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130 - Die Hexe mit dem Todesatem

130 - Die Hexe mit dem Todesatem

Titel: 130 - Die Hexe mit dem Todesatem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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einstmals schulterlange schwarze Haar war jetzt weiß, und tiefe Furchen zogen sich durch die grau-grüne Lederhaut.
    Nichts war von ihrer einstigen sagenhaften Schönheit geblieben. Ihre Lippen, runzelig, aber noch leicht gerötet, entblößten strahlendweiße, regelmäßige Zähne, und große Augen mit kleinen, starren Pupillen schauten die Männer an.
    Ein weißer Fetzen hüllte sie ein. Die Stricke, die sie einst fest umschlungen hatten, hingen locker an ihr. Steif stand die mumifizierte Hexe da.
    »Sie ist tot«, bemerkte Van Bowman trocken.
    »War bestimmt kein schönes Ende.«
    »Das sieht nur so aus«, behauptete Boro. »In ihrem Inneren befindet sich immer noch eine gefährliche Glut. Wir müssen sie schüren.«
    »Wozu?«
    »Um das Feuer ihres Lebens anzufachen«, sagte Boro.
    »Ist es denn so wichtig für Sie, daß Inaza wieder lebt?« fragte Van Bowman.
    »Denken Sie daran, daß sie sich erkenntlich zeigen wird, wenn wir sie aus diesem langen Schlaf wecken.«
    »Mir genügt der goldene Pfahl«, sagte der Engländer nüchtern. Mit gemischten Gefühlen näherte er sich der furchterregend aussehenden Hexe.
    Er beugte sich vor und warf einen neugierigen Blick über ihre knöcherne Schulter, sprang sofort wieder zurück und starrte Boro wütend an. »Verdammt!« stieß er hervor. »Verdammt! Wozu bin ich hierher gekommen? Dieses gräßliche Weib lehnt an einem ganz gewöhnlichen Holzpfahl!«
    »Das ist nicht wahr!«
    »Überzeugen Sie sich selbst.«
    Das tat Boro, und als er zurücktrat, war seine olivfarbene Haut grau geworden.
    »Da sieht man, was man auf das Geschwätz von Zigeunern geben kann!« ärgerte sich Van Bowman. »Holz, das sich in Gold verwandelt! Ich wollte es nicht glauben, aber Sandor Feges ließ einfach nicht locker. Die ganze weite Reise umsonst. Oh, ich könnte mich selbst in den Hintern treten, weil ich so blöd war, auch nur eine Silbe von dieser verrückten Geschichte zu glauben!«
    »Ich sagte es schon, viele Überlieferungen werden verschlüsselt weitergegeben. Man kann sie im Laufe der Zeit falsch gedeutet haben«, konterte Boro.
    »Ich hätte Feges zum Teufel jagen sollen, als er zu mir kam.«
    »Na schön, der Pfahl ist aus Holz und nicht aus Gold. Ich bin genauso enttäuscht wie Sie, aber wir haben Inaza gefunden, und es steht immer noch die Behauptung, daß sie sich erkenntlich zeigen wird…«
    »Ach, hören Sie doch auf, dummes Zeug zu reden«, unterbrach der Engländer den Zigeuner unwillig. »Sehen Sie denn nicht, daß diese Frau seit zweihundert Jahren tot ist?«
    »Sie schläft nur.«
    »Tot ist sie. Mausetot Und mumifiziert.«
    »Wir werden Inaza wecken mit dem Hexenamulett. Geben Sie es mir.«
    Van Bowman schüttelte den Kopf. »Davon trenne ich mich nicht. Es bringt mir Glück, und es ist das einzige Gold, das jemals von Inaza zu kriegen war.«
    »Bitte, Mr. Bowman!« sagte der junge Zigeuner eindringlich. »Sie müssen mir das Amulett überlassen.«
    »Ich denke nicht daran…« Van Bowman verstummte, als Boro den Revolver zog und auf ihn richtete. Er kniff die wasserhellen Augen haßerfüllt zusammen. »Verdammt, ich hätte wissen müssen, daß man euch nicht trauen darf. Junge, was du da tust, kann verdammt unangenehme Folgen für dich haben. Ich schätze es nicht, mit einer Waffe bedroht zu werden!«
    »Das Amulett, Bowman!« forderte Boro energisch. »Rechnen Sie nicht damit, daß es Sie vor meiner Kugel schützt!«
    »Du wagst es nicht abzudrücken!« fauchte der Engländer.
    »Wollen Sie es wirklich darauf ankommen lassen?«
    Boro trat einen Schritt vor und nahm dem Engländer das Hexenamulett aus der Hand.
    »Dafür bringe ich dich um!« sagte Van Bowman, und wer ihn kannte, wußte, daß das keine leere Drohung, sondern ein tödliches Versprechen war.
    Boro trat an die Maueröffnung und hängte der mumifizierten Hexe die Kette um. Er schlang sie zweimal um ihren dürren Hals und trat dann zurück.
    Gespannt wartete er. Hexe und Amulett waren nach mehr als zweihundert Jahren wieder vereint. Das mußte seine Wirkung tun. Der Satansrubin begann zu pulsieren. Einmal leuchtete er hellrot, dann wurde das Licht wieder etwas schwächer.
    »Die Kraft des Steins belebt sie«, behauptete Boro.
    »Ich halte dich für einen ausgemachten, abergläubischen Idioten«, fauchte Van Bowman. »Ich will das Amulett wiederhaben. Es gehört mir.«
    »Es kommt Leben in Inazas Augen!« stieß Boro aufgeregt hervor. »Das Lebensfeuer fängt wieder an zu brennen. Wir haben die Hexe geweckt!

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