13 - Wo kein Zeuge ist
ich wollte ...« Robson schaute weg, doch in dem Raum war nichts, worauf er den Blick heften konnte, außer dem Kassettenrekorder, der seine Worte für die Nachwelt festhielt. »Ich hatte nicht die Absicht, ihn zu töten«, sagte er. »Ich wollte nur, dass er still ist, während ...«
»Während Sie mit ihm zum Ende kamen«, sagte Barbara.
»Sie haben ihn mit bloßen Händen erwürgt«, warf Nkata ein. »Wie sollte das ...«
»Ich wusste nicht, wie ich ihn sonst zum Schweigen bringen sollte. Zuerst hat er sich nur gewehrt, aber dann fing er an zu schreien, und ich wusste nicht, wie ich ihn sonst ruhig stellen sollte. Und dann war ich so mit mir selbst beschäftigt, dass mir nicht klar war, warum er mit einem Mal so still und leblos war. Ich dachte, er sei gefügig geworden.«
»Gefügig.« Barbara konnte sich nicht zurückhalten.
»Kinderschändung. Vergewaltigung. Ein Dreizehnjähriger. Und Sie haben geglaubt, er sei gefügig. Also haben Sie es zu Ende gebracht, nur irgendwann ist Ihnen klar geworden, dass Sie eine Leiche fickten.«
Robsons Augen röteten sich. »Ich habe mein ganzes Leben versucht, zu ignorieren ...«, begann er. »Ich habe mir eingeredet, es spiele keine Rolle: mein Onkel, die Ringkämpfe, das Gefummel. Meine Mutter, die bei ihrem kleinen Mann schlafen wollte, und die sexuelle Erregung, die für einen Jungen ganz natürlich war. Nur wie hätte ich es als natürlich empfinden können, da sie es war, die sie hervorrief? Ich habe es also ignoriert und irgendwann geheiratet, nur, ich wollte sie nicht, verstehen Sie, die Frau, deren Körper voll gereift war und die Ansprüche an mich stellte. Ich dachte, Bilder würden mir helfen. Videos. Verbotenes Zeug, aber niemand würde davon erfahren.«
»Kinderpornografie«, warf Barbara ein.
»Das erregte mich. Zu Anfang sogar schnell, aber mit der Zeit ...«
»Will man mehr«, sagte Nkata. »Man will immer mehr, wie bei einer Droge. Wie sind Sie auf MABIL gekommen?«
»Über das Internet. In einem Chatroom. Zuerst bin ich nur hingegangen, um es mir anzusehen, um mit Männern zusammenzutreffen, die das Gleiche empfinden wie ich. Ich hatte diese Bürde so lange mit mir herumgetragen, diesen obszönen Zwang. Ich dachte, es würde mich kurieren, hinzugehen und die Sorte Männer kennen zu lernen, die es wirklich taten.« Er zog ein Papiertuch aus der Tasche und wischte sich damit übers Gesicht. »Aber sie waren genau wie ich, verstehen Sie. Das war das Schreckliche daran. Sie waren wie ich, nur glücklicher. Im Einklang mit sich. Sie waren zu der Erkenntnis gelangt, dass fleischliche Freuden keine Sünde sind.«
»Fleischliche Freuden mit kleinen Jungs«, sagte Barbara. »Und wie kamen sie darauf, dass das keine Sünde sein soll?«
»Weil die Jungen lernen, es auch zu wollen.«
»Ach, wirklich? Und wie kommt es, dass Typen wie Sie glauben, das beurteilen zu können, Dr. Robson?«
»Ich sehe, dass Sie nicht glauben ... dass Sie meinen, ich sei ein ...«
»Ein Monster? Abschaum? Eine genetische Mutation, die vom Angesicht der Erde gefegt werden muss, zusammen mit allen anderen Ihrer Sorte? Wieso, zum Henker, sollte ich das glauben?« Es war einfach zu viel für sie.
»Barb«, sagte Nkata.
Er ist Lynley so ähnlich, dachte sie. Fähig, die Fassung zu bewahren, wenn es nötig war, und genau das hatte sie selbst niemals geschafft, denn die Fassung zu bewahren war ihrer Ansicht nach gleichbedeutend damit, sich innerlich vom Entsetzen auffressen zu lassen, das man empfand, wenn man es mit Ungeheuern wie diesem zu tun hatte.
»Erzählen Sie uns den Rest«, sagte Nkata zu Robson.
»Es gibt nichts weiter zu erzählen. Ich habe so lange gewartet, wie ich konnte. Es war schon spät in der Nacht. Ich habe den ... seine Leiche in den Wald getragen. Es war vielleicht drei oder vier Uhr. Weit und breit war niemand zu sehen.«
»Die Verbrennungen, die Verstümmelungen. Erzählen Sie uns davon.«
»Ich wollte, dass es so aussah wie die anderen Fälle. Als mir klar wurde, dass ich ihn versehentlich getötet hatte, war das das Einzige, was zu tun mir einfiel. Es musste so wie bei den anderen aussehen, damit Sie zu dem Schluss kommen, dass Daveys Mörder derselbe war wie der der anderen Opfer.«
»Moment. Wollen Sie etwa behaupten, Sie hätten die anderen Jungen nicht getötet?«, fragte Barbara.
Robson runzelte die Stirn. »Sie glauben doch nicht etwa ... Sie sitzen doch wohl nicht da und denken, ich sei der Serienmörder? Wie, in aller Welt, kommen Sie darauf?
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