13 - Wo kein Zeuge ist
nötig sein wird.«
»Warum nicht?«
»Das Haus an der Cadogan Lane mit den Überwachungskameras? Sie haben Bilder, die derzeit vergrößert werden. Belgravia wird sie im Fernsehen zeigen, und die Zeitungen werden die besten Aufnahmen abdrucken. Das ist ...« St. James blickte zur Decke. Lynley erkannte, wie schwer seinem Freund dieser Bericht fiel. Es war ihm aufgetragen worden, Informationen zu sammeln und an Helens Mann und Familie weiterzuleiten. Das ließ ihm keine Zeit zum Trauern. »Sie konzentrieren all ihre Kräfte auf diese Sache, Tommy. Sie haben mehr Freiwillige, als sie gebrauchen können. Aus allen Polizeirevieren der Stadt. Die Zeitungen ... Du hast sie nicht gesehen, oder? Sie haben es riesengroß aufgezogen. Aufgrund der Tatsache, wer du bist, wer sie ist, eure Familien ... all das.«
»Eine Story, wie die Gazetten sie lieben«, warf Lynley bitter ein.
»Aber in diesem Fall ist die Anteilnahme der Öffentlichkeit enorm groß, Tommy. Irgendwer wird die Bilder der Überwachungskameras erkennen und die Jungen identifizieren.«
»Jungen?«, fragte Lynley.
St. James nickte. »Zumindest einer von beiden war offenbar ein Jugendlicher. Das Aupair-Mädchen schätzte ihn auf zwölf Jahre.«
»O mein Gott.« Lynley wandte den Blick ab, als könne er seinen Verstand daran hindern, die unausweichlichen Schlüsse zu ziehen.
St. James tat es für ihn. »Ein Junge von Colossus? In Begleitung des Serienmörders, aber ohne zu wissen, dass sein Gefährte der Serienmörder ist?«
»Ich habe ihn - sie - in mein Heim eingeladen. Auf der Titelseite der Source, Simon.«
»Aber es war keine Adresse angegeben, kein Straßenname. Ein Mörder auf der Suche nach dir hätte dich aufgrund dieses Artikels nicht finden können. Das ist unmöglich.«
»Er wusste, wer ich war und wie ich aussah. Er hätte mir an jedem beliebigen Tag von Scotland Yard nach Hause folgen können. Und dann musste er nur noch seine Pläne machen und auf einen günstigen Zeitpunkt warten.«
»Wenn das der Fall ist, warum hat er dann den Jungen mitgenommen?«
»Um ihn eine Sünde begehen zu lassen, damit der Junge sein nächstes Opfer werden kann, wenn die Sache mit Helen erledigt ist.«
Sie hatten beschlossen, Hamish Robson eine Nacht in der Zelle schmoren zu lassen. Ein Vorgeschmack auf seine Zukunft. Also hatten sie den Profiler zur Polizeiwache am Shepherdess Walk gebracht, die zwar nicht die nächstliegende zu seiner Wohnung am Barbican war, aber ihnen ersparte, sich einen Weg weiter in die Innenstadt zur Wood Street suchen zu müssen.
Einen Durchsuchungsbeschluss in Händen, verbrachten sie den Großteil des folgenden Tages in Robsons Wohnung und sammelten Beweise gegen den Psychologen. Einer der ersten, die sie fanden, war sein Laptop, der in einem Wandschrank verstaut gewesen war, und Barbara folgte mühelos dem Pfad elektronischer Brotkrumen, den er darauf hinterlassen hatte.
»Kinderpornografie«, sagte sie über die Schulter zu Nkata, nachdem sie das erste der Bilder gefunden hatte. »Jungen und Männer, Jungen und Frauen, Jungen und Tiere, Jungen und Jungen. Unser Hamish ist ein richtiger Drecksack.«
Nkata seinerseits fand einen alten Londoner Stadtplan, auf dem der Standort der St.-Lucy-Kirche an der Ecke der Courtfield Road markiert war. Und zwischen den Seiten steckten ein Zettel mit der Anschrift des Canterbury Hotels sowie eine Visitenkarte, auf der lediglich »Schnee« und eine Telefonnummer standen.
Dies, zusammen mit Barry Minshalls Identifizierung von Robson auf dem Foto und der Tatsache, dass zwei-zwei-eins-sechs-null Teil der Telefonnummer von Robsons beruflicher Wirkungsstätte war, reichte aus, ein KTU-Team zu bestellen und ein weiteres Team zur Walden Lodge zu schicken. Ersteres sollte nach Spuren in Robsons Wagen suchen, das zweite in der Wohnung seiner Mutter arbeiten. Es schien unwahrscheinlich, dass er Davey Benton oder eines der anderen Opfer in seine Wohnung hier am Barbican gebracht haben sollte. Aber zumindest Davey war in Robsons Wagen zur Wood Lane gefahren worden und hatte mit Sicherheit Spuren in Esther Robsons Wohnung hinterlassen.
Als sie genug beisammen hatten, um eine Anklage wegen Pädophilie zu untermauern, fuhren sie zur Polizeiwache. Robson hatte bereits seine Anwältin informiert, und nachdem Barbara und Nkata eine Weile gewartet hatten, bis sie vom Gericht kam, betraten Anwältin und Mandant gemeinsam das Verhörzimmer.
Es war ein interessanter Winkelzug, fand Barbara, dass Robson eine
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