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13 - Wo kein Zeuge ist

13 - Wo kein Zeuge ist

Titel: 13 - Wo kein Zeuge ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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alles.«
    »Ich weiß nicht«, antwortete sie schließlich.
    Und das war besser, als die Dinge in der Vergangenheit gestanden hatten. »Wenn du's rausgekriegt hast, ruf mich an«, bat er sie. »Ich hab kein Problem damit, zu warten.«
    Lynley nahm an, einer der Gründe, warum sie ihn im Krankenhaus behielten, war, dass sie fürchteten, er werde Kilfoyle etwas antun, wenn sie ihn entließen. Und die Wahrheit war, dass er tatsächlich etwas getan hätte, aber nicht das, was sie offensichtlich annahmen. Er hätte dem Mann lediglich die Frage gestellt: Warum? Und vielleicht hätte diese Frage zu anderen geführt: Warum Helen und nicht ich? Und warum die Art und Weise, wie er es getan hatte, zusammen mit einem Jungen? Was für eine Aussage wollte er damit treffen? Ging es um Macht? Gleichgültigkeit? Sadismus? Vergnügen? So viele Leben wie möglich auf unterschiedlichste Weise zu zerstören, auf einen Schlag, weil er wusste, dass das Ende nahe war? War das der Grund? Er war jetzt berühmt, berüchtigt, mit all der damit einhergehenden Medienaufmerksamkeit. Er stand jetzt ganz oben bei den Besten der Besten, neben Namen wie Hindley, die für alle Zeit das Firmament der Abgründigkeit erhellten. Verbrechensenthusiasten würden in Scharen zu seinem Prozess kommen, Autoren würden seine Taten in Büchern dokumentieren, und so würde er niemals aus dem öffentlichen Bewusstsein verschwinden wie ein gewöhnlicher Mann oder auch eine unschuldige Frau und ihr ungeborenes Kind, beide tot und bald vergessen.
    Offenbar hatten die Detectives angenommen, Lynley könnte gewalttätig werden, sobald er das Monster wieder vor sich hatte. Aber Gewalttätigkeit setzte eine innere Lebenskraft voraus, die einen Menschen antrieb. Diese Kraft war aus ihm gewichen.
    Sie sagten, man werde ihn in die Obhut eines Verwandten entlassen, und da sie seine Kleidung irgendwo versteckt hielten, war er gezwungen, auf die Ankunft dieses Familienmitglieds zu warten. Zweifellos hatten sie bei ihrem Anruf in Eaton Terrace angedeutet, dass diese Person sich am besten reichlich Zeit lassen solle, und so war es schon später Vormittag, als seine Mutter schließlich im Krankenhaus ankam. Sie hatte Peter mitgebracht. Ein Taxi warte draußen, erklärte sie.
    »Was ist passiert?« Sie kam ihm älter vor als noch vor wenigen Tagen, und er vermutete, dass die Erfahrung eines Lebens im Chaos, das sie derzeit alle führten, auch von ihr einen Tribut forderte. Der Gedanke war ihm bislang nie gekommen. Er fragte sich, was es bedeutete, dass er jetzt daran dachte.
    Hinter ihrer Mutter stand Lynleys Bruder, schlaksig und verlegen wie immer. Sie waren einander einmal nahe gewesen, aber das lag Jahre zurück, und nun standen Kokain, Alkohol und enttäuschte Erwartungen zwischen ihnen wie böse Geister. Es gab zu viel Krankheit in seiner Familie, dachte Lynley, körperliche und auch seelische.
    Peter fragte: »Alles in Ordnung, Tommy?«, und Lynley sah seinen Bruder die Hand ausstrecken und dann wieder sinken lassen. »Sie wollten uns am Telefon nichts sagen ... Nur, dass wir dich holen sollen. Wir haben gedacht ... Sie haben gesagt, du seiest in der Nähe des Flusses gewesen. Aber hier oben ... Welcher Fluss? Was hast du ...«
    Lynley begriff, dass sein Bruder sich fürchtete. Noch ein drohender Verlust in seinem Leben, und Peter wusste nicht, wie er ohne eine Krücke zurechtkommen sollte, auf die er sich stützen konnte: durch die Nase gezogen, in die Vene gespritzt, aus der Flasche, was auch immer. Peter wollte all das nicht, aber es war immer dort draußen und lockte ihn.
    Lynley sagte: »Alles in Ordnung, Peter. Ich habe nichts versucht. Und das werde ich auch nicht.« Obwohl er wusste, dass diese letzte Aussage weder ein Versprechen noch eine Lüge war.
    Peter kaute auf der Innenseite seiner Lippe, eine Gewohnheit aus Kindertagen. Er nickte nervös.
    Lynley berichtete in zwei schlichten Sätzen, was sich ereignet hatte: Er hatte einen Zusammenstoß mit dem Mörder gehabt. Barbara Havers hatte die Dinge in die Hand genommen.
    »Eine bemerkenswerte Frau«, sagte Lady Asherton.
    »Das ist sie«, antwortete Lynley.
    Er fand heraus, dass Ulrike Ellis schon Stunden zuvor in die Obhut der Polizei entlassen worden war, um ihre Aussage zu machen. Sie war nervlich mitgenommen, aber ansonsten unversehrt. Kilfoyle hatte nichts getan, außer sie mit Stromstößen zu lähmen, sie zu knebeln und zu fesseln. Das war schlimm genug, aber so weit von dem entfernt, was hätte passieren

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