde gesehen haben, haben sie wahrscheinlich einen Tubus eingeführt«, erklärte St. James Barbara. »Durch dieses
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