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13 - Wo kein Zeuge ist

13 - Wo kein Zeuge ist

Titel: 13 - Wo kein Zeuge ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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Schiebetür des Vans an. Er benutzte einen Bohrer und dicke Schrauben und testete das Ergebnis mit seinem eigenen Gewicht, hängte sich daran, wie der Beobachter hängen würde, kämpfte und wand sich, wie der Beobachter es tun würde. Er war zufrieden mit dem Ergebnis seiner Bemühungen und machte sich als Nächstes daran, seine Materialien zu überprüfen.
    Der Gaszylinder für den Kocher war voll. Das Klebeband war zurechtgeschnitten und hing in Reichweite. Die Batterien im Elektroschocker waren neu. Die Instrumente zur Erlösung einer Seele waren scharf und einsatzbereit.
    Der Van war voll getankt. Die Trage war makellos. Die Wäscheleine war sorgsam aufgerollt. Das Öl stand am richtigen Platz. Dies würde seine Glanzleistung, dache er.
    O ja, natürlich. Das meinst du, ja? Was bist du nur für ein Vollidiot.
    Fu schluckte und löste damit den Druck auf seinen Ohren, eliminierte so für einen Moment die Stimme der Made, die ihm heimtückisch Zweifel einpflanzen wollte. Er hörte das Rauschen dieser Druckveränderung: Es knisterte und knackte hinter den Trommelfellen, und die Made war verschwunden.
    Nur um zurückzukehren, sobald er nicht mehr schluckte. Wie lange gedenkst du noch Platz auf diesem Planeten zu beanspruchen? Hat die Erde je ein nutzloseres Stück Scheiße als dich beherbergt? Bleib stehen und hör gefälligst zu, wenn ich mit dir rede. Nimm es wie ein Mann oder geh mir aus den Augen.
    Fu arbeitete schneller. Flucht war der Schlüssel.
    Er verließ den Van und brachte sich in Sicherheit. Es gab keinen Ort, wo die Made ihn in Ruhe ließ, aber es gab Ablenkungen. Hatte es immer gegeben und würde es immer geben. Er suchte sie. Schnell jetzt, schnell, schnell. In dem Lieferwagen dienten ihm Richtspruch, Strafe, Sühne und Erlösung. Anderswo nutzte er traditionellere Werkzeuge.
    Mach etwas Sinnvolles mit deiner Zeit, du kleiner Scheißer.
    Das würde er, das würde er. O ja, das würde er.
    Er ging zum Fernseher, schaltete ihn ein und stellte ihn so laut, dass der Ton alles andere verdrängte. Auf dem Bildschirm sah er den Eingang zu einem Gebäude, Leute gingen hinein und kamen heraus, der Mund einer Reporterin bewegte sich und sprach Worte aus, deren Sinn er nicht entschlüsseln konnte, weil die Made nicht aus seinem Hirn weichen wollte. Sie fraß an seinem innersten Wesen. Hörst du mich, Scheißkopf? Hast du kapiert, was ich sage?
    Er stellte den Ton noch lauter. Er fing Wortfetzen auf: »Gestern Nachmittag ... St.-Thomas-Krankenhaus ... kritischem Zustand ... im fünften Monat schwanger ...« Und dann sah er ihn, den Polizisten selbst, Zeuge, Beobachter.
    Der Anblick verbannte die Made. Fu konzentrierte den Blick auf den Fernsehschirm. Dieser Lynley kam aus einem Krankenhaus. Zwei uniformierte Constables flankierten ihn und schirmten ihn vor den Reportern ab, die ihm Fragen zuriefen.
    »... irgendeine Verbindung zu ...?«
    »Bereuen Sie ...«
    »Hat dies irgendetwas mit der Story in der Source . .. «
    »... Entscheidung, einen Journalisten zu beauftragen ...«
    Lynley ging an ihnen vorbei, ließ sie hinter sich, verschwand. Er wirkte versteinert. Die Reporterin im Fernsehen sagte etwas über eine zuvor stattgefundene Pressekonferenz, und es wurde dorthin geschaltet. Ein Arzt in Chirurgenkleidung stand an einem Pult und blinzelte in die Scheinwerfer. Er sprach von der Entfernung einer Kugel, chirurgischen Maßnahmen zur Behandlung der Verletzungen, einem Fötus, der sich bewegte, aber das sei alles, was man zum jetzigen Zeitpunkt sagen könne, und als aus dem Publikum Fragen gestellt wurden, gab er keine weiteren Auskünfte, sondern trat von dem Pult zurück und verließ den Saal. Die Szene wechselte daraufhin wieder zum Krankenhaus, vor dem die Reporterin frierend im Morgenwind stand.
    »Dies ist das erste Mal, dass ein Angehöriger eines Polizeibeamten während einer laufenden Ermittlung tätlich angegriffen wurde«, sagte sie ernst. »Die Tatsache, dass dieser Angriff so kurz nach einem Porträt des besagten Ermittlungsbeamten und seiner Frau in einer Boulevardzeitung erfolgte, wirft die Frage auf, ob die höchst irreguläre Entscheidung von Scotland Yard so klug war, einem Journalisten in bisher nie dagewesener Weise einen Einblick hinter die Kulissen eines Verbrechens zu gewähren.«
    Sie beendete ihren Bericht, doch es war der Anblick von Lynley, der Fu in Erinnerung blieb, als ins Studio zurückgeschaltet wurde, wo die Moderatoren mit angemessen ernster Miene die Morgennachrichten

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