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13 - Wo kein Zeuge ist

13 - Wo kein Zeuge ist

Titel: 13 - Wo kein Zeuge ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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alles für diesen Mann zu opfern, doch nachdem ihr Kopf wieder klar geworden war, hatte sie erkannt, dass er so wertlos war wie eine Staubflocke.
    Der Preis für den klaren Kopf war allerdings zu hoch gewesen. Und es stellte sich heraus, dass genau das der Grund für den Besuch von Mr. Bensley und Mrs. Richie war. Dieser Besuch wäre nicht einmal so schlimm gewesen, hätte sie nicht zuvor die Polizei aufgesucht.
    Dieses Mal waren es Beamte des Reviers Belgravia, nicht von New Scotland Yard: Ein unfreundlicher Detective Inspector Jansen in Begleitung eines Constables, der namenlos blieb und kein Wort sprach. Jansen hatte Ulrike eine Fotografie vorgelegt.
    Das Bild, das körnig war, aber nicht unmöglich zu erkennen, zeigte offenbar zwei Menschen, die eine schmale Straße entlangliefen. Die identischen Häuser, alle nur zweioder dreigeschossig, deuteten darauf hin, dass dies eine Hintergasse mit ehemaligen Stallgebäuden war. Und es handelte sich offensichtlich um eine wohlhabende Wohngegend, denn man sah keinen Müll auf der Straße, keine Graffiti, keine toten Pflanzen in heruntergekommenen Blumenkästen.
    Ulrike nahm an, sie wurde aufgefordert zu sagen, ob sie die beiden Personen kannte, die an der Überwachungskamera vorbeihasteten, von der offenbar das Foto stammte. Also betrachtete sie sie eingehend.
    Der Größere der beiden, eindeutig männlich, hatte die Kamera entdeckt und klugerweise das Gesicht abgewandt. Er hatte eine Mütze tief ins Gesicht gezogen. Der Kragen seiner Jacke war hochgeschlagen, die Finger steckten in Handschuhen, und er war von Kopf bis Fuß in Schwarz gekleidet. Er hätte ebenso gut ein Schatten sein können.
    Der Kleinere war nicht so aufmerksam gewesen. Sein Gesicht war nicht scharf, aber doch deutlich genug erkennbar, dass Ulrike mit Überzeugung - und einiger Erleichterung - aussagen konnte, sie kenne ihn nicht. Nichts an seiner Erscheinung war ihr vertraut, und sie wusste, sie hätte seinen Namen sagen können, wäre sie ihm je begegnet, denn er hatte einen dichten Schopf drahtiger Locken und Pigmentflecken im Gesicht, die wie überdimensionierte Sommersprossen aussahen. Er sah aus wie dreizehn oder ein wenig jünger. Und er war gemischtrassig, erkannte sie: weiß, schwarz und irgendetwas dazwischen.
    Sie gab Jansen das Foto zurück. »Ich kenne ihn nicht«, sagte sie. »Den Jungen, meine ich. Keinen von beiden, nur kann ich es nicht mit Sicherheit sagen, weil der Größere sein Gesicht abgewandt hat. Ich nehme an, er hat die Überwachungskameras bemerkt. Wo ist das?«
    »Es waren drei«, erklärte Jansen. »Zwei an einer Hausfassade, eine dritte gegenüber. Dies stammt von einer der Kameras an der Fassade.«
    »Warum suchen Sie ...«
    »Eine Frau wurde vor ihrer Haustür niedergeschossen. Diese beiden könnten die Täter sein.«
    Das war alles, was er ihr sagte, aber Ulrike stellte die Verbindung selbst her. Sie hatte die Zeitung gelesen. Die Frau des Superintendent von Scotland Yard, der hierher gekommen war, um mit Ulrike über die Ermordung von Kimmo Thorne und Jared Salvatore zu sprechen, war vor ihrem Haus in Belgravia angeschossen worden. Das Getöse um diese Angelegenheit war ohrenbetäubend gewesen, Titelstorys in allen Zeitungen und Gazetten. Den Bewohnern des betroffenen Stadtteils war ein solches Verbrechen unbegreiflich, und sie hatten in jedem zur Verfügung stehenden Medium darüber gesprochen.
    »Dieser Junge ist keiner von unseren«, erklärte Ulrike Detective Inspector Jansen. »Ich habe ihn noch nie gesehen.«
    »Sind Sie sich bei dem anderen auch so sicher?«
    Das muss ein Witz sein, dachte Ulrike. Niemand hätte den größeren Mann erkennen können, falls es überhaupt ein Mann war. Trotzdem sah sie sich das Foto noch mal an. »Tut mir wirklich Leid«, versicherte sie. »Es ist einfach ausgeschlossen ...«
    »Wir würden das Bild hier gerne herumzeigen, wenn Sie nichts dagegen haben«, sagte Jansen.
    Ulrike gefiel nicht, was er mit dieser Bitte offenbar andeutete, dass sie vielleicht nicht alles über Colossus wusste und nicht auf dem letzten Stand der Dinge war, aber ihr blieb nichts anderes übrig, als zuzustimmen. Ehe die Beamten ihr Büro verließen, fragte sie nach der Frau des Superintendent. »Wie geht es ihr?«
    Jansen schüttelte den Kopf. »Schlecht«, antwortete er.
    »Das tut mir Leid. Denken Sie ...« Sie deutete auf das Foto. »Glauben Sie, Sie werden sie fassen?«
    Jansen blickte auf das Bild hinab. Ein kleines Stück Papier in seiner großen,

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